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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0430

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In die Lücke zwischen Stereotypie und Expressivität fallen die Aspekte,
die den hier untersuchten Quellen größtenteils nicht berichtenswert erschie-
nen: Leid, Sterben, Angst sowie durch Gewalt verursachte Wunden. Vom
Rittertum faszinierte Chronisten, wie Jean Froissart oder Enguerrand de
Monstrelet, klammerten diese Aspekte mit Blick auf ihre adlige Leserschaft
weitgehend aus und zeichneten lieber ein heroisches Bild erinnerungswür-
diger Kriegstaten. Dagegen stellten Historiographen mit politisch-mora-
lischem Anspruch, wie Michel Pintoin oder der Bourgeois de Paris, den Krieg
und seine Folgen durch explizite Schilderungen von Elend und Angst durch-
aus drastisch dar - auch dies jedoch exemplarisch. Erst der detaillierte Blick
auf stereotype und expressive Schilderungen der Chronisten bewirkt letztlich
eine Sensibilisierung für die Ambivalenz der Berichte zwischen Gewalt-
praktiken und Darstellungskonventionen. Wie in den vorigen Kapiteln er-
scheint Gewalt auch hier zwiespältig: Nur in seltenen Fällen (wie bei Gilles de
Rais) waren es tatsächlich spezifische Handlungen, die eindeutig beurteilt
wurden; meistens (wie bei Jeanne d'Arc) waren es vielmehr der Kontext und
die Umstände, die die Wertung der Chronisten bedingten.^

^ In seiner Parallelanalyse von Gewalt und Intimität betont van Eickels, Gewalt, S. 36, die Bedeu-
tung der Legitimität für die Bewertung.
 
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