Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0395

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
394

VI Vertiefungen

sein Versprechen an seine Krieger war das des persönlichen Reichtums.^
Auch seine physische Erscheinung unterstrich das Neuartige des durch Ber-
trand verkörperten Heldentypus: Statt symbolischer Idealisierung des Äuße-
ren verkörperte Guesclin in seiner Unansehnlichkeit eher das für jeden Krie-
ger Erreichbare^" Bertrand symbolisierte den Traum des Aufstiegs, des Er-
werbs von Renommee und Ruhm durch ausdauerndes Engagement im
Kriegsdienst.^^ Deswegen verwandte die C/idnson breiten Raum auf die Schil-
derungen seiner bescheidenen Anfänge und seiner ersten Erfahrungen als
unbekannter Turnierkämpfer, die ein Kontrastbild zur späteren Karriere Ber-
trands als Profi und Held der spätmittelalterlichen Kriegsführung bildeten.^
Es war dieser sagenhafte Aufstieg vom armen Ritter zum reichen Herzog, der
die Zeitgenossen faszinierte^^ - der Ritterschlag Bertrands als traditioneller
Aufnahmeritus war Cuvelier dagegen gerade einmal zwei Verse wertA
Der Tod Bertrands im Juli 1380 kam für seine Stilisierung als loyaler Vor-
kämpfer der Monarchie zu einem günstigen Zeitpunkt: Mit dem Tod König
Karls V. zwei Monate später endete für viele Zeitgenossen eine aus der Rück-
schau stabile und erfolgreiche ZeitA In der Erinnerung wurden Karl V. und
Bertrand du Guesclin als erfolgreiches Duo miteinander verknüpft, so dass
Christine de Pisan Karl V. 1404 für die Wahl Bertrands als ritterlichen und
tugendhaften Heerführers und Dieners zum ConndfaMa lobte, den sie als
„Träger der ritterlichen Taten des Königs"^ bezeichnete. Schon in Cuveliers
Werk avancierte Bertrand zum Zehnten der ,Neun Guten Helden', einer Hel-
dengruppe, die Krieger aus heidnischer, jüdischer und christlicher Zeit wegen
ihres imaginierten Vorbildcharakters vereinte und glorifizierte. Eustache
Deschamps und Christine de Pisan nahmen dieses Idee bald auf und feierten
den ConnefaMa ebenfalls als ,Zehnten Helden'.6?

59 Cuvelier, Chanson, Bd. 3, S. 134f. und 161f.
50 Siehe z. B. die Chronographia regum francorum, Bd. 2, S. 378: Auf fam dtArmis/igMre pater
ei Mieter e/MS tpstMW od;'o FaFcFard N jauerdide. Siehe dazu Vernier, Flower, S. 199-201; Cuvelier,
Chanson, Bd. 3, S. 133f. Zur Rolle der Taktik in der CdansoM siehe auch Cuvelier, Chanson,
Bd. 3, S. 153-155.
61 Zum Aspekt des Renommees siehe Guenee, Du Guesclin, S. 75-94.
62 Vernier, Afterlife, S. 330.
63 SeigMeMr, cdz eoMMestaFte A appeiez /17 estoit geMtdz Foms, c'est Men ia ueritez / Mais pourez
edeuaders/M ei Men poM rewtez / Mais atM^ots t?M'd eiisi ses cdi^MaMte ans passez / LM sirez possessaws
& &MX woMes eowtez / Pduie/M e?i Lspaigwe, ta/M dMes appeiez / Pi PaMtre/M ew Prawee; ei iani/M Jbr-
iMMez / QMe conncsieMe /Hi Redens Pranee nonwez. Cuvelier, Chanson, Bd. 1, S. 5, V. 28-35 (Nr. 2).
64 CFaries & Biois a ^Mi d/M SMdgis / QM; ie/it edeuader, si eon dit ii escris. Ebd., Bd. 1, S. 52, V. 2454f.
Vgl. Guenee, Du Guesclin, S. 80f.; Cuvelier, Chanson, Bd. 3, S. 132-135. Siehe auch Vernier,
Flower, S. 16f. Zur Turnierkarriere siehe auch Contamine, Tournois, S. 430f.
65 Vgl. S. 209, Anm. 416 dieser Arbeit. Siehe auch Vernier, Flower, S. 194.
66 Adisi ie don eoMMestadie Bertraw & CietpdM, ie^Mei estoit porteMr des de ia edeuaierie dM dii roi/.
Christine de Pisan, Livre des fais, Bd. 2, S. 181 (11,70). Zur Erhebung zum ConneieMe siehe ebd.,
Bd. 1, S. 195 (11,23). Siehe auch die Analyse der Darstellung Bertrands in der CdroMdpic diie des
Cordeüers, bei Raynaud, Portrait. Zur Erinnerungskultur rund um Bertrand du Guesclin siehe
Vernier, Afterlife, S. 330f.; Vernier, Flower, S. 194—197.
62 Car auec^Mes ies JX. preMX esi sa graee Mowdree / Le .Xe. appeiie per sente?ice ordoMMee. Cuvelier,
Chanson, Bd. 1, S. 216, V. 10858f. (§375). f...J Serod eMtr'eMix New ewicz ei ueMMZ / B. dM GMeseÜM,
eoMMestadie de Pranee. Oeuvres completes d'Eustache Deschamps, Bd. 3, S. 100 (Nr. 372) (Baiade
fSMr Bertrand dM GHeseiinj). Das Motiv der NeMj preMX findet sich auch bei Christine de Pisan,
 
Annotationen