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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Neuntes Heft (September 1905)
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Eggeling, Otto: [Rezension von: Rainer Maria Rilke, Worpswede, Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Hans am Ende, Heinrich Vogeler]
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Weber, Paul: [Rezension von: Franz Servaes, Albrecht Dürer]
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[Rezension von: G. Joseph Kern, Eine perspektivische Kreiskonstruktion bei Sandro Botticelli]
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Michel, Hermann: [Rezension von: Erich Heyfelder, Aesthetische Studien. Zweites Heft: Die Illusionstheorie und Goethes Aesthetik]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0207

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September-Heft. Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

199

Es ist ein Genuss, dieses Büchlein Rilkes zu
lesen. Mühelos prägen sich die inhaltsreichen
"Worte ein. Man möchte den Verfasser kennen und
ihm danken können. Otto Eggeling
Franz Servaes, Albrecht Dürer. Berlin,
Bard, Marquard & Co. 8°. Mit zwei Photo-
gravüren und 14 Vollbildern in Ton- und
Strichätzung. 42. Band der „Kunst“, heraus-
gegeben von Richard Muther. 65 S. M. 1,25.
In der langen Reihe hübsch ausgestatteter,
leicht zu lesender und bequem in die Tasche zu
steckender Plauderbändchen über Kunst, die Richard
Muther im Verlage von Bard, Marquard & Co.
herausgibt, ist nun auch Albrecht Dürers Leben
und Werk vertreten. Wahrlich keine leichte Arbeit,
einen so vielseitigen, ■und tiefgründigen Künstler
auf 65 kurzen Seiten dem Laien vor Augen
zu stellen. Aber Servaes hat sich dieser Auf-
gabe mit Geschick entledigt. Die Beherrschung des
Materials befähigte ihn, in jedem Abschnitte
mit knappen Sätzen ein zutreffendes Bild von Dürers
Kunst und Art wenigstens in den Hauptlinien zu
zeichnen. Der Stoff ist reizvoll gruppiert: Im ersten
Teile wird Dürer „als Zeiterscheinung“ gewürdigt,
d. h. in seiner Abhängigkeit von den geistigen und
künstlerischen Strömungen der Zeit, im zweiten
Teile „als Ewigkeitserscheinung“, d. h. sein Persön-
liches, die Zeiten Ueberdauerndes, „die Offenbarung
seiner eigenen gesteigerten Menschlichkeit durch
die Kunst“ wird unter den verschiedensten Gesichts-
punkten betrachtet: Phantasiewelt und Wahrheits-
streben ; Göttliches und menschliches Leiden; Innig-
keit-Lieblichkeit-Humor ; Kraft - Würde - Schönheit;
Geistige Welt; Universalismus. Die Darstellung
liest sich klar und angenehm. Für den Fachmann
bringt sie sachlich nichts Neues, aber manchen an-
regenden Vergleich und Gedanken. Der Laie wird
durch dies zierliche Dürerbüchlein — das dem An-
denken Anton Springers gewidmet ist — vielleicht
dazu geführt, sich eingehendei' mit dem Meister
zu befassen.
Paul Weber
31
Italienische Kunst.
G. Joseph Kern. Eine perspektivische Kreis-
konstruktion bei Sandro Botticelli. S. Abdruck
a. d. Jahrbuch d. k. preuss. Kunstsamm-
lungen. 1905. Heft III.
Verf. geht, nachdem er die Frage der Eigen-
händigkeit des Tondos der Madonna mit den sieben
Engeln der Berliner Galerie gestreift hat, zu dem

Nachweis über, dass das Bild in der Musterung
seines Fussbodens einen perspektivisch konstruierten
Kreis enthält. Er vergleicht die von Botticelli
angewandte Methode mit derjenigen, die Alberti
in seinem Traktat auseinandersetzt. — Wichtig
erscheinen diese Ausführungen, weil sie den Beweis
erbringen, in wie streng wissenschaftlicher Weise
in Botticellis Werkstatt Perspektive studiert wurde.
Piero della Francesca nannte den Meister zusammen
mit anderen als hervorragend in der Perspektive.
Auch ein Zeugnis Donis ist hier wichtig. Hervor-
ragend durch perspektivische Darstellung ist auch
das Fresko Botticellis in Ognissanti.
, Georg Gronau
Aesthetik.
Erich Heyfelder, Aesthetische Studien,
Zweites Heft: Die Illusionstheorie und Goethes
Aesthetik. Freiburg i. Br., Hermann Hey-
felder 1905. 201 S. 8°.
In dieser von anerkennenswertem Scharfsinn
und vielseitiger Belesenheit zeugenden Abhandlung
wird der Versuch gemacht, die Aesthetik des
älteren Goethe als „illusionistisch“ zu erweisen.
Der Verfasser schickt präludierend eine Dar-
stellung der ästhetischen Illusionstheorie voraus,
wobei er sich im wesentlichen an Konrad Lange
anschliesst, doch nicht völlig auf eigene Ansichten
und Formulierungen verzichtet. Nach einer
Untersuchung über den Begriff der Rührung, vor-
nehmlich einer eindringenden Interpretation der
Aeusserungen Goethes über Manzonis „Verlobte“,
kommt er zum Kern der Sache und erörtert in
drei Kapiteln Illusionismus und Katharsis in
Goethes Aesthetik.
Ob die Illusionstheorie an sich berechtigt ist
oder nicht, mag dahingestellt bleiben. Ich halte
sie nicht für richtiger, aber auch nicht für falscher,
als alle anderen Theorien über das Wesen des
ästhetischen Genusses. Wir besitzen meines Er-
achtens vorläufig viel zu wenig exakte Analysen
des ästhetischen Verhaltens im einzelnen, um
daraus einwandfreie, allgemeine Schlüsse ziehen
zu können. Wir wollen uns also nur damit be-
schäftigen, ob der reifere Goethe tatsächlich ein
Vertreter der Illusionstheorie gewesen ist. So
wenig ich nun mit Eduard von Hartmann (Die
deutsche Aesthetik seit Kant 1886, S. VII) Goethe
zu den „Popularästhetikern“ rechnen und ihn aus
einer Geschichte der Aesthetik ganz ausschliessen
möchte, so bedenklich scheint es mir doch, die
immer bedeutenden, aber mehr dem augenblick-
 
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