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Grothe, Hugo [Oth.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 1.1910/​1911

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Osthaus, Karl Ernst: Spanische Fliesenkeramik
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Schulz, Walter Philipp: Die islamische Malerei, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.69602#0137

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Die islamische Malerei.

werke der Scharffeuermalerei. Seinen Nach-
folgern gelang es, den Sevillaner Stil zu einer
gewissen Eigenart und hin und wieder zu er-
freulichen Ergebnissen zu bringen. Im ganzen
bleibt er aber ohne höheres Kunstinteresse. Die
große Altartafel unserer Sammlung zeigt in der
derben Zeichnung und dem gelben Grunde cha-
rakteristische Merkmale dieser Fabrikation. Er-
freulicher entwickelt sich die Fayencemalerei in
Talavera. Der alte maurische Sinn für großzügige
Naturbeobachtung scheint in Stücken wie dem
Gazellenteller unserer Sammlung nochmals auf-
zuflackern. Talavera hat jede Beziehung zur
italienischen Malerei verloren. Seine Schüsseln,
in deren besten mildes Blau und Grün neben
Gelb und Mangan vorherrschen, zeigen eine ganz
selbständige Formenwelt und eine eigentümliche
zeichnerische Behandlung. Baumlandschaften,

mit Reitern, Tieren und Putten bevölkert, nehmen
in der Darstellung einen breiten Raum ein. Ihre
Umrisse sind vielfach zu lockerer Strichelung auf-
gelöst, so daß sie wie von Luft umflossen er-
scheinen. Der Übergang zur weißen Fayence
vollzieht sich allmählich und unmerklich, indem
der weiße Grund mehr und mehr an der Bildung
des Horizontes teilnimmt, die Landschaft zu einem
Stück Boden für die dargestellte Szene wird, bis
schließlich die Empfindung einer räumlichen Um-
gebung aufhört und die Bemalung zum Streu-
muster wird, sofern nicht das Laub- und Bandel-
werk der Barockzeit von ihr Besitz ergreifen.
Die spanische Keramik zeigt in dieser Zeit den
Widerschein des europäischen Kunstlebens und
unterliegt denselben Einflüssen wie dieses. Ihre
Darstellung wird in anderem Zusammenhang
besser am Platze sein.

Die islamische Malerei.
Von Philipp Walter Schulz-Berlin.
II.

(Die hier genannten Abbildungen sind bereits im Heft I auf Tafel V—VIII gegeben.)

Ss wird so oft von der persischen Minia-
turmalerei als „einer Typenkunst gespro-
chen, die nach einem gewissen Schema
arbeitet.“ Aber haben das die mittelalterlichen
Miniaturisten Europas nicht auch getan? —
Es war doppelt schwer für den persischen
Maler, den Gestalten, seines Heldenepos, die
so ganz anders vor seiner Phantasie schweb-
ten, die verlangte mongolische Gestalt zu
geben, die Kämpfe genügend blutig-grauenvoll
zu schildern, daß man froh war, als die gefun-
dene Form die unheimlichen fürstlichen Auftrag-
geber befriedigte.
Die frühesten Gemälde sind wahrscheinlich die
astronomischen, die noch antike und altorien-
talische Elemente erkennen lassen (siehe Taf. V, 3).
Auf Porträts, wahrscheinlich von chinesischer
Hand, wurde in der Mongolenzeit (1258 bis 1335)
ebenso wie in der byzantinischen und später auch
in der indischen Malerei viel Gewicht gelegt.
Eine wichtige Umwandlung geht in der Orna-
mentik vor sich. In die bisher geometrisch-

ornamentalen Dekorationsmotive dringt das
vegetabilische Element, reiches Blumen- und
Blattwerk mit Rankenmuster, das mit der Zeit
eine immer feinere, elegantere Behandlung er-
fährt. Durch die Ornamentik lassen sich am
besten die verschiedenen Zeitepochen feststellen.
Wenn gegen das Ende der Herrschaft der
Ilchane (1. Hälfte des 14. Jahrh.) die Malerei
in Iran bereits einen bedeutenden Auschwung
genommen hat, so verdankt sie das neben der
Protektion ihrer Fürsten in erster Linie den chi-
nesischen Lehrmeistern, die selbst im Lande
tätig sind1 oder die Perser im Reich der Mitte
unterrichten. Nach altorientalischer Sitte führt
Timur, der Eroberer, Maler der persisch-mongo-
lischen Schule zu Bagdad und Täbriz mit sich
fort nach Chorasan und Transoxanien. Sie
schaffen 1407 die Wandfresken für das Palais
Bagh-i-Schemal, den Nordgarten, zu Samarkand,
1 Die Dichter Irans rühmen ihre Werke als die besten.
Djami läßt in Jusuf und Suleika die Wände von chinesischer
Künstlerhand zieren.

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