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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0329

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328

IVI Problematisierungen

sen/i Adlige .Verräter' wurden dann enthauptet, nicht-adlige gehängt/?
Letzteres galt als weitaus entehrender, weil der tote Körper am Galgen länger
den Blicken der Zuschauer aus gesetzt war. Eine zusätzliche Ehrminderung
konnte durch das nachträgliche Hängen der enthaupteten Leiche erreicht
werden.^ Mit dem Tod endete der Strafritus jedoch nicht: Dem Rumpf der
Leiche wurden nun die Gliedmaßen amputiert, sie wurde .gevierteilt' (siehe
Abb. 6. S. 438)/4 Vom Verurteilten blieb also nicht viel mehr als blutiges
Fleisch, das seine Identität nicht mehr erkennen ließ/5 Wenn bereits die Ver-
stümmelung eines Körpers durch Messerstiche Grauen auslöste (vgl. dazu
S. 368-370). kann man sich die ab- und erschreckende Wirkung vorstellen,
die von einer solchen Zerstückelung ausging - auch wenn die Chronisten
diese im Kontext von Strafriten kaum als .exzessiv' benannten/^ Die Glied-
maßen und der Kopf wurden schließlich an den Stadttoren ausgestellt, wobei
man durch Holztafeln die Identität und das Verbrechen der entsprechenden
Person benannte/? Weit über den Tod hinaus wurden die Körperteile des
Verurteilten öffentlich ausgestellt, wodurch ihm eine christliche Beerdigung
verwehrt blieb/s
Die enge Verknüpfung von Stand. Verbrechen. Strafe und intendierter Öf-
fentlichkeit wird am Urteil deutlich, das 1391 gegen den Comp%gmes-Führer
Merigot Marches verhängt wurde (und das als exemplarischer Fall im Regzsbr

?! So bei der Hinrichung Jeans de Montaigu 1409; U'cfor /psMW sccHr; /n'cns, wer cxpn'mcMS propfcr
wion'dviHr, wion's csf, so/o o?pMf Zps/Ms HwpMtHÜ. Chronique du Religieux. Bd. 4. S. 274-
276. Auch dem für die Hinrichtung Jeans de Montaigu verantwortlichen Prouof Pierre des Ess-
arts wurde 1413 bei seiner eigenen Hinrichtung dieses Privileg gewährt: Ad /ocMW tarne?! HSCOM-
&MS, t?MO pLcü poposdf a jMd/co Mo HMto morfom porpo/mä? d/uM/gHroM/Mr scdora. Chronique
du Religieux. Bd. 5. S. 76. Siehe auch Journal d un Bourgeois. S. 61 (§68). Dazu Schnerb. Ar-
magnacs. S. 133-135 und 181; Guenee. Meurtre. S. 173-175 und 218-222.
72 In einem seltenen Fall baten die Angehörigen von Clement Chance 1365 den König nicht um
vollständige Begnadigung, sondern um eine nicht-öffentliche Hinrichtung, um der Familie die-
se Unehre zu ersparen, vgl. Gauvard. Violence et ordre public. S. 77. Zur Hängung bzw. Ent-
hauptung siehe Gonthier. Chätiment. S. 146-156. dort auch Quellenbelege.
73 So z. B. Jean de Montaigu 1409: Chronique du Religieux. Bd. 4. S. 274—276; Journal d un Bour-
geois. S. 34 (§10); Nicolas de Baye. Journal [1885-1888]. Bd. 1. S. 292; Monstrelet. Chronique.
Bd. 2. S. 44. Juvenal des Ursins. Histoire. S. 451. umgeht in seiner Chronik die Benennung der
Hinrichtungsart. Der für die Hinrichtung Jeans de Montaigu verantwortliche Prouöf Pierre des
Essarts wurde 1413 als Sühne auf dieselbe Art hingerichtet: Chronique du Religieux. Bd. 5.
S. 76; Juvenal des Ursins. Histoire. S. 484f.; Nicolas de Baye. Journal [1885-1888]. Bd. 2. S. 116;
Monstrelet. Chronique. Bd. 2. S. 373; sehr knapp: Chronique normande de Pierre Cochon.
S. 266. Dazu Gonthier. Chätiment. S. 152-154.
74 Zur Abbildung siehe Gonthier. Chätiment. S. 159; Raynaud. Violence. S. 192f. (Nr. 95); Morel.
Iconographie. S. 73. Fig. 43.
73 Gonthier. Chätiment. S. 140-146 und 158f.
76 Van Eickels. Gewalt. S. 49f. Eine weitere Verschärfung der Strafe bedeutete es. wenn Ver-
stümmelungen uor der eigentlichen Hinrichtung stattfanden, der Verurteilte also gequält wur-
de. Gonthier. Chätiment. S. 1156-1158.
77 So belegt in der Chronique des regnes. Bd. 1. S. 253. zur Hinrichtung Martin Pisdoes (1360):
C/MSfMM mcm/w H MMC pofCMCC tpu pOMr cdL CHMSC/M
7s Gonthier. Chätiment. S. 131-134.
 
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