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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0150

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11 Formen kriegerischer Gewalt

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phischen Quellen ebenfalls in den Blick genommen werden. Es ist kein Zufall,
dass insbesondere Jean Froissart als Chronist des Rittertums par excellence
hier in der Forschung im Zentrum der Aufmerksamkeit steht.^ Am Beispiel
Froissarts wird einerseits klar, dass der Chronist für ritterlich-kriegerische
Verhaltensidealen äußerst empfänglich war und diese, etwa im Fall des Föse-
geldsystems als zumeist vorbildlich umgesetzt beschrieb. Andererseits konnte
Froissart trotz seines Anspruchs, die heldenhaften Taten ritterlicher Krieger
niederzuschreiben, das durch den Krieg verursachte Feid nicht verhehlend
Grundsätzlich waren die ,Regeln' nicht darauf angelegt, die Kriegsfüh-
rung humaner zu gestalten, sondern problematische Situationen berechenbar
zu machend So war es regelkonform und allgemein akzeptiert, dass bei der
gewaltsamen Einnahme einer Stadt deren Einwohner und ihr Besitz der Gna-
de der Eroberer ausgeliefert waren. Diese konnten die Stadt zur Plünderung
freigeben und ihre Garnison und Bewohner töten, oder aber Plünderungen
verbieten und die Bewohner verschonend Grundsätzlich vertraute man auf
die Möglichkeit, kriegerische Gewaltausübung zu regulieren, wofür der je-
weilige Kommandeur einer Truppe als verantwortlich angesehen wurde d
Entsprechend gab man nach Stadteroberungen klar definierte Bedingungen
vor, nach denen etwa ihre Plünderung erlaubt wurde (so z. B. 1436 in Paris
die Plünderung nur der englischen Bewohner, oder aber 1411 in Ham (Dep.
Somme) ohne Brandstiftungen und andere Schädigungen der Bewohner) 7°

65 Vgl. Diller, Attitudes; Jäger, Aspekte; Audinet, Lois.
66 Brown, Violence, S. 262; Ainsworth, Introduction generale [2004], S. 32; Ainsworth, Introduc-
tion generale [2001], S. 32f.; Jäger, Aspekte, S. 254-527; Diller, Attitudes, S. 159-161.
67 Vgl. Clauss, Gefangenen, S. 114. Dagegen DeVries, Medieval Warfare, der von einer generell
defensiven Kriegsführung ausgeht, die das menschliche Leben sehr hoch geachtet habe.
68 Plünderungen: Chronique des quatre premiers Valois, S. 140; Chronique du Religieux, Bd. 1,
S. 276 und 280; Bd. 5, S. 226-228; Monstrelet, Chronique, Bd. 2, S. 172-176; Bd. 3, S. 333; Basin,
Charles VII, Bd. 1, S. 150; Basin, Louis XI, Bd. 3, S. 264. Massaker an Bewohnern: Froissart,
Chroniques (liv. I & II), S. 402 (1,171), 549f. (1,262), 601 (292), 605 (1,293); Froissart, Chroniques
(SHF), Bd. 7, S. 250 (1,666); Chronique des quatre premiers Valois, S. 254; Chronique normande
de Pierre Cochon, S. 278; Juvenal des Ursins, Histoire, S. 366; Chronique du Religieux, Bd. 1,
S. 276, Bd. 4, S. 244, 316, 470, Bd. 6, S. 184, Journal d'un Bourgeois, S. 104 (§178), 334 (§654),
352f. (§693); Monstrelet, Chronique, Bd. 3, S. 151 und 405f.; Bd. 4, S. 185; Basin, Charles VII,
Bd. 2, S. 212; Philippe de Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 318 (V,l). Verbot von Plünderungen:
Chronique des quatre premiers Valois, S. 238; Chronique du Religieux, Bd. 4, S. 148, 188, 466-
468, 506; Bd. 5, S. 326, 760; Juvenal des Ursins, Histoire, S. 359; Siehe auch Rowe, Disdpline,
S. 203f.; Newhall, Bedford's Ordonance, S. 51.
69 Laennec, Christine, Bd. 2, S. 57f. (1,14), (siehe auch: Christine de Pisan, Book of Fayttes, S. 44f.;
Christine de Pisan, Book of deeds, S. 41); Jean de Bueil, Jouvencel, Bd. 2, S. 26f.
70 Journal d'un Bourgeois, S. 353f. (§693); Chronique du Religieux, Bd. 4, S. 470. Auch die Auftei-
lung der Beute wurde häufig genau geregelt: Chronique du Religieux, Bd. 5, S. 334—336; Mons-
trelet, Chronique, Bd. 5, S. 56; Jean de Bueil, Jouvencel, Bd. 1, S. 85f. Johannes von Legnano un-
terscheidet beim Verfügungsrecht über Beute danach, ob der Krieg öffentlich durch einen Fürs-
ten oder nur zur Verteidigung geführt wurde. In erstem Fall wurde die Beute zum Eigentum,
im zweiten durften nur defensive Maßnahmen ergriffen werden; Giovanni da Legnano, Tracta-
tus de Bello, S. 123f. (Kap. 59). Honore Bouvet differenziert insbesondere mit Blick auf gefan-
gene Personen verschiedene Rechtszustände und merkt an, dass die Rechtsvorschriften unein-
deutig seien: Los droits OM sowf fro:ddos d MOM wie Mon dors, weis OM padoMf do:ddoMsowoMf. Bonet,
Arbre, S. 133-135 (IV,43). Mitunter wurden um den rechtmäßigen Besitz von Beute auch Pro-
 
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