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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Erstes Heft (Januar 1905)
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Sachs, Curt: [Rezension von: Jahrbuch der Königlich Preussischen Kunstsammlungen. Beiheft zum 25. Band]
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Weisbach, Werner: [Rezension von: R. A. M. Stevenson, Eberhard von Bodenhausen, Velasquez]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0026

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18

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

Januar-Heft.

3. Cornelius von Fabriczy, Vincenzo da
Cortona. F. führt hier einen bisher unbekannten
Künstler in die Kunstgeschichte ein. Die wenigen
Urkunden, die ihn erwähnen, geben leider nur ge-
ringen Aufschluss über seine künstlerische Tätigkeit.
1493 ist er in Neapel, 1502 in Cortona, wo ihm
Luca Signor eil i eine Werkstatt ab tritt. Von Beruf
Holzbildhauer, hat er uns nur eine nachweisbare
Arbeit hinterlassen, das Gestühl des Oratoriums der
Fraternitä del Gesü vom Jahre 1516. Nach diesem.
Werk zu urteilen hat Vincenzo als Künstler keine
besondere Bedeutung. Curt Sachs.
R. A. M. Stevenson, Velasquez. Ueber-
setzt und eingeleitet von Br. Eberhard
Freiherr von Bo denhausen. München, Ver-
lagsanstalt F. Bruckmann A.-G. 1904. Mit
24 Abb. 166 S. 8°. Preis 5 M.
Man kann diesem Buch kaum eine bessere
Empfehlung geben, als die Worte des verdienst-
vollen Leiters des Londoner Kupferstich-Kabinets,
Sidney Colvin, die der Herausgeber und Ueber-
setzer an den Schluss seiner Einleitung gestellt
hat: „In keinem anderen Buche vermutlich, weder
in der englischen, noch in irgendwelcher anderen
Literatur ist die Psychologie des künstlerischen
Lebens so klar und so beweiskräftig zum Ausdruck
gebracht, ist die Natur des rein Malerischen in der
Malerei im Gegensatz zu allem Literarischen und
Historischen in einer so zwingenden und liebens-
würdigen Weise uns allen sichtbar geworden.“
Stevenson, ein Schotte, der von 1847 bis 1900 lebte,
ist selbst Maler gewesen und in die modernen
Probleme des spezifisch Malerischen mit grosser
Energie eingedrungen. Wenn er auch als schaffender
Künstler keine hohe Bedeutung erlangt hat, so ist
er jenen Problemen doch in einer Weise nahe-
getreten, hat sie von Grund aus in ihrer Bedeutung-
erkannt und dem sprachlich Ausdruck zu verleihen
gewusst, wie es nur wenigen, die über Kunst
schreiben, gelungen ist und gelingen wird. Was
ihn an Velasquez interessiert, ist die rein male-
rische Seite seiner Kunst. Diese möglichst klar-
zulegen ist der Zweck und das Ziel des Buches.
Deshalb bildet es einen wertvollen Beitrag zu dem
Verständnis des Künstlers auch nach Justis grund-
legendem Werk, das diesen als Kind seiner Zeit
inmitten der Kultur- und des geistigen Lebens
seiner Epoche schildert, und nach Berrnetes sorg-
fältiger, auf eine stilkritische Analyse jedes einzelnen
Bildes ausgehender Studie. Hinsichtlich des Zeit-
geschichtlichen und Biographischen beschränkt
sich der Verfasser auf die knappsten, Justis Buch
entnommenen Angaben. Auf ein Durchsprechen
des gesamten Bildermaterials verzichtet er und

exemplifiziert nur auf einzelne für seine Zwecke
besonders massgebende Werke. Aus den Ueber-
schriften der Kapitel und ihrem Umfang geht
schon die Tendenz des Buches klar hervor. Ein-
leitung: Velasquez und seine Bedeutung in der
Kunstgeschichte, S. 29. I. Seine Umgebung in
Spanien. Seine Stellung am Hofe Philipps IV., 33;
II. Perioden seines Lebens und Schaffens, 40;
III. Vergleichende Betrachtung der drei Perioden
seiner Kunst, 54; IV. Bedeutung und Würde der
Technik, 66; V. Die Komposition, 75; VI. Die
Farbe, 98; VII. Modellierung und Pinselführung,
109; VIII. Notizen zu einzelnen Bildern, 120;
IX. Seine Beziehungen zur älteren Kunst, 131;
X. Sein Einfluss auf die moderne Kunst, 141;
XI. Die Lehre des Impressionismus, 152. Stevenson
betrachtet Velasquez vom Standpunkt des modernen
impressionistischen Malers. Für ihn ist der Im-
pressionismus das einzige wahre und vollkommene
malerische Prinzip. Das verführt ihn, über andere
künstlerische Richtungen etwas ungerecht und ab-
sprechend zu urteilen. Velasquez ist für ihn der
erste und vollendetste Repräsentant impressio-
nistischer Malerei. Diese wird als etwas von dem
Spanier ganz neu Geschaffenes hingestellt, Vor-
gängern nach der Richtung keine grosse Be-
deutung beigemessen. Auf Greco geht Stevenson
wohl in solchem Zusammenhang ein, aber mehr,
um ihn in einen Gegensatz zu Velasquez zu stellen.
Vom Standpunkt des geschichtlichen Zusammen-
hangs und der Entwicklung impressionistischer
Malerei betrachtet, dürfen er sowohl wie Tinto-
retto als Vorläufer des Velasquez auf dem Gebiete
der malerischen Modellierung mit Flecken gelten.
Malerei als Fleckenkunst, das ist das Phänomen,
mit dem Velasquez seine neuen, überraschenden
Erfolge errungen hat. Das Erkennen der Rela-
tivität aller Farbenwerte untereinander und im
Verhältnis zu dem Gesamtbilde, das Vorherrschen
des Tons als Kompositionselementes, das Modi-
fizieren aller Töne unter der Wirkung des Lichtes,
das sind einige der Hauptfaktoren, die Stevenson
als massgebend für die Kunst des Velasquez auf-
zeigt. Sehr richtig beurteilt er diese, wenn er auf
die Verbindung impressionistischer Mal weise mit
starker dekorativer Wirkung hinweist und von
einem Dekorieren mit dem Ton spricht. Er hat
auch, obschon Impressionist, wohl ein Gefühl dafür,
welche Rolle die Komposition in der Kirnst des
Velasquez spielt. Aber leider hat er solche Ge-
danken nicht genügend verfolgt. Er wäre wohl
sonst dazu gekommen, den dekorativen Elementen,
unabhängig von den impressionistischen: dem
tektonischen Aufbau, der Eurythmie u. a. mehr
Aufmerksamkeit zuzuwenden, während er sich
 
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