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Grothe, Hugo [Oth.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 1.1910/​1911

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Vogel, Jean Philippe: Der Brahmanische Opferpfosten von Îsâpur
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Brandt, M. v.: Der chinesische Fächer
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https://doi.org/10.11588/diglit.69602#0145

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Der chinesische Fächer.

angehörte und der nach Kanishka und vor Hu-
vishka regiert haben muß. Denn das Dokument
ist im Jahre 24 datiert.
Diese wichtige Inschrift wurde im Juni dieses
Jahres entdeckt von einem Brahmanen, Pandit
Radha Krishna, der als Konservator des Archäo-
logischen Museums von Mathura diese Samm-
lung schon mit zahlreichen Skulpturen bereichert
hat. Die bezügliche Inschrift ist auf einer steiner-
nen Säule eingemeißelt, welche mehr als fünf
Meter hoch ist. Der Pandit entdeckte sie nahe
beim Dorfe Isäpur oder Hans Ganj am linken
Ufer des Flusses Jamnä, der Stadt Mathura gegen-
über. Der Ort erhielt den Namen Isäpur nach
Mirza Isa Tarkhän, dem mohammedanischen
Gouverneur von Mathura zum Anfang der Re-
gierung des Großmogul Shäh-Jahän.
Es geht aus der Inschrift hervor, daß die Säule
als ein Opferpfosten (Sanskrit Yüpa) verwendet
worden ist und daß ein Brahmane, Drönala, der
Sohn Rudrilas, aus dem priesterlichen Hause
(Sanskrit Cötra) des Bharadväja sie bei Gelegen-
heit eines zwölfnächtlichen Opferfestes errichtet

hat. Es ist besonders hervorzuheben, daß, indem
fast alle in Mathura gefundenen Inschriften ent-
weder von Buddhisten oder Jainas herstammen,
die betreffende Säuleninschrift brahmanistisch ist
und in reinem Sanskrit verfaßt ist. Es ist also
eine der ältesten epigraphischen Dokumente in
der heiligen Sprache Indiens. Denn wie man
weiß, sind die frühesten indischen Inschriften,
z. B. die berühmten Edikte Asokas, in den als
Präkrit bekannten Landessprachen abgefaßt. Erst
zur Zeit der Kushan-Dynastie macht das lithische
Präkrit allmählich dem Sanskrit Platz und in den
Inschriften dieses Epoches findet man meistens
einen aus beiden Sprachen zusammengesetzten
Mischdialekt.
Der Opferpfosten von Isäpur ist jetzt durch
die Sorge des Pandit Radha Krishna nach dem
Mathuräschen Museum übergeschafft worden.
Alle diejenigen, die sich des Studiums der alten
Geschichte Indiens befleißigen, sind dem Pandit
für die Entdeckung und Aufbewahrung dieses
wichtigen historischen Monumentes zu Dank
verpflichtet.

Der chinesische Fächer.

Von M. v. Brandt

Mit 11 Abbildungen im Text und auf 2 Tafeln (XXIV/XXV).

er Fächer ist in Asien und ganz beson-
fl^Moders in dem östlichen Teil desselben, in
IHwn China, Japan und Korea, nicht wie in
Europa ein Spielzeug der Damen, das seine Ver-
wendung besonders, wenn nicht ausschließlich, in
Ball- und sonstigen der Geselligkeit gewidmeten
Räumen findet, sondern Gebrauchsgegenstand,
der beiden Geschlechtern unentbehrlich gewor-
den ist und überall täglich und stündlich zur Ver-
wendung kommt. Der Fächer wird vom Chinesen
figürlich als „Schmetterlingsschläger“, „Fliegen-
verjager“, „Winderzeuger“, Gesichtsschirmer“ und
„Jahreszeitveränderer“ bezeichnet und damit ist
nur ein kleiner Teil der Dienste gekennzeichnet,
die er zu verrichten hat. Er fehlt bei keiner
Zeremonie, ist in einer oder der anderen Form
der Begleiter des Kaisers und der Kaiserin, der
Beamten vom höchsten bis zum niedrigsten, des

Gelehrten, wie des Bürgers, des Bauern, des
Handwerkers, des Tagelöhners und des Last-
trägers. Dem Straßensänger, besser wohl dem
Geschichtenerzähler dient er dazu, durch Schläge
auf den Tisch die Aufmerksamkeit seiner
Zuhörer auf besonders interessante Stellen
zu lenken, der Schulmeister gebraucht ihn an
Stelle des Stocks, der Diener fegt mit ihm den
Tisch ab oder fächelt seinem Herrn bei den Mahl-
zeiten Kühlung zu und weder Dichter noch Maler
könnten ohne den Fächer oder wenigstens die
Form desselben fertig werden. Von einem Maler
Wang Yüan chün wird die hübsche Geschichte
erzählt, daß, wie die Vögel nach den Weintrauben
der Apelles pickten, Besucher nach den von ihm
an die Wand gemalten Fächern griffen, die sie
für wirkliche an einem Faden aufgehängte oder
an die Wand genagelte hielten.

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