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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0389

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388

VI Vertiefungen

311.1 Bertrand du Guesclin
In Alain Chartiers stilisiertem Streitgespräch von 1422, dem QMddnlogMd nwec-
verwies der ,Ritter', bedrängt durch die Kritik des ,Klerikers', auf Bertrand
du Guesclin als derart untadeliges Vorbild für Disziplin und Ritterlichkeit,
dass jeder Adlige, der sich gegen Bertrand wende, eigentlich aus der Adelsge-
sellschaft ausgeschlossen werden müsste.^ Dass der bretonische Adlige Ber-
trand du Guesclin, der sich aus kleinen Verhältnissen bis zum CozzzzcfdMc von
Frankreich hochgearbeitet hatte, noch über 40 Jahre nach seinem Tod als das
Vorbild schlechthin für ritterliche Werte galt, ist kein Zufall. Bertrand verkör-
perte durch seine Loyalität sowohl gegenüber dem bretonischen Haus der
Blois als auch gegenüber König Karl V. den Typus eines Kriegers, den die
Valois bereitwillig zum Helden erhoben. So wurde Bertrand wegen seiner
Leistungen nicht nur zu Lebzeiten ge- und befördert, sondern nach seinem
Tod gezielt zum „besten Ritter der Welt"^ stilisiert, der treu die Anforderun-
gen der Monarchie erfüllte. Mit Bertrand begegnen wir somit weniger einem
ritterlichen Helden, wie er in den Ritterromanen des Hochmittelalters vor-
kam, sondern dem bewusst propagierten Typus eines dem Königtum gegen-
über loyalen Kriegers.^
Nachzuvollziehen ist diese Idealisierung in der zwischen 1380 und 1400 in
Rouen entstandenen Gzrozzz^zzc des pttAbv prezzzzers Vzdozs, die Bertrand du
Guesclin als rastlosen Kämpfer präsentiert. Im Auftrag des Königs eilte er der
Chronik zufolge von einem Kampfplatz zum nächsten, so dass man seine
steile Karriere gut nachvollziehen kann. Seine erste Erwähnung ist mit dem
berühmtem ,Kampf der Dreißig' von 1351 (vgl. dazu S. 178f.) verbunden, bei
dem die Chronik schon auf den späteren Ruhm des damals noch unbekann-
ten Kriegers anspielte: „Dies war der Beginn von Bertrand du Guesclin."^ Im
bretonischen Erbfolgekrieg glänzte er dann als erfolgreicher Heerführer,^
1364 bekam er nach der Schlacht von Cocherel für seine Verdienste die Graf-
schaft Longueville verliehen.^ Kurze Zeit später torpedierte Bertrand dem
anonymen Chronisten zufolge einen möglichen Friedensschluss zwischen den
Häusern Montfort und Blois im Bretonischen Erbfolgekrieg, indem er letzte-

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du tvnod HM mcMgdr freunder L MHppe denenf dp/. Chartier, Quadrilogue, S. 80; siehe dazu die in-
haltlichen Anmerkungen, ebd., S. 111.
is QMedaM! coMuersa de eo proMosfLanff pMod ipse essef nafeMdor mdes WMMdf. Chronographia regum
francorum, Bd. 2, S. 379. TdeopdaMia, CM/Msdaw wdfd's /dfa, düff pMod BerfraMdMS essef nafeMcfor
wdes WMMdf. Ebd., S. 382.
i9 Zu Bertrand du Guesclin siehe generell Vernier, Flower; Minois, Du Guesclin. Zur Idealisie-
rung nach dem Tod: Vernier, Afterlife. Zum Aspekt der Karriereplanung: Guenee, Du
Guesclin. Als exemplarische Untersuchung der Karrieredarstellung anhand der CdroMd/Mn des
Corddd'rs: Raynaud, Portrait.
70 Ci/ nsf L cowwcMcnwcMf de Bnrfrnn de CfnstpdM. Chronique des quatre premiers Valois, S. 20.
71 Ebd., S. 137-142.
72 Ebd., S. 149.
 
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