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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Zehntes Heft (Oktober 1903)
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Bruck, Robert: [Rezension von: Friedrich Haack, Hans Schüchlin, Der Schöpfer des Tiefenbronner Hochaltars]
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Meier, Paul J.: [Rezension von: Cornelius Gurlitt, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Heft 27, Amtshauptmannschaft Oschatz]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0234

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226

Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

Oktober-Heft.

neu, da ja oft ein kleiner, fast nebensächlicher, ur-
kundlicher Hinweis genügt, um uns vielleicht über
manches Klarheit zu verschaffen. — Das einzige
Werk, das Schüchlin bestimmt zugehört, dei' Tiefen-
bronner Hochaltar von 1469, ist im Kapitel 2 mit
grösster Sorgfalt und Genauigkeit beschrieben. Recht
zu bedauern ist nur, dass die Verlags anstatt keine
Abbildungen davon beigegeben hat. Die Gesamt-
aufnahme Taf. I genügt nicht, und 4—5 Abbildun-
gen mehr hätten, wenn auch der Preis des Euches
ein etwas höherer gewesen wäre, der so tüchtigen
Arbeit des Verfassers nur genützt; es wäre des-
halb noch kein „Bilderbuch“ geworden. Wenn
auch der Kunsthistoriker die Gemälde des Tiefen-
bronner Hochaltars kennt, so wird dies nicht der
Pall sein bei einer grossen Anzahl Laien, die Herz
und Sinn für unsere alte deutsche Kunst haben
und die nicht leicht Gelegenheit finden, an Hand
des Haackschen Buches in Tiefenbronn die Male-
reien Schüchlins studieren zu können. — Schüch-
lins Stellung in der Ulmer Malerei des 15. Jahr-
hunderts ist von Haack sehr gut als die einer
Uebergangsrichtung „von der alten Idealität zu
dem heranblühenden, nicht minder idealen, aber da-
bei von unvergleichlich grösserem Verständnis für
die Natur gesättigten Stil des Zeitblom“ charakte-
risiert. Dei’ Vergleich mit Friedrich Herlin lag
nahe, ohne dass es vielleicht nötig gewesen wäre,
Herlin manchmal auf Kosten Schüchlins etwas her-
abzusetzen. Der Zusammenhang Schüchlins mit
der Nürnberger Malerschule ist auch für den Ver-
fasser ein feststehender. Eine detailliertere Aus-
führung, wie sich die stilistische Verwandtschaft
Schüchlins mit Wohlgemut und den Franken über-
haupt erzeigt, würde man, wie ich glaube, nicht
ungern am Schlüsse dieses dritten Kapitels lesen.
Bei den Zuschreibungen weist Dr. Haack alle un-
bestimmten Zuweisungen zurück, wie er sich in
der ganzen Arbeit durchaus frei von jeder Hypo-
these zu halten weiss, sodass nur allein der Tiefen-
bronner Hochaltar als sicheres Werk Schüchlins
übrig bleibt; die hl. Brigitte in der Kirche zu
Oberstadion (bei Ehingen) bezeichnet Haack als
„wahrscheinlich“ von Schüchlin gemalt. — Wer
die kleine Kirche zu Tiefenbronn betrat, wird sich
erinnern, wie sehr vielleicht der schöne Altar
Schüchlins gegen das ältere daselbst befindliche
Werk von Lukas Moser zurückstand und beim
Studium zu kurz kam. Nur wer wahrhaft mit
Liebe sich den Werken unserer alten deutschen
Kunst naht, kann so warm empfunden wie Dr.
Flaack über dieselben schreiben. Aber auch nur der,
welcher unserer alten deutschen Kunst jene Liebe
entgegenbringt, kann sie verstehen.
Robert Bruck

Cornelius Gurlitt. Beschreibende Dar-
stellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler
des Königreichs Sachsen. Unter Mitwirkung
des K. Sächsischen Alt er tum s Vereins her aus-
gegeben von dem K. Sächsischen Minis-
terium des Innern. 27. Heft: Amtshaupt-
mannschaft Oschatz (I. Teil, die Ortschaften
Ablass bis Luppa umfassend), bearbeitet
von C. G., Dresden, 1905, 176 S. mit 10 Licht-
druckbeilagen und 176 Textabbildungen.
8°. M. 8,00.
Die Inventarisation des Königreichs Sachsen,
die seit 1881 im Gange ist und bis 1891 R. Steche,
seither C. Gurlitt anvertraut war, ist in erfreu-
lichster Weise vorangeschritten und steht ihrem
endgiltigen Abschluss nicht mehr fern. Mit der
vorliegenden Amtshauptmannschaft Oschatz, deren
zweiter Teil auch nicht lange auf sich warten lassen
wird, liegt die Kreishauptmannschaft Leipzig fertig
vor und das Gleiche ist bereits bei der von Zwickau
der Fall. Für den Kreis Dresden fehlen nur noch
die Aemter Grossenhain und Pirna, und der Kreis
Bautzen, der freilich noch garnicht in Angriff ge-
nommen ist, enthält nur vier Aemter, die noch
dazu sehr arm an Denkmälern sind. — Heft 27
bringt unter den Denkmälern der Amtshauptmann-
schaft Oschatz eine grössere Anzahl von roma-
nischen Kirchen in dem gewöhnlichen Dorf-
typus, die eine in Lorenzkirch mit einem in Putz aus-
geführten und durch diese Technik bemerkenswerten
Rundbogenfries, die übrigen aber ebensowenig, wie
die an Anzahl geringeren gotischen Kirchen
in architektorischer Hinsicht von Bedeutung; nur
ist hervorzuheben, dass die zu Hohenwussen inner-
halb eines mächtigen Erdwalles von 7—8 m Höhe
mit einer Mauer darauf liegt, und dass Ablass ein
gutes hochromanisches Portal besitzt. Auch die
mittelalterlichen Ausstattungsstücke sind
mit einem frühgotischen Kelch des XIV. Jahrh.
in Altmügeln, einem gotischen Taufstein um 1400
in Liebschütz, einer gotischen Monstranz ebendort,
einer schlecht erhaltenen Madonna gegen 1300 in
Börtewitz, einem guten Kruzifixus von Holz in
Krein itz, mit einer Reihe von Flügelaltären aus
dem XV. und dem Beginn des XVI. Jahrh. (be-
merkenswert der in Dahlen von 1519 und der in
Lonnewitz mit guten Bildern), sowie einzelnen
Schnitzfiguren und schliesslich mit einer grösseren
Anzahl von Glocken (einige vor 1300 schmucklos,
aber z. T. mit Inschriften, eine von 1471 in Jahna
mit dem Namen des Giessers Dietr. Reinhart,
die von 1518 in Ablass technisch besonders gelobt,
die von 1430 in Canitz und die etwa gleichzeitig in
Lampertswal.de mit umgekehrt aufgesetzten Modeln,
bzw. verkehrter Reihenfolge der Buchstaben) — ich
 
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