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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Fünftes Heft (Mai 1905)
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Sachs, Curt: [Rezension von: Robert Bruck (Hg.), Das Skizzenbuch Albrecht Dürers in der kgl. öffentlichen Bibliothek zu Dresden]
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Holland, Hyacinth: [Rezension von: Otto Grautoff, Moriz von Schwind]
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Eggeling, Otto: [Rezension von: Adolf von Oechelhaeuser, Aus Anselm Feuerbachs Jugendjahren]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0118

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110

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

Mai-Heft.

Studien, entstanden sind. So ist denn eine genaue
Kenntnis der Dürerschen Proportionsarbeiten zu
einem eingehenden Verständnis seines künstleri-
schen Schaffens wesentlich. Wir werden daher
eine Publikation freudig begrüssen, durch die uns
ein opferfreudiger Gelehrter einen Einblick in diese
Erzeugnisse Diirerschen Geistes und Dürerscher
Arbeitskraft ermöglicht hat.
Bereits im Jahre 1871, bei Gelegenheit der
Dürerfeier in Nürnberg, wurden 40 Blätter aus
dieser Sammlung von Proportionsskizzen von Wor-
ten A. von Eyes begleitet, publiziert, der freilich
eine etwas übertrieben hohe Meinung von dem
kunstgeschichtlichen Wert der Skizzen hatte.
Auf 160 Blättern sind Studien zur Proportions-
lehre, d. h. geometrisch oder stereometrisch Kunst-
werke, männliche und weibliche Akte, Studien zur
Fortifikationslehre und endlich einige freie Studien
gegeben. Die am zahlreichsten vertretenen Pro-
portionsstudien sind meistens Skizzen zu den Holz-
schnitten der „Proportionslehre“. Die datierten
Zeichnungen des Buches umfassen die Jahre 1507
bis 1519.
Bruck hat den Blättern einen beschreibenden
Katalog beigegeben der leider nicht durchgängig
die einzelnen Aufschriften interpretiert. Seine ziem-
lich umfangreiche Einleitung befasst sich mit
Dürers Naturstudium. Curt Sachs
Otto Grautoff, Moriz von Schwind. Als
XXXIX. Band in Richard Muthers „Samm-
lung illustrierter Monographien“, Berlin
bei Bard, Marquardt und Co., 68 S. 12° mit
Schwinds Bildnis nach Lenbach in Vier-
farbendruck, 13 Abb. und Vignetten. M. 1,25.
Das frisch, warm, mit freudigem Verständnis
geschriebene Büchelchen, welches in leicht biogra-
phischer Passung die Werke des Meisters erläuternd
vorführt, wird dem Genius des Künstlers viele
neue Freunde zuführen und durch seinen feuilleto-
nistischen Plauderton das Verständnis und den Ge-
nuss seiner Schöpfungen für aethetische Touristen
fördern. Wie herzig klingt der köstliche Brief an
sein Töchterchen (S. 26)! — Das ist der ganze
Schwind mit seinem sprudelnden Humor, seinem
perlenden Schönheitssinn, mit dem prächtigen
Nebeneinander und dem goldenen Erzählerton. In-
zwischen hat der leidige Druckfehlerteufel dem
Autor manchen Possen gespielt, so ist z. B. auf
S. 16 (Zeile 7 von unten) der Schluss und Anfang
eines Satzes ausgefallen; dass die „Kalenderzeich-
nungen“ (statt 1844) schon 1814 entstanden sein
sollen, korrigiert sich, da Schwind 1804 geboren
wurde, von selbst (S. 41); er kann auch nicht auf
den Wunsch seines schon 1818 verstorbenen Vaters

noch „sechs Jahre philosophische Studien an der
Wiener Hochschule betrieben haben“ (S. 14). Da-
zu ergeben sich allerlei, nicht gerade zu den
Imponderabilien gehörige Entgleisungen. So wird
Schwinds erster Lehrer, der „Faust“-Maler Lud-
wig Ferdinand Schnorr, mit dem in München den
Nibelungen-Cyklus schaffenden Julius Schnorr
(S. 34) verwechselt; die Briefe von Schwinds
italiener Reise sind nicht an F. von Schober,
sondern an den Bildhauer Schalter gerichtet; die
Original-Kompositionen für Hohenschwangau sind
glücklicherweise nicht „gänzlich verschollen“,sondern
waren, weil in einen schwer handsamen Folianten
gebunden, auf der Münchener Zentenar-Ausstellung
im Sekretariat zugänglich hinterlegt. Die „Philo-
stratische Gemälde-Galerie“ hat Richard Förster
(Leipzig 1903) herausgegeben; sie zeigt nächst den
mit Schulz für Dr. Crusius in Leipzig gemalten
Fresken (Amor undPsyche) dass Cornelius nicht einen
so unheilvollen, sondern vom glänzendsten Verständ-
nis der Antike getragenen Einfluss auf Schwind geübt
habe. Darüber dass „die Cornelianer mit Riesen-
schinken in den Galerienparadieren“, wäre wohl auch
eine andere Meinung statthaft. Nicht Peter Cornelius,
sondern dessen Vetter, der 1903 verstorbene Ge-
schichtsprofessor Dr. Karl Adolf Cornelius erwarb das
S. 49 genannte Altarbild. Dergleichen Flüchtig-
keiten können wohl in den gewiss folgenden
weiteren Auflagen, die wir diesem gefälligen, hand-
samen kleinen Opus wünschen, geglättet werden,
um weitergreifenden Irrtümern vorzubeugen. Die
Illustrationen sind trotz ihres kleinen Umfanges
(9X12) grösstenteils klar und zweckförderlich.
H. Holland
Adolf von Oechelhaeuser, Aus Anselm Feuer-
bachs Jugendjahren. Leipzig, E. A. Seemann,
1905.
Es besteht ein Unterschied zwischen dem Bilde,
das seine Mutter von Anselm Feuerbach entworfen,
und dem, das wir seinem Freunde Allgeyer ver-
danken. Als die Mutter das „Vermächtnis“ heraus-
gab und dadurch dem geliebten Sohne zuerst jene
volle Teilnahme der Kunstwelt erwarb, deren er
wert war, hat die erhabene Dulderin, um die Fehler
des leidenschaftlich empfindenden und redenden
Künstlers zu mildern, manches Wort seiner Selbst-
biographie unterdrückt, hat Zwischensätze ein-
gefügt und Urteile darüber gegeben, wie das Kind
ihrer Sorgen ihrem grossen und warmen Herzen
erschien. Allgeyer stand ganz auf der Seite des
Freundes, hasste, wo Feuerbach gehasst hatte, und
liess hier und da aus den von ihm mitgeteilten
Briefen die Stellen fort, nach denen das Urteil
über die vermeintlichen Gegner zu mildern ge-
 
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