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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0450

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geworden warA Die andauernde Kriegsführung sowie die Problematik der
marodierenden Söldner prägten die Gesellschaft bis in den individuellen All-
tag hinein;^ gleichzeitig traf die verbreitete Möglichkeit, im Rahmen von
Kriegs- oder Plünderungszügen selbst Gewalt auszuüben wiederum auf eine
grundsätzliche Gewaltbereitschaft: Die Teilnahme am Krieg verhieß Prestige,
Ehre und nicht zuletzt Beute. Auf einer zweiten Ebene zeigt das Zitat Bou-
vets, dass die Sorge um die Tugendhaftigkeit und Zivilisiertheit der Gesell-
schaft viele Autoren zu gezielt drastischen Schilderungen von Gewalt veran-
lasste: Jenseits stereotyper Klagen über Plünderungen und das Leid der Be-
völkerung sollten diese Beschreibungen schockieren und aufrütteln und da-
mit den Zeitgenossen die Verwerflichkeit ihres Tuns vor Augen führen.
Das Mittelalter verfinsterte sich selbst.

14 Siehe dazu die Aussage Sofskys, „noch unter den übelsten Bedingungen bilden sich sehr
schnell wieder Gewohnheiten aus. So wird der Ausnahmezustand' rasch wieder eine Norma-
lität." Sofsky et al.. Gewaltformen, S. 175.
15 Toureille, Vol, S. 156f., betont, dass die Gewöhnung an den Krieg in Begnadigungsbriefen zur
häufigen Rechtfertigung wurde. Ähnlich Gut, Pays de l'Oise, S. 144f.
 
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