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Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur — 1.1905

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Elftes/Zwölftes Heft (November/Dezember 1905)
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Strzygowski, Josef: [Rezension von: Joseph Hampel, Altertümer des frühen Mittelalters in Ungarn]
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Schultze, Victor: [Rezension von: Adolf Bauer, Josef Strzygowski, Eine alexandrinische Weltchronik. Text und Miniaturen eines griechischen Papyrus der Sammlung W. Goleniscev]
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https://doi.org/10.11588/diglit.50013#0265

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Nov./Bez.-Heft. Monatshefte der kunstwissenschaftlichen Literatur.

257

Elfenbeinhorn von Jäcz-Bereny und. seine Ver-
wandten. Ich glaube nicht, dass die Cirkusdar-
stellungen gerade mit Byzanz in Verbindung zu
bringen sind; auch da wird auf den dahinter
liegenden Orient zurückzugreifen sein. Am Schlüsse
des Textes folgen die sehr ausführlichen und ge-
nauen Register. Bd. III, der Atlas, enthält 539
nach den vier Gruppen geordnete Tafeln, zum
grössten Teil nach Zeichnungen, nur die Haupt-
stücke nach Photographien in Zinkdruck. Sehr
dankenswert ist, dass auf jeder Tafel hingewiesen
wird auf die zugehörige Beschreibung im zweiten
Bande.
Im Ganzen genommen stelle ich Hampels
Leistung neben die von Lindenschmidt und glaube,
dass die schlicht sachliche Art, das Material vor
dem Leser auszubreiten, bessere Dienste leistet, als
der anspruchsvolle Band, mit dem das öster-
reichische archäologische Institut die Veröffent-
lichung der spätrömischen Kunstindustrie nach den
Bunden in Oesterreich-Ungarn begonnen hat.
Ungarn hat jedenfalls seine Pflicht der Wissen-
schaft gegenüber vollauf erfüllt.
Josef Strzygowski
Byzantinische Kunst.
Adolf Bauer und Josef Strzygowski Eine
alexandrinische Weltchronik. Text und Mi-
niaturen eines griechischen Papyrus der
Sammlung W. Goleniscev. Mit 8 Doppeltafeln
und 36 Abbildungen im Texte. Wien 1905. In
Kommission bei Carl Gerolds Sohn (204 S. in Polio).
[Denkschriften der Kaiserl. Akademie d. Wissensch.
in Wien. Phil.-hist. Klass. Bd. LI.]
Man muss ganz oder auch nur teilweise die
mächtigen Wirkungen miterlebt haben, welche die
Entdeckungen de. Rossis in den römischen Kata-
komben seit den sechziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts für die Kunstgeschichte und Archäo-
logie der frühchristlichen Zeit mit sich führten, um
zu einer angemessenen Würdigung der Bedeutung
zu gelangen, welche jetzt Aegypten in derselben
Richtung zu gewinnen anfängt. Allerdings handelt
es sich im Gegensatz zu jenen Ergebnissen um eine
spätere Zeit, auch fehlen die grossen Cyklen, wie
sie die römischen Katakombenmalereien bieten, der
archäologische Gewinn ist zur Zeit noch ein ver-
hältnismässig geringfügiger, aber auf der anderen
Seite stehen Eigentümlichkeiten, welche das höchste
Interesse herausfordern: der enge Zusammenhang
mit der altägyptischen Kultur und die wechselnde
Wiederspiegelung der Einflüsse, die auf diesem

Boden von verschiedenen Seiten her sich getroffen
haben. Noch läuft der volle Strom der Bunde,
und darum ist das Bild noch lückenhaft und erst
in gewissen Grundzügen fassbar, aber schon ist
die Borschung, und mit Recht, an diese neue Auf-
gabe herangetreten.
Es war zu erwarten, dass der unermüdliche
und erfolgreiche Vorkämpfer in der jetzt akuten
Brage nach dem Ursprünge und dem Wesensbe-
stande der frühchristlichen östlichen Kunst, die
man bisher irrig als eine im grossen und ganzen
gleichartige Masse anzusehen gewohnt war, Josef
Strzygowski, hier einsetzte. Sein Hauptwerk, um
nur dieses zu nennen, der Band „Koptische Kunst“
des Catalogue general du Musee du Caire, bezeugt
seine volle Beherrschung der Probleme und des
Materials.
Die vorliegende Publikation bildet nach be-
stimmter Richtung hin eine Ergänzung. Sie teilt
die dürftigen Reste einer im Besitze des russischen
Aegyptologen Goleniscev befindlichen, auf Papyrus
geschriebenen und mit Bildern geschmückten Welt-
chronik mit, die wahrscheinlich aus Oberägypten
stammt. Adolf Bauer hat mit Hilfe des sog. Bar-
baras Scaligeri in Paris, der zu der Handschrift in
engen Beziehungen steht, das Möglichste geleistet,
die Betzen zusammenzuordnen und den inhaltlich
wertlosen Text herzustellen. Was er bietet, ist
ein Muster philologischer und historischer Akribie,
welche zu dem Ergebnis führt, „dass der Verfasser
dem Kreise alexandrinischer Mönche angehört, die
wie Panodoros und Annianos im Anfänge des
5. Jahrhunderts Weltchroniken schrieben.“ Auf
den Namen des Verfassers komme es bei der gleich-
förmigen Beschaffenheit und bei dem geringen
Werte dieser Produkte nicht an.
Von dieser Basis aus erheben sich die ein-
gehenden kunsthistorischen Untersuchungen Strzy-
gowskis. Die auf etwa 40 Betzen verteilten Bild-
chen sind: Monatsbilder, Inselkarte, Propheten,
lateinisch-römische, lakedämonische, makedonische,
lydische Könige, Chronikillustrationen zu den Jahren
383—389, darunter die Bestürmung des Serapeion
in Alexandrien, Neutestamentlich.es — alles dies
ganz fragmentarisch, von flüchtiger, zuweilen roher
Ausführung ohne Raumgliederung, entstanden in
rein mechanischer Nachahmung. Strzygowski be-
müht sich, mit Hilfe paralleler Quellen, das Vor-
handene festzustellen und das Behlende zu er-
gänzen, wobei der oben genannte Barbaras gute
Dienste leistet. Hier erheben sich grosse Schwierig-
keiten, deren der Scharfsinn des Interpreten nicht
immer Herr geworden ist. Die Deutung des Frag-
ments z. B. Taf. VII Rekto D auf Johannes den
Täufer ist absolut ausgeschlossen; es wird eine
 
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