Studien über die romanische Plastik und Bauornamentik am Großmünster zu Zürich
Gegenstück, das sich jetzt in amerikanischem Privatbesitz befindet1. Wesentlicher allerdings erscheint es
uns, auf die überraschende Verwandtschaft hinzu weisen, die den figürlichen Schmuck der Züricher Portal-
pfeiler verbindet mit den Gestalten, die in gedrängter Reihe die oberen beiden Friese der Fassade von Ripoll2 3
(Taf. 12, Abb. i) füllen; das trennende Flechtbandmotiv kennen wir ja ebenfalls von dem Züricher Portal. Vor
allem fällt — neben allgemeinen schon mehrfach erwähnten Eigentümlichkeiten des Faltenwurfs — auf,
wie Rock und Mantel nach der Einschnürung über den Hüften, beinahe reifrockartig sich nach unten
erweitern .
Das noch altertümlicher anmutende Reliefbild der Züricher Heiligen steht dagegen näher dem
flächenartigen dekorativen Stil des Tympanons am Nordportal von St. Pedro el Viejo zu Huesca, das von
Kingsley Porter mit dem Wiederaufbau der Kirche nach 1096 in Zusammenhang gebracht und stilgeschicht-
lich mit anderen, schon um die Jahrhundertwende gefertigten Bildhauerarbeiten in Parallele gesetzt wird
(Taf. 11, Abb. 2)4 *. Man vergleiche auch hier — abgesehen von Haltung und Proportionen der Figuren — den
scharfgewinkelten Zickzackverlauf der geradezu als flächenfüllendes Motiv verwandten Stoffmassen. Anderes,
wie die doppeltgeführten Linien der rhythmisch die Fläche belebenden Falten rückt das Züricher Relief mit
dem Zweikampf näher an die Darstellungen auf dem Grab der Dona Sancha im Benediktinerinnenkloster
zu Jaca (Huesca)8, das von dem amerikanischen Forscher gleichfalls um 1000 datiert und als Werk des
gleichen Künstlers angesehen wird, der die Anbetung der Könige zu Huesca geschaffen hat; so schließt sich
auch hier der Ring6.
Es würde zu weit führen, diesen Beziehungen nachzugehen; eine zusammenfassende Geschichte
der romanischen Plastik Nordostspaniens wird hier Klarheit bringen. Ebenso müssen wir darauf verzichten,
die Fragen aufzurollen, die auftauchen bei dem Versuch, die Fassade von Ripoll zeitlich festzulegen, doch
wird man schon auf Grund des allgemeinen stilistischen Eindruckes, den die unteren, an ältere Miniaturen
der Malschule von Ripoll angelehnten Reliefs hervorrufen, das zweite Viertel des 12. Jahrhunderts als ungefähre
Entstehungszeit annehmen dürfen. Ziehen wir aus diesen Ansätzen die Folgerungen für die Entstehungs-
zeit von Langschiff und Portalen des Großmünsters, so bleibt immer noch eine Spanne von nahezu
50 Jahren übrig; jedenfalls bildet das 8. Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts, in dessen Verlauf die Ausschmückung
der Kreuzgänge von Eine und Ripoll mit ihren entwickelteren Formen begonnen wurde, den terminus
ante quem, andererseits können wir uns schon mit Rücksicht auf die Datierung des Chores nicht entschließen,
mit dem Beginn der Arbeiten am Langschiff über ca. 1125 hinaufzugehen7.
1 M. Raimond Pitcairn, Bryn Athyn. Penn. A. K. P. 557 a. — Für Serrabone Phot, des Monum. Historiques. — Vgl.
Congres archeologique LXXIII, S. 152.
2 A. K. P. 584, 587.
3 Eine Eigentümlichkeit, die schon auf den Miniaturen des Codex Aemilianensis von 992 begegnet. Abb. Bur-
lington Magazin L 1927, Taf. nach S. 84.
4 Abb. A. K. P. 532, ferner: A. Kingsley Porter, The tomb of Dona Sancha and the Romanesque Art of Aragon,
Burlington Magazin XLV, II, 1924, S. 165 h. — Das Werk von Ricardo del Arco. El Real Monasterio de San Juan de la
Pena, 1919 war mir nicht zugänglich.
6 Abb. A. K. P. 527 und in dem soeben genannten Aufsatz. Abb. A, E, IV.
6 Man vergleiche auch den das Schwert zückenden Reiter auf dem Greifenrelief im Großmünster (Taf. 13, Abb. 1) mit
t .-em Berittenen, der die Lanze erhebt, an der Fassade zu Ripoll (links vom Portal, unten) und mit der viel roheren Reiter-
figur auf den Grabmal der Dofia Sancha, Burlington Magazine a. a. O., Abb. J.
’ Juni 1146 wurde der Altar der heil. Maria Magdalena »in gradibus«, d. h. vor der Chortreppe geweiht (Ur-
kundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich I, Nr. 290).
