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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Erstes Heft (Januar 1905)
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Friedländer, Max J.: [Rezension von: Hanns Floerke, Studien zur niederländischen Kunst- und Kulturgeschichte. Die Formen des Kunsthandels, das Atelier udn die Sammler in den Niederlanden vom 15. bis zum 18. Jahrhundert]
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Schweitzer, Hermann: [Rezension von: Walter Cohen, Studien zu Quinten Metsys. Ein Beitrag zur Geschichte der Malerei in den Niederlanden]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0015

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Januar-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

7

Das Gemälde an Stelle der Aktie: eine sonderbare
Erscheinung, die die erstaunlich grosse Bilder-
produktion in dem kleinen Holland vielleicht mit
erklärt.
Das 2. Kapitel ist überschrieben „Bilder als
Zahlungsmittel“ und teilt viele Beispiele mit, wie
die Maler mit Bildern eigener Hand ihre Schulden,
zumeist Wirtshausschulden beglichen. Mancher
Gastwirt wurde so zum Kunsthändler.
Im 3. Kapitel wird vom Auktionswesen ge-
sprochen. Es handelt sich ausschliesslich um
Nachlassversteigerungen. Der lebhafte Handel
führte zu vielen Streitigkeiten. Zur Schlichtung
der Streitigkeiten, zur richterlichen Entscheidung
wurden Schätzungen von Sachverständigen ein-
gefordert. Die Taxationen waren in gewissem
Sinne zuverlässiger, als in unserer Zeit, weil gut
handwerklich die Arbeitszeit noch als ein Massstab
des Wertes einer Kunstschöpfung betrachtet wurde.
Freilich nicht als einziger Massstab.
Das 4. Kapitel ist den Anfängen des Aus-
stellungswesens gewidmet.
Wieder werden vor allem die Verhältnisse in
Antwerpen sorgfältig klargelegt, dann in Utrecht,
Amsterdam und im Haag. In den Gildehäusern
der Maler richtete man schon im 16. Jahrhundert
Ausstellungen ein.
Das 5. Kapitel umschreibt den Export an
Kunstwerken, der von den Niederlanden ausging.
Im 15. Jahrhundert war die niederländische Kunst
namentlich in Italien sehr beliebt. Im 16. Jahr-
hundert, besonders in der ersten Hälfte, war
Spanien wohl das stärkste Absatzgebiet. Später
war von den ausländischen Märkten natürlich Paris
der wichtigste Ort, bis die Vorliebe für nieder-
ländische Malkunst in Frankreich fast erlosch, und
England bei seiner erfolgreichen Bemühung um
niederländische Gemälde kaum noch Mitbewerber
fand. Doch von den Verhältnissen im 18. Jahr-
hundert spricht der Verf. wenig.
Im 6. Kapitel wird von den Kunsthändlern
erzählt. Zumeist waren es Maler, aber auch Gast-
wirte, Juweliere, Trödler, Buchhändler, Verleger
von Kupferstichen. Mehrere hervorragende hollän-
dische Händler des 17. Jahrhunderts werden heraus-
gehoben, Von dem Umfang und der Art ihres
Geschäftsbetriebes wird viel Interessantes mit-
geteilt. Wichtig für den Kunstkenner — zur
Warnung — sind die Nachrichten über den aus-
gebreiteten Kopierbetrieb mehrerer Kunsthändler,
über die Machenschaften zur Täuschung der Lieb-
haber, wie namentlich die Fälschungen und Ver-
fälschungen der Signaturen.
Auch vom Arbeitsanteil der Schüler an den
Bildern, die der Meister ausgehen liess und von

der namentlich in Antwerpen im 17. Jahrhundert
sehr beliebten Kompaniearbeit ist hier die Rede.
Das Atelier in seiner äusseren Erscheinung
und mit seinen Einrichtungen ist der Inhalt des
7. Kapitels. Allerlei Gemälde, Stiche des 15., 16.
und 17. Jahrhunderts, für die ältere Zeit nament-
lich die Lukas-Bilder geben uns eine deutliche
Vorstellung von dem Aussehen der Malerwerk-
stätten. Verträge und Gildenstatuten belehren uns
über das Verhältnis des Lehrlings zu dem Meister.
Das relativ magere 8. Kapitel erzählt von
einigen hervorragenden Kunstsammlern.
Das Meiste, was der Verf. bietet, war bekannt.
Die übersichtliche Zusammenstellung ist aber höchst
förderlich und nützlich — für den Kunstkenner
nicht weniger, als für den Kultur- und Wirt-
schaftshistoriker. Max J. Friedländer.
Rembrandt, 38 Radierungen, Berlin, Ed-
mund Meyer. 50 Pf.
Eine gut ausgestattete Sammlung, zu wohl-
tätigem Zweck veranstaltet, von Dr. Paul Schubring
zusammengestellt.
Walter Cohen, Studien zu Quinten Metsys.
Ein Beitrag zur Geschichte der Malerei in
den Niederlanden. Bonn, Friederich Cohen,
1904. Mit Abb. IV, 91 S. 8°. Preis 3 M.
In der Einleitung erwähnt der Verfasser die
beiden bisherigen, sich widersprechenden An-
schauungen über Quinten Metsys, von denen die
eine ihn als glänzenden Epigonen, die andere als
Vermittler zwischen alter Tradition und neuen,
aus Italien kommenden Kunstanschauungen hin-
stellt. Cohen schlägt sich mehr auf letztere Seite
und findet, dass die italienischen Züge in der
Kunst Metsys’ auf Lionardo und seine Schule zu-
rückzuführen sind. Sodann wird die Literatur be-
sprochen. Hymans, van Evens und von deutschen
Forschern Justis, Eisenmanns und Friedländers
Arbeiten werden besonders hervorgehoben. Die
Lebensdaten des Künstlers sind sehr spärlich, der
Streit um seine Vaterstadt ist zugunsten Löwens
entschieden. 1591 wird Metsys in die St. Lukas-
Gilde zu Antwerpen im Alter von 25 Jahren als
Freimeister aufgenommen, dann erfahren wir noch
einige Male von Schüleraufnahmen.
Die van Mandersche Legende, dass er ein
Schmied gewesen sei und die Liebe zu einem
Mädchen ihn getrieben habe, Maler zu werden, wie
auch die andere Version, dass er durch eine Krank-
heit semen Beruf habe aufgeben müssen und durch
Kolorieren von Fleiligenbildchen zum Maler ge-
worden sei, gehören in das Gebiet der Fabeln.
In den Werken der ersten Schaffensperiode
 
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