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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0391

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390

VI Vertiefungen

zu kämpfen. Sie unterstützen daher umso vehementer Peter I., Heinrichs
Gegner im innerkastilischen Streit.^
Da auch Froissart in ähnlicher Manier auf die Feindschaft, ja fast den Neid
der englischen Königsfamilie gegenüber Bertrand anspielt, scheint eine solche
Gegnerschaft hochrangiger Adliger für die Konturierung des Helden durch-
aus positiv gewesen zu seinA Die französischen Chronisten folgen damit dem
Denkmodell, das vor allem derjenige ruhmreich sei, der am meisten Leistung
erbringe - die edle Abstammung geriet dagegen in den Hintergrund (vgl.
dazu S. 74-76). In der Darstellung Froissarts betonte Bertrand daher selbst
mehrfach seinen geringen Stand, als Karl V. ihn 1370 zum Corm/hz/dc ernen-
nen wollte: Er sei lediglich „ein armer Mann von niedriger Herkunft"^ und
könne das Amt daher nicht annehmen. Erst nach mehrmaligem Bitten habe
Bertrand das Angebot schließlich akzeptiert.
Geradezu als Betonung des gedanklichen Konnexes zwischen Tatkraft und
niedrigem Stand werden die zahllosen Kriegsaktivitäten Bertrands umso
mehr hervorgehoben, bleiben in ihrer Darstellung aber konventionell zurück-
haltend. Nur an wenigen Stellen werden die Kämpfe Bertrands näher ausge-
führt. Die Oiron/^MC des zjMdbr prem/ers Vdlo/s etwa beschreibt beim Kampf vor
Burgos 1366 die Überzahl der Feinde, gegen die sich die Franzosen tapfer
gehalten hätten. Nur weil ihre spanischen Verbündeten geflohen seien, hätten
Bertrand und die Seinen sich ergeben müssen, denn „sonst wären sie alle
getötet worden/"'' Die Dramatik der Schilderung lag damit eher in der Ge-
fährdung der französischen Krieger als in der von ihnen ausgehenden Ge-
walt. Ihre eigene Tapferkeit zeigte sich dadurch, dass sie sich lange gegen die
Übermacht der Feinde behaupten konnten. Einzelne Krieger wurden durch
ihre herausgehobene Nennung, nicht jedoch durch die Zuschreibung spezifi-
scher Taten geehrt: So wurde Bertrand allgemein wegen seiner großen Tap-
ferkeit und als bester Kämpfer gerühmt/^ Auch sein Ruf unter anderen Krie-
gern wurde betont, sei es in Form von Bewunderung in den eigenen Reihen^

28 Po;;r re ^;;e /e di/ moMse/gneMr Ber/ran deuoZ/ auo/r di/ ^M'/i comFa/roi/ /e roi/ d Ang/e/erre e/ son/Z/z Ze
pr/nce & Ca/Zes. Don/ Ze di/ roi/ d'AMg/e/erre e/ son/ZZz Ze pr/nce de Ca/Zes auo/en/ /rop grau/ despZ/ t?Me
MMg /ei /;omme, s/mpZe Zve/;eZZZer, se me//od en arann/e con/re en/x. Chronique des quatre premiers
Valois, S. 171.
29 Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 6, S. 213 (1,553).
20 je SM; MMS poures /?oms ei de Fasse ueMMe. Ebd., Bd. 7, S. 254f. (1,668). Siehe auch Chronique des
quatre premiers Valois, S. 207f.; Chronique des regnes, Bd. 2, S. 147-149; sowie die Eloge bei
Christine de Pisan, Livre des fais, Bd. 1, S. 185-189 (11,19-20).
22 EZ/Mren/ auZroMnez de /o;;/es pars comme /es oiseaM/x en/re /es rase;;rs. E/ Zors/a^M/ i/ ^M'ZZz se rend/s-
sen/ OM dz ensserd es/e /OMS deco;;ppes. Chronique des quatre premiers Valois, S. 180.
22 Po;;r ses grans proeoes. Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 5, S. 86 (1,405). Ea Z;a/aZZZe e/ /a ro;;/e, ^M//;;
/e w/eM/z oow/;a/Me e/ p/;;s eM/e/Zemen/, oe/i; ces/e de moMs/gneMr Ber/ran de C/a/eF/M; car Za es/o/en/
dro/ies gens d'armes ^M/ se oow/;a/o/eM/ e/ uendoZeM/ a /e;;r Zoi/aZ poo/r, e/ Za/i;reM//ades p/M/seMrs grans
aper/Zses d'armes. Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 7, S. 43 (1,583).
22 S/ ew ao^M/s/ mess/res Ber/rans de C/aie/dM gran/ grasoe e/ grau/ renommee de ZoM/es man/eres de gens
OM roi/aMme de France, e/ en/;; ses noms moM/Z es/eues. Ebd., Bd. 6, S. 132 (1,523); siehe auch ebd.,
S. 124 (1,519) und S. 134 (1,523).
 
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