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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Viertes Heft (April 1905)
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Jaffé, Ernst: [Rezension von: Max Jordan, Friedrich Preller der Jüngere]
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Meier, Paul J.: [Rezension von: Friedrich Schneider, Elias Holl von Augsburg am Bau des kurfürstlichen Schlosses in Mainz, 1630 bis 1632]
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Jaffé, Ernst: [Rezension von: Karl Siebert, Die künstlerische Entwicklung von Georg Cornicelius]
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Buchwald, Conrad: [Rezension von: Carl Chytil, Die Kunst in Prag zur Zeit Rudolf II.]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0093

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April-Heft.

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

85

zu eigen zu machen sucht. Zu den Staffeleibildern
kommen die grossen Aufgaben mächtiger, zum Teil
rein dekorativer Fresken, in denen der Künstler
sich auch in figürlichen Kompositionen bewährt.
Jordan versteht es, den Menschen Preller, nicht
nur den charaktervollen, trefflichen Mann, sondern
auch den unermüdlich nach oben strebenden so
sympathisch zu schildern, dass der Leser unwill-
kürlich für seine künstlerischen Leistungen vorein-
genommen wird. Aber selbst wenn man sich nicht
gefangen nehmen lässt, sieht man doch an den in
guten Reproduktionen vorgeführten Gemälden Prel-
lers, dass er unter den deutschen Künstlern des ver-
gangenen Jahrhunderts einen hohenRang einnimmt.
Ja, Wollen und Vollbringen geht bei ihm mehr in
einander auf, als bei den Meistern der vorangegan-
genen Generation, zu denen er wie zu Heroen auf-
sieht. Und wer sein letztes Bild, die Arbeit des
63jährigen, gesehen hat: das Grab des Moses in der
Dresdener Galerie, der wird dieses Werk als eine
der besten „historischen Landschaften“ im Sinne
der Kunstwahrheit im Gedächtnis behalten.
Der Stoff gibt dem Herausgeber Gelegenheit
zu feinen Bemerkungen über die Ziele der Malerei
im allgemeinen und der Landschaftsmalerei im be-
sonderen. Er lässt den Leser Einblicke tun in den
künstlerischen Schöpfungsprozess, der sich ja ge-
rade bei bewusst stilisierenden Künstlern, wie den
beiden Preller oder Franz-Dreber, besonders klar
verfolgen lässt, und zeigt, wie bei ihnen das Vor-
bild in der Natur und die innere Eigenart des
Künstlers gemeinsam das Kunstwerk erzeugen.
Dem Buch ist als Nachtrag ein Verzeichnis der
Bilder Friedrich Prellers des Jüngeren, nach der
Entstehungszeit geordnet, beigegeben. Leider fehlt
ein Register. Hoffentlich macht sich bald eine zweite
Auflage nötig, damit die Lücke, die bei diesem an
bedeutenden Namen so reichen Buche besonders
auffällt, ausgefüllt werden kann.
Ernst Jaffe
Friedrich Schneider, Elias Holl von Augs-
burg am Bau des kurfürstlichen Schlosses in
Mainz, 1630 bis 1632. Sonderabdruck aus der
Zeitschrift für Bauwesen 1904. Mainz. 23 S.
8°. 1 Mk.
Der um die Bau- und Kunstgeschichte seiner
Heimatstadt so hochverdiente Verfasser glaubt in
einem charakteristischen Kopf, der neben einem
hofseifigen Fenster des zweiten Stockwerks am
Mainzer Schloss zu sehen ist, das Bildnis Elias
Holls, des berühmten Schöpfers des Augsburger
Rathauses, zu erkennen, schreibt ihm daher die
Fortsetzung des Mainzer Schlossbaues unter Kur-
fürst Anselm Kasimir von Wambolt (gewählt 1629,

7/VII) zu und erkennt in den besonderen Lebens-
verhältnissen Holls gerade in diesen Jahren — der
Meister musste wegen seines lutherischen Glaubens
Privataufträge übernehmen und erhielt 1631, 14/1
seine Entlassung als Stadtbaumeister in Augsburg
— die Möglichkeit einer Tätigkeit desselben in
Mainz, die freilich nicht in freiem künstlerischen
Schaffen, sondern in sorgfältiger Ausführung eines
fremden Bauplanes bestanden haben könnte. Da
urkundliche Zeugnisse fehlen, steht und fällt die
ganze Beweisführung mit der Uebereinstimmung
zwischen dem fraglichen Kopf und dem bekannten
Bildnis Holls, und diese erscheint mir nicht aus-
reichend zu sein. Ich vermag aus diesem Grunde
nicht mehr zu sagen, als dass Schneiders Annahme
die Grenze der Möglichkeit nicht überschreitet.
P. J. Meier
Karl Siebert: Die künstlerische Entwicklung
von Georg Cornicelius. Freiburg i. B., Lorenz
& Watzel. 52 S. 8°. Dissertation 1905.
Nach einer kurzen lieber sicht über den Lebens-
gang des Hanauer Malers (1825—1898) gibt S. in
dem folgenden Kapitel eine Uebersicht über die
künstlerische Entwicklung des Cornicelius während
seiner Lehr- und Wan derzeit, die er mit dem Jahre
1854 abschliessen lässt. Cornicelius entwickelt sich
besonders als Kolorist und Schilderer seelischer Vor-
gänge und bringt diese künstlerischen Eigenschaf-
ten in Historienbildern zur Geltung. Wie es scheint,
gedenkt der Verfasser diese Biographie C.’s, zu dem
er persönliche Beziehungen unterhalten hat, bis zu
dessen Lebensende fortzusetzen.
Ernst Jaffe.
Carl Chytil, Die Kunst in Prag zur Zeit
Rudolf II. Prag 1904, Verlag des Kunstge-
werblichen Museums der Handels- und Ge-
werbekammer. Mit 32 Abbildungen. 75 S. 89.
Der Direktor des „zweisprachlichen“ Prager
Kunstgewerbemuseums bringt zwei böhmisch ge-
haltene Vorlesungen in deutscher Sprache zum Ab-
druck, die eine aus öffentlichem und privatem
Kunstbesitz zusammengetragene Ausstellung in
diesem Museum begleiteten. Gute Abbildungen
veranschaulichen die Hauptstücke der Ausstellung:
„Die Kunst in Prag zur Zeit Rudolf II.“, sowie
andere bedeutende Kunstwerke der Rudolflnischen
Periode aus Prag und fremden Sammlungen, die
darin nicht vertreten sein konnten. Ein Anhang
von gelehrten Anmerkungen vervollständigt die
kunst- und kulturgeschichtlich interessante Ueber-
sicht. Das bisher im Zusammenhang niemals gründ-
lich behandelte Thema wird vollständig ausge-
schöpft.
 
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