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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Drittes Heft (März 1905)
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Eggeling, Otto: [Rezension von: Béla Lázár, Ladislas de Paál. Un peintre hongrois de l'école de Barbizon]
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Kümmel, Otto: [Rezension von: Stewart Dick, Arts and crafts of old Japan]
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Jordan, Max: [Rezension von: F. von Reber, Die Korrespondenz zwischen dem Kronprinzen Ludwig von Bayern und dem Galeriebeamten G. Dillis]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0074

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66

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

März-Heft.

De Paal entstammte einer Pamilie der „Szekely“,
die ursprünglich türkischen Blutes, mit ebensoviel
Tapferkeit als düsterer Fantastik ausgerüstet sind
und Jahrhunderte hindurch die Landesgrenze ver-
teidigt haben. In den grossen Wäldern von Odvos
erfühl’ Ladislas seine stärksten Jugendeindrücke;
denn dort lebte als sehr gut bezahlter Postmeister
sein Vater. 1864 nach Wien gesandt, um Jura zu
studieren, folgt der Achtzehnjährige seiner Liebe
zur Malerei und wird Schüler an der Akademie
der schönen Künste. Unter Professor Albert Zimmer-
mann lernt er fleissig zeichnen, lernt die Stauden
des Bodens mit demselben Fleiss ausführen, wie
die Stämme und Wipfel der Bäume, gibt viel Ein-
zelnes, weiss es aber noch nicht zu einem Ganzen
zu verbinden. Ein Besuch niederländischer Museen
belehrt ihn über den Wert des einheitlichen Tones
im Landschaftsbild, und das in Düsseldorf wieder
aufgenommene Studium lässt ihn die Achenbachs
zwar nicht darin nachahmen, dass er starke Ein-
drücke suchte, bewegt ihn aber doch, den hellen
und zerstreuten Ton Wiens mit dem einheitlichen
braunen Düsseldorfs zu vertauschen. Nachdem er
Düsseldorf mit Paris vertauscht hat, erringt er in
Barbizon die Kenntnis jenes goldigen Grundklanges,
der namentlich die Eichenwälder Rousseaus durch-
zieht. Aber so wertvoll ihm jetzt die leuchtende
Earbe ist, auch in seinen letzten Bildern bedarf er
stets der charakteristischen Linie und Eorm, um das
Ziel seines Malens zu erreichen, um sein Innen-
leben auszudrücken.
Vielleicht ist das Kapitel, in dem Läzär von
der Einbildungskraft mehr des Künstlers überhaupt,
als dieses Künstlers spricht, etwas weit ausge-
sponnen; aber es lässt uns mit erleben, wie die
Sinne Paals von Jugend auf Eindrücke des Wald-
lebens einsaugen, wie diese Eindrücke sich mit-
einander verbinden und an einander abreiben und
wie endlich die düstere Fantastik des Szekelers
durch den finanziellen Untergang seiner geliebten
Familie noch vertieft, die inneren Bilder seines
Geistes zu einem auf der Leinwand zusammenfasst.
Die Art, in der Läzär beschreibt, wie sein Held
Bäume, Erdboden, Wolken, Wasser behandelt, diese
Beschreibung Läzärs ist nicht ohne sichtbaren Ein-
fluss von Ruskins „Modern painters“ geschrieben;
aber die beigegebenen schwarzweissen und die eine
farbige Nachbildung der Bilder Paäls sind ge-
schmackvoll und lehrreich erklärt.
Besonders wohltuend tritt ein dritter Ungar,
tritt Munkaczy im Leben dieses Unglücklichen her-
vor. Nicht nur dass der berühmte Meister ein
lebendiges, unserem Buche beigegebenes Porträt
seines Landsmannes malte, nicht nur dass er ihn
empfahl, für ihn Schulden bezahlte, auch als der

dreiunddreissigjährige Paal gehirnkrank wurde und,
starb, fand die Familie des Todten an Munkaczy
einen Berichterstatter, aus dessen Worten jene
warme Teilnahme spricht, die mehr ist als äusser-
liche Hilfe. 0. Eggeling

Japanische Kunst.
Stewart Dick, Arts and crafts of old Japan.
T. N. Foulis, Edinburgh and London, 1904.
153 S. kl. 8° mit 29 Tafeln.
Die kleine Schrift, eins von den vielen Wer-
ken, zu denen das gesteigerte politische Interesse
für Japan geschäftige Autoren begeistert hat, ist
ein nicht ungeschicktes und gut geschriebenes Re-
sume der bekannten und geläufigen europäischen
und japanischen Schriften zur japanischen Kunst-
geschichte. Der Verfasser kennt freilich weder die
japanische Kunst, noch die japanischen Kunstge-
schichten besonders gründlich, aber ebensowenig
besitzt er die krasse Ignoranz und das hoffnungs-
lose Unverständnis, die, nach den neuesten Lei-
stungen zu schliessen, zur Anfertigung einer japa-
nischen Kunstgeschichte besonders qualifizierte.
Am besten gelungen scheint der Abschnitt über
Malerei, der diese Zentralkunst Ostasiens und ihre
Hauptmeister nicht übel charakterisiert. Die spä-
teren, der Bildnerei und dem Kunstgewerbe gewid-
meten Kapitel sind weit weniger glücklich. Die
Abbildungen sind technisch gut gelungen, geben
aber von der Kunst Japans kaum eine bessere Vor-
stellung, als Neuruppiner Bilderbogen von der
Schlacht bei Sedan. Ihre Vorlagen sind fast durch-
weg äusserst zweifelhaft—ein Werk eines grossen
Meisters ist jedenfalls nicht darunter.
Otto Kümmel
Geschichte der Kunstwissenschaft.
F. von Reber. Die Korrespondenz zwischen
dem Kronprinzen Ludwig von Bayern und dem
Galeriebeamten G. Dillis. (Sep.-Abd. aus d.
Sitzungsberichten der philos.-philol. u. der
hist. Klasse der Kgl. Bay rischen Akademie
der Wissenschaften. 1904. Heft III.
Der hochverdiente Münchener Galerie-Direktor,
dem wir schon manchen wertvollen Aufschluss über
Entstehung und Schicksale der bayerischen Kunst-
sammlungen verdanken, gibt uns hier einen näheren
Einblick in die Beziehungen seines früheren Amts-
vorgängers mit dessen hohem Gönner und wir em-
 
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