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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Zweites Heft (Februar 1905)
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Weber, Paul: [Rezension von: Rudolf Wustmann, Von deutscher Kunst. Dürers Natursymbolik]
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Rosenberg, Marc: [Rezension von: Jean Louis Sponsel, Johann Melchior Dinglinger und seine Werke]
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Meier, Paul J.: [Rezension von: P.J. Meier, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0043

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Februar' -Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

35

zwischen dem „symbolisierenden Hang, dem natura-
listischen Trieb und dem künstlerischen Gewissen“,
die sich „immer wieder von neuem in Dürers
Tunern trafen und dort miteinander kämpften“.
Ohne dem gelehrten Verfasser unbedingt in allen
Punkten zu folgen, möchte ich doch den an-
regenden Aufsatz drängend der Aufmerksamkeit
derjenigen Fachgenossen empfehlen, die sich für
die Frage des Widerstreites zwischen künstlerischer
Freiheit und zeitlicher Gebundenheit in Dürers
Kunstschaffen interessieren. Paul Weber.
Jean Louis Sponsel: Johann Melchior Ding-
linger und seine Werke. Stuttgart 1904. Mit
20 Abbild. 71 S. Lex. 8°. Preis 3 M.
Der bekannte Goldarbeiter und Juwelier Emil
Foehr in Stuttgart hat diese Schrift „aus Anlass
der Enthüllung der Dinglinger-Gedenktafel am
Geburtshause des Künstlers in Biberach a. d. Riss“
veranlasst, und Prof. Sponsel vom Kupferstich-
kabinett in Dresden hat sich der ihm gestellten
Aufgabe in sehr ernster Weise entledigt.
Man hat schon mancherlei aus dem Katalog
des Grünen Gewölbes und aus entlegener en Quellen
über die Goldschmiedefamilie der Dinglinger ge-
wusst, aber hier ist alles zu einem Werke einheit-
lichen Gusses vereinigt, und es ist zum ersten Male
der gelungene Versuch gemacht, mit Hilfe von
archivalischen Nachrichten und stilkritischen Er-
wägungen chronologisch Ordnung in die erhaltenen
Werke zu bringen.
Der Hauptmeister ist Johann Melchior
Dinglinger, geboren 1664, Meister in Dresden
1693?, Hofjuwelier 1698, f 1731, mit etwa 25 Werken,
die entweder bezeichnet oder durch gleichzeitige
Nachrichten sich er gestellt sind. Er ist der eigent-
liche Goldarbeiter.
Sein Bruder Georg Friedrich, geboren 1666,
Hofemailleur 1704, f1720, ist mein’ Emailleur und
arbeitet gemeinsam mit ihm. Sie erfreuen sich der
Mithilfe eines dritten Bruders Georg Christoph,
Hofjuwelier 1704, dessen künstlerische Individualität
aber nicht zu erfassen ist.
Ein Sohn von Melchior istJohannFriedrich,
geb. 1702, j 1767, der in den Traditionen seines
Vaters arbeitet, aber kein Genie wie dieser oder
wie sein Onkel Georg Friedlich gewesen ist.
Sponsel weiss uns die komplizierten Arbeiten,
wie den Grossmogul oder den Tempel des Apis
durch kulturgeschichtliche Einblicke verständlich
zu machen und führt uns auch durch die sorgfältig
zusammengesuchten, interessanten Lebensdaten in
die Verhältnisse jener Zeit ein.
Es ist interessant, dass zwei Werke, wie das
Kabinettstück Abb. 17 und die Eisenvase Abb. 15,
letztere freilich nur auf Grund von Traditionen,

für Dinglinger in Anspruch genommen werden,
obgleich sie nicht ganz dem Stile entsprechen, den
wir uns wohl fälschlicherweise für die Dinglinger
konstruiert haben.
Die Aufgabe, die Sponsel der Forschung über-
lässt, besteht darin, nach weiteren Werken der
Dinglinger zu suchen, denn er beschränkt sich auf
das Grüne Gewölbe und auf das Herzogliche Kunst-
kabinett in Gotha und folgt dabei mehr urkund-
lichen Nachweisen als künstlerischen Erwägungen.
Was er uns aber bietet, ist ein sicheres Fundament,
auf das man ruhig weiterbauen kann.
Ich möchte in diesem Sinne auf einige Werke
in St. Paul in Kärnten hinweisen, die mit solcher
Sicherheit J. M. Dinglinger zugeschrieben werden,
dass man fast an bezeichnete Arbeiten glauben
sollte. Ausserdem mache ich auf den Sponsel un-
bekannten Bericht von Christian Gabriel Fischer
(nicht gedruckt?) aufmerksam, der einen Besuch
im Dinglingerschen Hause im Jahre 1727 (also
drei Jahre vor Keyssler) schildert und wichtige
Aufschlüsse über einzelne Werke gibt.
Marc Rosenberg.
Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzog-
tums Braunschweig. Im Auftrage des Herzogl.
Staatsministeriums bearb. von Prof. Dr.
P. J. Meier, mit Beiträgen von Dr. K. Stein-
acker. III Bde. 1. Abtlg. Die Bau- und
Kunstdenkmäler der Stadt Wolfenbüttel.
Wolfenbüttel 1904. Mit 25 Taf. u. 88 Text-
abbildungen. IV, 206 S. 8°.
Von den „Denkmälern“ der Stadt Wolfenbüttel
reicht nur das Herzog!. Schloß in ganz vereinzelten
Resten in das Mittelalter zurück. Die Stadt als
solche ist erst eine Schöpfung des XVI. Jahrh.
und ihre hauptsächlichsten Bauten sind entweder
Werke Paul Franckes (j- 1615) im Stil der nor-
dischen Spätrenaissance oder solche Hermann
Kerbs (f 1735) im Stil des-klassizistischen Barocks.
Die erste Gruppe besteht namentlich aus dem Zeug-
hause und der prächtigen Hauptkirche, die sich
gleichermaßen durch schöne Verhältnisse, wie durch
interessante Details und namentlich durch eine
eigenartige Verschmelzung von gotischen und Re-
naissanceformen auszeichnet, die zweite aus der
Trinitatiskirche, dem Schloß umbau und der jetzt
beseitigten Bibliothek. In der Hauptkirche, aber
auch in der schlichten Johanniskirche ist die Aus-
stattung mit Hochaltar, Kanzel, Taufstein, Orgel,
Grabdenkmälern und Glocken bemerkenswert, gute
Bildnisse enthalten die Bibliothek und das Landes-
hauptarchiv. Eine Gruppe für sich bilden die zahl-
reichen Holzhäuser, meist Bauten des XVII. Jahrh.,
und in den ersten Vertretern Häuser für die fürstl.
Staats- und Hofbeamten, die sich daher nicht un-
 
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