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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0440

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439


Abb. 7: Die Hinrichtung von Jehan Perret und Henry Metret durch den
Pariser Henker Raoulet während des Aufstands 1358
Chroniques de France ou de St Denis I Frankreich, nach 1380
London, British Library, Royal 20 C.VII, fol. 133' .
Hinrichtungen sind in den bebilderten Chroniken des Spätmittelalters ein
häufiges Motiv. Sie zeigten die Bestrafung von Verbrechern und damit so-
wohl den Anspruch auf Gerichtshoheit als auch die Macht zu ihrer Durchset-
zung seitens des Königs. Die Miniatur aus den Grandes Cdron^Mes zeigt aller-
dings eine Hinrichtung seitens der Pariser Aufständischen im Jahr 1358: Ob-
rigkeitliche Strafriten imitierend richteten sie zwei Bedienstete des Dauphins,
Jehan Perret und Henry Metret, hin. Die Miniatur aus den offiziösen Grandes
Cdroni^nes zeigt die enthaupteten Leichen auf einem öffentlichen Platz sowie
den epileptischen Anfall des Pariser Henkers Raoulet, wie ihn die Cdroni^ne
des regnes berichtet (vgl. dazu S. 333f.). Die umstehenden Zuschauer heben die
Hände oder wenden sich als Ausdruck des Schrecken und der Abscheu ab.
Der Anfall des Henkers wurde als Zeichen für die Ungerechtigkeit der
Hinrichtung gedeutet. Im Rahmen der offiziösen Chronik sind die Schilde-
rung und die hier gezeigte Miniatur als Verweis auf die Illegitimität der Hin-
richtung sowie des gesamten Aufstands zu verstehen. Gegenüber den häufi-
gen Abbildungen von gerechten' Hinrichtungen dürfte diese Miniatur als
negatives Gegenbild fungieren, welches das Handeln der Aufständischen als
Gefährdung der Gerechtigkeit zeigt.
 
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