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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Achtes Heft (August 1905)
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Loubier, J.: [Rezension von: Rudolf von Larisch, Unterricht in ornamentaler Schrift]
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Haenel, Erich: [Rezension von: Jan Veth, Streifzüge eines holländischen Malers in Deutschland]
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Simon, Karl: [Rezension von: Karl Rösener, Kunsterziehung im Geiste L. Richters]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0192

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184

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

August-Heft.

Die Beispiele, wie diese Aufgabe verschieden, indi-
viduell, gelöst wird, sind sehr lehrreich. Larisch
lässt die Schüler mit den verschiedensten 'Werk-
zeugen (Rohr-, Kiel-, Paketfeder, Pinsel, Griffel,
Stichel) auf die verschiedensten Materialien
schreiben, ritzen und graben: auf Lehm, feuchten
Gips, Wachs, dünne Bleche. Dadurch belebt er
die Lernlust und regt sie zu allen möglichen Ver-
suchen an. Die Hebungen mit dem von ihm er-
fundenen „Quellstift“, der viel Farbe abgibt und
einen kräftigen, gleichmässig dicken Strich er-
möglicht, erziehen den Schüler zu einer schnellen
energischen Führung des Schreibinstruments.
Die besten Erfolge verspricht Larischs origi-
nelle Methode, die Schüler im Einpassen der Schrift
in einen gegebenen Raum und im Anpassen der
Schrift an den Stil einer gegebenen Zeichnung zu
erzielen. Der Schüler muss empfinden lernen, ob
die Fleckenwirkung der Schrift und der Zeichnung
mit einander harmonieren, ob bei einer Schriftauf-
gabe dekorative Rücksichten vorwiegen, oder aus-
schliesslich der Mitteilungszweck zu berücksichtigen
ist. Die hierfür gegebenen Beispiele sind ausser-
ordentlich instruktiv. Durch die ganze Methode
Larischs geht ein frischer Zug, sein Unterricht
muss ausserordentlich anregend sein und die Schüler
mit fortreissen. Schon die hier vorliegende schrift-
liche Schilderung seines Lehrganges ist für Lehrer
wie für Schüler gleich anregend.
J. Loubier.
Jan Veth, Streifzüge eines holländischen
Malers in Deutschland. Verlag Bruno
Cassirer. Berlin 1904. Mit Abbildungen.
8°. Preis M. 4,50.
Man beginnt jetzt wieder denjenigen Schriften
mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden, in denen
Künstler selbst über Kunst reden, nachdem der
Gelehrte und der Aesthetiker lange fast unum-
schränkt die Kunstschriftstellerei beherrscht hatten.
Die Franzosen sind uns, wie in so Vielem, was
Feinsinn und Geschmack anlangt, auch hier vor-
angegangen. Delacroix’ und Fromentins Schriften
werden dort schon lange mit Entzücken gelesen
und mit Verehrung zitiert. Der holländische Maler,
von dem uns der so frisch geleitete Verlag von
„Kunst und Künstler“ jetzt einen Band ge-
sammelter Aufsätze präsentiert, hat zwar weder
das wunderbare Temperament des Ersteren, noch
die intuitive Analysierungskraft des Letzteren. Aber
ein für einen selbst Schaffenden merkwürdig
weiter Horizont und eine Art dichterisches Em-
pfinden, dem auch der Humor nicht fehlt, machen
seine Betrachtungen zu mehr, als was man so
schlechthin „anregend“ nennt. Der Stil ist manch-

mal etwas schwerfällig, er steigt sogar, wie in der
Schilderung der schwäbischen Madonna, gelegent-
lich zu mystischer Unklarheit herab, doch fehlen
ihm auch originelle Antithesen und scharf um-
rissene Bilder nicht. Am höchsten von den zwölf
Aufsätzen möchte ich die über Jozef Isreals und
Aelbert Cuyp stellen. Hier werden die zartesten
Fäden des künstlerischen Innenlebens und Ge-
staltens blossgelegt, hier ist, aus vollendeter Kennt-
nis des Milieus heraus, das Werden der Persön-
lichkeit mit meisterhaften Strichen gezeichnet.
Von Odelon Redon wird, wie auch bei Meier-Gräfe,
vieles überschätzt. Dagegen wird man manches
von dem, was gegen Böcklins Kunst gesagt wird,
doch nicht einfach ablehnen dürfen. In dem
Essay über Menzel fällt besonders die äusserst
lebendige Schilderung des Persönlichen auf. —
Durchaus falsch und irreführend ist der Vergleich
der Vollendung des Kölner Doms mit einer solchen
der Medizäergräber. Das Kölner Dombid (S. 27)
steht nicht in der Agnes-, sondern in der Michaels-
kapelle. Erich Haenel.
Karl Rösener, Kunsterziehung im Geiste
L. Richters. Verlag C. Bertelsmann, Güters-
loh, 1905. 80. SS. 130. Preis M. 1,20.
Das warmherzig und mit liebevoller Ver-
senkung in die Kunst L. Richters geschriebene
Büchlein möchte die Kunsterziehungsfrage auf
Bahnen weisen, die uns Richter in seinen Werken
und in seinen Aussprüchen bezeichnet hat, und
legt dazu die Kunstanschauung nnd die Bildungs-
elemente seiner’ Kunst anschaulich dar. Letztere
sieht Verf. in dem sozialen Charakter (dem „so-
zialen“, Glück und Zufriedenheit preisenden „Idea-
lismus“), der deutschen Frömmigkeit, der deutschen
Liebe zur Natur und dem deutschen Humor. Einer
solchen Kunst, die sich auf den Boden des Volks-
tums stellt, die mit der allgemeinen, insbesondere
mit der sittlich-religiösen Bildung des Volkes in
inniger Berührung steht, sollen wir bei unserem
Volk und bei unserer Jugend die Wege bereiten. —
Und wer wollte nicht wünschen, dass Richterscher
Geist bei uns wieder mehr verstanden und geliebt
würde? Von diesem Standpunkt aus, der übrigens
durchaus mit Mass und Weitherzigkeit vertreten
wird, mag man das Werkchen gern begrüssen und
ihm in Kreisen, die Richter’scher Kunst ferner
stehen oder andererseits etwas für die Förderung dei’
Kenntnis guter volkstümlicher Kunst tun möchten,
Verbreitung wünschen.
Kar 1 Simon.
 
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