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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0442

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441

Abb. 8: Die Seeschlacht von Guernsey, 1342
Jean Froissart, Chroniques I Frankreich, 15. Jahrhundert
Paris, BnF, ms. fr. 2643, fol. 118'.
Seeschlachten waren unter den spätmittelalterlichen Kriegern gefürchtet, da
sie mit hohen Opferzahlen assoziiert wurden und daher als besonders hart
und erbittert galten. In illuminierten Handschriften werden sie häufig darge-
stellt, wobei der Aufbau immer demselben Muster entspricht. Die hier abge-
bildete Miniatur zeigt die Schlacht von Guernsey (1342) zwischen einer fran-
zösisch-spanischen und einer englischen Flotte (teils erkennbar an den Wap-
pen).
Die Enge auf den in sich verkeilten Schiffen machte taktisches Agieren,
wie etwa ein gezieltes Zurückweichen, unmöglich (vgl. dazu S. 357). Der
Sturz ins Wasser bedeutete aufgrund der schweren Rüstungen quasi unaus-
weichlich den Tod durch Ertrinken, der den Zeitgenossen wiederum als be-
sonders grausam galt. Vor diesem Hintergrund dürften Miniaturen wie die
hier (beispielhaft) abgebildete den Betrachtern die besonderen Schrecken und
Gefahren von Seeschlachten vor Augen geführt haben.

Abb. 9: Jeanne d'Arc vertreibt Prostituierte aus dem Heer
Martial d'Auvergne, Vigiles de Charles VII I, Frankreich, 1484
Paris, BnF, ms. fr. 5054, fol. 60' .
Im Gegensatz zu den meisten Abbildungen, die Jeanne d'Arc mit ihrem Ban-
ner zeigen, wird sie in den Vigiles de CJ?%ries Vh. dargesteht, wie sie in voller
Rüstung ihr Schwert über sich schwingt. Die Bildunterschrift erläutert, dass
Jeanne zwei Prostituierte verjagte und dabei ihr Schwert zerbrach (vgl. dazu
S. 409). Durch die Vertreibung der yiiies de jot/e sicherte sie die moralische In-
tegrität des Heeres, da die Krieger gottesfürchtig leben und sich keinesfalls
ablenken lassen sollten. Der Verlust ihres Schwertes wurde jedoch zum Vor-
boten (bzw. zur späteren Erklärung) kommender Misserfolge. Parallel zur
Schilderung in der Chronik Jean Chartiers^ ist die Ausübung von Gewalt hier
das Element einer eindeutig positiven Charakterisierung Jeannes.

3 Vgl. S. 409, Anm. 154.
 
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