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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0372

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21 Körper und Körperlichkeit

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15. Jahrhundert und wurde zum Kennzeichen für (verwundete) Helden.^ In
historiographischen Texten ist die Erwähnung von Blut eher selten und damit
im Fall einer Nennung umso signifikanter.^ In den Text begleitenden Minia-
turen dagegen floss zunehmend mehr Blut: War im 13. Jahrhundert nur auf
ca. 10 % der Gewaltdarstellungen Blut zu sehen, stieg der Anteil im 14. Jahr-
hundert auf 32 % und bis 1425 sogar auf 35 %A Verletzungen wurden explizit
gezeigt, vor allen an Kopf, Brust und Bauche

Blutende Wunden
Um die Schwere einer Körperverletzung zu bemessen, wurde schon in den
CoMfumcs de danach unterschieden, ob beziehungsweise wie viel Blut
vergossen wurdeA Auch in den Schilderungen der Begnadigungsbriefe wur-
de großer Wert darauf gelegt, präzise die Art der Wunden zu beschreibend"
So unterschied Clemens Moulin 1486 genau zwischen blutenden und nicht
blutenden Wunden, als er schilderte, wie er in einen Streit zwischen Jehan
Torchon und Jehan Soncques (genannt ,PercilleT) eingegriffen habe: Torchon
habe Soncques im Streit mit einem Stein eine blutende Kopfwunde zugefügt.
Beim Versuch, die beiden zu trennen, habe dann Moulin selbst Torchon getre-
ten, ohne dabei aber Blut zu vergießen. Torchon habe daraufhin Moulin mit
einem Spielstein beworfen, woraufhin er „wütend und erhitzt" mit einem
Stein zurückgeschlagen habe, bis Soncques blutete A Ob eine Wunde blutete

45 Blons-Pierre, Jeux, S. 51 f.
46 Dazu knapp Prietzel, Tod, S. 91 f. In der Beschreibung von Schneidmüller, Grenzerfahrung,
S. 267, in Chroniken seien Knochen zerborsten, sei Blut gespritzt und das Morden leicht er-
schienen, müsste daher zumindest für Frankreich zwischen Text und Bild differenziert wer-
den.
47 Raynaud, Violence, S. 55-57. Bei aller Vorsicht gegenüber solchen Allgemeingültigkeit vor-
spiegelnden Statistiken erscheint die Tendenz der Aussage Raynauds dennoch plausibel. Siehe
auch Tammen, Blut, sowie praktisch inhaltsgleich Tammen, Rot.
48 Ellena, Temps, S. 86; Raynaud, Violence, S. 50-54. Auch unbeerdigte Krieger auf dem Schlacht-
feld werden häufig in Miniaturen gezeigt: Raynaud, Violence, S. 50.
46 Philippe de Beaumanoir, Coutumes, Bd. 1, S. 432f. (§839-840) und Bd. 2, S. 15 (§1028). Zur
Bedeutung des Körpers und von Verletzungen für die lustiz, siehe auch Mathieu, Corps.
Boockmann, Mittelalter, verweist auf den ,WundpegeT in Göttingen aus dem 15. Ihd., ein öf-
fentlich zugängliches Messinstrument für die Größe einer Wunde; Kolmer, Öffentlichkeit,
S. 270-273, thematisirt, Wundbücher' (etwa aus Regensburg), in denen verschiedenen Wunden
entsprechende Strafen zugeordnet wurden.
50 Dazu Gonthier, Chätiment, S. 25f. Siehe auch Bildhauer, Blood, S. 63f.; Finch, Nature, S. 259f.
54 PoMr ee iceldd Peredtet dauott ottrage, print MMe pierre de ta^Mette d doMMH HMdtt Peredtet MMg eoMp
per ta teste jMS^Mes a qjMstoM de sang. (...) Et en les departHMt rMH MMg eoMp de pte dM^Met d geddgMtt
ieettMi Percdlet, saus dd A?re sang ne ptm/e. f.. J Et tMeoMttMHMt tedtt Percdlet prtwt MMe des tpddes dowt
dz HuoieMt JoMe et en dattta a ieettMi/ SMppiMMt MMg eoMp per in teste, teiiewieiit t?M'd destoMrdtt dMdit
eoMp. Dowt teeiiMi/ SMppiMMt, to:d esweM et eseiMM(Je a doeegstoii de ee t?Me tedtt Peredtet dauott üdisi
A^ppe de iadtte i/Mdie per in teste eowwe dtt est, prdit Miie pterre ^:Ed troMUH a ses ptez, de dupietie d
datitH HMdtt Peredtet MMg eoMp per te derrtere de in teste, /Msi/Mes a qjMstoM de sang et ie/tst edeoir a
terre. Paris, AN, II217, fol. P (Nr. 1). Mit ähnlicher Unterscheidung der Wunden: Eettre de re-
missioM für Jean de Fresne, Oktober 1420, II171 (Nr. 214), ediert in Paris pendant, S. 1-4; Eettre
de remissioM für Pierre Curet, luni 1425, II173 (Nr. 175), ediert ebd., S. 165f.; Eettre de rewtsstoM
für Huguet Gautereau, August 1486, II217, fol. 1' (Nr. 2); Eettre de rewtsstoM für Francois de Be-
 
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