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Grothe, Hugo [Oth.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 1.1910/​1911

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Gurlitt, Cornelius: Die Bauten Adrianopels, [2]
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Menzel, Theodor: Selanikli Fâik, die Geschichte der Freihiet und die Gedanken des Padischah, [2]: ein Beitrag zu den Entwicklungsphasen der türkischen Freiheitsbewegung
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https://doi.org/10.11588/diglit.69602#0110

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Selanikli Falk.
er wohl ohne weiteres verstehen. Es liegt in
der Gesamtanordnung ein Zug von zwingender
Gewalt. Die Umrißlinie der Kuppel wird ihm
dagegen weniger behagen. Wir sind die An-
ordnung zweier Kuppeln übereinander gewöhnt,
so daß oft ein mächtiger leerer Zwischenraum
zwischen beiden entsteht. Die Außenkuppel
vieler unserer Dome ist also eine Maske, die
die unzureichende Form der Innenkuppel ver-
deckt. Sinan, wie die Orientalen überhaupt,
schließt mit der einen, kühn gewölbten und nur
durch unsichtbare Eisenverankerung haltbaren
Kuppel seinen Bau tatsächlich ab, entwickelt also
den Umriß unmittelbar aus der Werkform — und
tut gut daran.
Nicht dargestellt ist bei Wegner die Um-
gebung der Moschee, obgleich diese eine Einheit
mit dem ganzen Bau darstellt: Der weite, von
mächtigen Steinschranken umgebene Hof, die
Medresse und das Krankenhaus, zwischen denen
der Kirchhof und eine anmutige offene Türbe
liegt, der am Fuße der mächtigen Moscheenterrasse
sich hinziehende Basar, zu dem eine überdeckte
Treppe hinabführt. Dieses Teppenhaus ist von
besonderem künstlerischen Reiz.

Im Gegensatz zu Konstantinopel zeigt die
türkische Architektur Adrianopels sich frei von
europäischen Einflüssen. Selbst solche aus Vor-
der- und Mittelasien treten nur in einer national-
türkischem Wesen mehr genäherten Form auf.
Die Kunst des Wölbens entlehnten die Türken
von den Byzantinern, aber sie haben — und
darin ist Sinan der größte Meister — diese
Kunst mit einer spielenden Virtuosität aus-
geübt, so daß das Gesamtwerk Sinans sich
wie ein Versuch darstellt, alle Möglichkeiten
der Überspannung großer Räume mit dem Mittel
des reinen Kuppelbaues zu erschöpfen. Die For-
mensprache ist in den Einzelheiten durchaus
national. Ein Kapitäl aus einer türkischen Moschee
ist unschwer seiner Herkunft nach von einem
solchen irgend einer anderen Bauzeit oder Bauart
zu unterscheiden. Die Ausdrucksmittel haben sich
völlig geklärt, so daß man nie im Zweifel über die
nationale Herkunft eines Baues sein kann, sobald
dieser irgendwelche reichere Formen zeigt. Nicht
minder klar äußert sich die Kunst der christ-
lichen Völker der Balkanhalbinsel. Gerade aus der
Verschiedenheit gleichzeitiger Bauten erkennt man
deutlich die nationale Selbständigkeit beider Teile.

Selanikli Fäik.
Die Geschichte der Freiheit und die Gedanken des Padischah.

Ein Beitrag zu den Entwicklungsphasen der türkischen Freiheitsbewegung.
Nach dem in Konstantinopel 1324 (Finanzjahr — 1326 h — 1908 D) bei Karabet gedruckten Texte ins Deutsche übersetzt.

Von Theodor Menzel-Odessa.

II.

5g!» o kam es, daß unter den Jünglingen des
mi© Vaterlandes sehr viele weinten, wenn sie
den geheiligten Namen „Kemal“ er-
wähnten, und in leidenschaftliche Erregung ge-
rieten, da sie ihn nicht in dem nötigen Grade
mit Ehre auszeichnen konnten. Als Frucht seines
Studiums gekostet, hörte man aus dem Munde
eines jeden Kindes des Vaterlandes die melo-
dischen Worte hervorkommen:

(S. 9). „Wenn ich sterben sollte, ohne bei
der Nation den Fortschritt gesehen zu haben,
den ich erhoffte,
So soll man auf meinen Grabstein schreiben:
Das Vaterland ist traurig und ich bin traurig“1.

1Ölürsemgjörmedenmilletdeümidetdijimfejzi
jazylsyn senk-i-kabrymda vatan mahzün ben
mahzün.

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