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Gegenstück, das sich jetzt in amerikanischem Privatbesitz befindet1. Wesentlicher allerdings erscheint es
uns, auf die überraschende Verwandtschaft hinzu weisen, die den figürlichen Schmuck der Züricher Portal-
pfeiler verbindet mit den Gestalten, die in gedrängter Reihe die oberen beiden Friese der Fassade von Ripoll2 3
(Taf. 12, Abb. i) füllen; das trennende Flechtbandmotiv kennen wir ja ebenfalls von dem Züricher Portal. Vor
allem fällt — neben allgemeinen schon mehrfach erwähnten Eigentümlichkeiten des Faltenwurfs — auf,
wie Rock und Mantel nach der Einschnürung über den Hüften, beinahe reifrockartig sich nach unten
erweitern .
Das noch altertümlicher anmutende Reliefbild der Züricher Heiligen steht dagegen näher dem
flächenartigen dekorativen Stil des Tympanons am Nordportal von St. Pedro el Viejo zu Huesca, das von
Kingsley Porter mit dem Wiederaufbau der Kirche nach 1096 in Zusammenhang gebracht und stilgeschicht-
lich mit anderen, schon um die Jahrhundertwende gefertigten Bildhauerarbeiten in Parallele gesetzt wird
(Taf. 11, Abb. 2)4 *. Man vergleiche auch hier — abgesehen von Haltung und Proportionen der Figuren — den
scharfgewinkelten Zickzackverlauf der geradezu als flächenfüllendes Motiv verwandten Stoffmassen. Anderes,
wie die doppeltgeführten Linien der rhythmisch die Fläche belebenden Falten rückt das Züricher Relief mit
dem Zweikampf näher an die Darstellungen auf dem Grab der Dona Sancha im Benediktinerinnenkloster
zu Jaca (Huesca)8, das von dem amerikanischen Forscher gleichfalls um 1000 datiert und als Werk des
gleichen Künstlers angesehen wird, der die Anbetung der Könige zu Huesca geschaffen hat; so schließt sich
auch hier der Ring6.
Es würde zu weit führen, diesen Beziehungen nachzugehen; eine zusammenfassende Geschichte
der romanischen Plastik Nordostspaniens wird hier Klarheit bringen. Ebenso müssen wir darauf verzichten,
die Fragen aufzurollen, die auftauchen bei dem Versuch, die Fassade von Ripoll zeitlich festzulegen, doch
wird man schon auf Grund des allgemeinen stilistischen Eindruckes, den die unteren, an ältere Miniaturen
der Malschule von Ripoll angelehnten Reliefs hervorrufen, das zweite Viertel des 12. Jahrhunderts als ungefähre
Entstehungszeit annehmen dürfen. Ziehen wir aus diesen Ansätzen die Folgerungen für die Entstehungs-
zeit von Langschiff und Portalen des Großmünsters, so bleibt immer noch eine Spanne von nahezu
50 Jahren übrig; jedenfalls bildet das 8. Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts, in dessen Verlauf die Ausschmückung
der Kreuzgänge von Eine und Ripoll mit ihren entwickelteren Formen begonnen wurde, den terminus
ante quem, andererseits können wir uns schon mit Rücksicht auf die Datierung des Chores nicht entschließen,
mit dem Beginn der Arbeiten am Langschiff über ca. 1125 hinaufzugehen7.
1 M. Raimond Pitcairn, Bryn Athyn. Penn. A. K. P. 557 a. — Für Serrabone Phot, des Monum. Historiques. — Vgl.
Congres archeologique LXXIII, S. 152.
2 A. K. P. 584, 587.
3 Eine Eigentümlichkeit, die schon auf den Miniaturen des Codex Aemilianensis von 992 begegnet. Abb. Bur-
lington Magazin L 1927, Taf. nach S. 84.
4 Abb. A. K. P. 532, ferner: A. Kingsley Porter, The tomb of Dona Sancha and the Romanesque Art of Aragon,
Burlington Magazin XLV, II, 1924, S. 165 h. — Das Werk von Ricardo del Arco. El Real Monasterio de San Juan de la
Pena, 1919 war mir nicht zugänglich.
6 Abb. A. K. P. 527 und in dem soeben genannten Aufsatz. Abb. A, E, IV.
6 Man vergleiche auch den das Schwert zückenden Reiter auf dem Greifenrelief im Großmünster (Taf. 13, Abb. 1) mit
t .-em Berittenen, der die Lanze erhebt, an der Fassade zu Ripoll (links vom Portal, unten) und mit der viel roheren Reiter-
figur auf den Grabmal der Dofia Sancha, Burlington Magazine a. a. O., Abb. J.
’ Juni 1146 wurde der Altar der heil. Maria Magdalena »in gradibus«, d. h. vor der Chortreppe geweiht (Ur-
kundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich I, Nr. 290).
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