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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0333

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332

IVI Problematisierungen

ker bereitfand, sofern man ihn selbst verschonen würde. Er habe dann alle 24
Verurteilten mit je einem Schlag enthauptet. Als der König jedoch erfuhr, dass
der Henker sogar mit vielen der Hingerichteten verwandt war, „verfluchte er
die Grausamkeit dieses Ungeheuers, das weder seinen Stamm noch sein eige-
nes Blut verschonte." Er ließ den Mann hinrichten, der damit die gerechte
Strafe für seine „Unmenschlichkeit" erhielt.^ Während Pintoin ausdrücklich
die Tapferkeit und Würde der Flamen lobte, die stolz in den Tod gingen, war
der Vatermörder als Henker das narrative Signal einer schlechten' Hinrich-
tung.
Bestes Beispiel für die soziale Ausgrenzung und Infamisierung der be-
rufsmäßigen Henker dürfte Capeluche sein, der von 1411 bis 1418 Henker
von Paris war. Er wurde von Michel Pintoin als besonders fanatischer Bour-
guignon stilisiert, der wiederholt die Grenzen der sozialen Ordnung durch
sein Verhalten verletzte.^ Als ,Hauptverantwortlicher' wurde er nach den
Massakern von 1418 schließlich selbst hingerichtet.^ Von Relevanz sind hier
vor allem die Schilderungen Jean Juvenals und Basins, die berichten, dass
Capeluche auf Geheiß Johanns Ohnefurcht exekutiert worden sei. Basin be-
schreibt, dass Johann bei seinem feierlichen Einzug in die Stadt Capeluche
begegnet sei, der von vielen seiner Mordgesellen umgegeben gewesen sei, auf
Johann aber den Eindruck eines Fürsten gemacht habe - weswegen er ihn
grüßte. Als der Herzog dann später erfahren habe, wem er auf diese Weise
begegnet sei, habe er Capeluche hinrichten lassen.^ Damit wurde sichtbar
gemacht, was einem Henker zustand und was nicht: Auch nur entfernter
sozialer Kontakt mit Fürsten gehörte definitiv nicht dazu, geschweige denn
ihre körperliche Berührung, wie sie Jean Juvenal schildert. In dessen Darstel-
lung ließ Johann den Henker hinrichten, weil dieser ihn berührt habe. Johann
hatte ihm die Hand gereicht, ohne zu wissen, dass er einen Henker vor sich
hatte.95 Eine derartige Transgression ständischer Grenzen hätte sich der Hen-
ker aufgrund seines infamen Standes niemals erlauben dürfen.

OwMes ;'Mss;l deroiiari, si adessei seMieMrie exe^Mior. Sed Mer de/dd ex eisdem rrMeMiMS parririda, t?Mi,
MaiMraii H^erfM posiposiio, ad id AÖMMS se odiMÜi, ei ad asiaMiidMS Moxe iwpMMiiaie prowissa, siMgMio-
rMM! rapiia siMe iriMS repeiirioMe HwpMiauii. J...J Rex uero HMdieMS (?Mod owMes iMMr iMierempios MOM
MMMMS ;M ierreio gradM roMSHMgMiMÜaiis spirMiaior aiÜMgedai, exerraiMS esi seuiriaw rrMdeliorem
deiMis, fMM! Mer origiMi SMe Mer proprio SHMgMiMi perperissei, ei iM orMÜs owMiMM! exrideMdaw radirew
daMr iMrommodam Adirauii, sie ^Mod iaMdew orrisMS esi, AMciMS digMos SMe iMdMWWHMiiaiis reripieMS.
Chronique du Religieux, Bd. 1, S. 382-384.
92 Siehe dazu S. 256, Anm. 203 und S. 261, Anm. 234.
93 Schnerb, Armagnacs, S. 254; Autrand, Charles VI, S. 557.
94 iMirauii eriaw posi dor Mrdew BMrgMMdioMMM! dMX JodaMMes, ^Mi rMW ^Modaw die, per uiros rifÜHiisw
e^MO ueriMS, oduiMW dadMissei ioriorew riuiiaiis rogMoweMio CapeiMrde, WMlia diriorMW sirrariorMW
saielliiMW iMrda siipaiMM! ei pMiaMS ali^Mew esse priMripew seM dMrem miliiMW, saiMiassei eMW, ei
posiea a SMis ^Maiis ei ^Maw uiiis roMdirioMis domo essei Aissei edoriMS, eMW rapiMW SMppiirio pMdiire
a/Jecii; ^Mod inp'Msrewodi sirrrrios wMiiMM! repressii. Basin, Charles VII, Bd. 1, S. 60.
9s Pi piMsieMrs A^s oeMoii iedii CapeiMrde parier HM dMr de BoMrgogMe, arrowpagMe de wesrdaMies geMS,
HMSsi dardiweMi ^Me si r'eMsi esie MM seigMeMr. J...J Pi repeMdaMi/Mi pris iedii CapeiMrde doMrreaM, ^Mi
deMuoii eM ia pappee es daiies, ei iMroMÜMeMi OM iMi/ roppa ia iesie; ei disoii-OM t?M'oM iMi/ auoii Ad roMp-
per, poMrre ^M'ii auoii iourde HM dMr de BoMrgoMgMe, ie^Mei iMi/ auoii daiiie sa waiM, MOM rMidaMi ^M'ii
Asi doMrreaM, par^MOi/ romme dii esi ii iMi//ii roMpper ia iesie. Juvenal des Ursins, Histoire, S. 543.
Siehe dazu Armand, Bourreaux, S. 44-47.
 
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