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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0270

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21 Formen kollektiver Gewalt

269

Sicherheitslage in der Auvergne deutlich verbessert hatte.^ Solange sie nur
gegen Conzpdgnzcs und englische Garnisonen vor gingen, wurden sie offen-
sichtlich von der Obrigkeit nicht als Gefahr angesehen - anders als im
Languedoc.^
Seit den 1360er Jahren wurde auch das Languedoc, die Region zwischen
Rhone und Garonne, wiederholt von Compagmes heimgesucht. Angesichts
dieser Bedrohung wiederholten sich auch die Abwehrreaktionen der Städte.^
Mit städtischer und teils adliger Unterstützung organisierte sich auf lokaler
Ebene die Gegenwehr gegen die andauernden Plünderungen: Einzelne Dörfer
schlossen sich zusammen, wählten einen Capz(az7ie und verschworen sich per
Eid auf ihr gemeinsames Ziel - etablierten sich aber kaum je dauerhaft als
feste Gruppe.^? Im Rahmen des Versuchs, die Compagmes unter obrigkeitli-
cher Kontrolle nach Spanien zu führen, sollte schließlich der Herzog von An-
jou im Languedoc die Lage beruhigen. Tatsächlich nahm er viele ehemalige
compagHons in seine Dienste auf. Es ist jedoch fraglich, ob dies zu Änderungen
in ihren Praktiken führte. Entsprechend schlug auch den nunmehr königli-
chen Truppen Widerstand entgegen, dessen Vielfalt ein Vergleich zeigt, der
1369 zwischen den Generalständen des Languedoc und dem Herzog von
Anjou geschlossen wurde. Das Languedoc zahlte die stolze Summe von
430 000 yhmcs für den Unterhalt der Truppen und erhielt dafür eine vollstän-
dige Begnadigung für alle vorherigen Akte des Widerstands, die das Doku-
ment mit der Verweigerung der Einquartierung und der Lebensmittelversor-
gung über Diebstahl bis hin zu Mord auflistet.^s Indem der Herzog von An-
jou versprach, diese Widerstandsakte zu vergeben, machte er einerseits klar,
dass sie zwar grundsätzlich als Verbrechen behandelt wurden, er den Be-

284 Die Companies konnten 1387 gegen Geldzahlungen zum Abzug bewegt werden, auch die
Reise Karls VI. in den Süden (1390) brachte eine Verbesserung der Sicherheitslage mit sich, sie-
he Challet, Mundare et auferre, Bd. 1, S. 218-220. Dagegen mit Betonung der typischen Repres-
sion Wright, Knights, S. 85f.
285 Challet, Mundare et aulerre, Bd. 1, S. 220; Challet, La revolte, S. 103. Auch Wright, Knights,
S. 91, betont, die TMcin'MS hätten noch am ehesten den Interessen des Königs nahe gestanden,
weniger denen der lokalen Eliten.
286 Solon, Tholosanna Fides schildert dies exemplarisch am Beispiel der Stadt Toulouse. Siehe
generell zu den TMcin'MS im Languedoc Challet, Mundare et aulerre, Bd. 1, S. 132-143; Char-
bonnier, Qui furent les Tuchins?
287 Allein diese offene Organisationsform war für Michel Pintoin ein Bild ihrer Unordnung: (...)
Mtpote tpd MOM sim:d sed iHrwedw ei diuidi inecdciwd. Chronique du Religieux, Bd. 1, S. 310. Siehe
dazu Challet, Mouvement, S. 23; Challet, L'exclusion, S. 379f.; Challet, Tuchinat, §3-4; Challet,
La revolte, S. 104f.; Boudet, (acquerie, S. 3-7.
288 (iem, OWMeS peMHS iMCMUerMMi HMi iMCMUere poiMerMMi rHÜOMe irHMSgreSSiOMMW ei OrdiMHÜOMMW
regAruw (...) diciis duraMdiws guerris, genies armorMW in diciis senescAiiis exisienies de mandAo
regio in uiiiis MOM recepiauerMMi uei eis uiciMHÜH MOM dederuwi uei wiMisirarMMi, seM ipsis geMiiiws gni-
mAA Hh?Me FoMH ei AA AisiMierMMi ei Ad?MH earMW UMiMerauerMMi uei oeeiderMMi, eisdem owMew pe-
MHW ei emendcm eorporAew eriwiMAew ei ciuiiew (...) rewiiiiwMS ei ^MÜiHWMS. Paris, BnF, ms. lat.
9175, fol. 130-151. Nach Challet, Mundare et auferre, Bd. 1, S. 137, ist dies eine Abschrift des
Originals, das sich in Montpellier, Archives Municipales, fonds Louvet, D 13, n. 46, befindet.
Vgl. auch Challet, Compagnons, S. 345.
 
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