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Grothe, Hugo [Oth.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 1.1910/​1911

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Winkler, Heinrich: Die mongoloiden Völker Europas und die Basken, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.69602#0185

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Orientalisches Archiv
I. Jahrgang, avavavavavavavavavavavavavavav Heft 3.

Die mongoloiden Völker Europas und die Basken.
Von Heinrich Winkler-Breslau.
I.
Mit 16 Abbildungen im Text und auf 1 Tafel (XXVIII).

^•^^ußer den indogermanischen und indo-
(p’ßSgX germanisierten Völkern sowie den zur
Kaukasusfamilie gehörenden Basken
beherbergt Europa noch ein gutes Teil durchaus
andersartiger Völker, die sich bis heute Sprache
und Eigenart bewahrt haben und im allgemeinen
viel zu wenig gekannt sind und beachtet werden.
Es sind das mongoloide Völker, deren einzelne
Glieder sich im ganzen Osten und Südosten von
Europa in kompakter Masse oder als kleine
zahlreiche Sprachinseln, meist in sehr ausge-
prägter Eigenart, neben Indogermanen ebenso
wie neben den Siedelungen anderer, mehr oder
weniger verwandter mongoloider Stämme und
Völker, erhalten haben. Es sind Völker fin-
nischer, türkischer, samojedischer und mongo-
lischer Herkunft. Den ersten Rang nach Volks-
zahl und Bedeutung nehmen dabei die Finnen ein.

Die Finnen.
Die Finnen gehören zwar zu den mongo-
loiden Völkern, weichen aber, trotz unverkenn-
barer, starker mongoloider Rassenzüge, von den
genannten übrigen mongoloiden Völkern kör-
perlich nicht unbedeutend ab, dadurch daß sie
gegenüber den in Haar- und Augenfarbe tief-
dunkeln Samojeden, Türken, Mongolen, eine
weit hellere Rasse mit vorwiegend blondem
oder doch viel hellerem Haar und — ganz auf-
fallend — mit überwiegend graublauen Augen
darstellen, auch die eigentlich mongolischen
Züge meist deutlich gemildert aufweisen; d. h.
sie bilden unzweifelhaft eine Mischrasse, an

deren Herausbildung die oder ein Teil der
mannigfaltigen hellen Rasseformen, die Mittel-
europa und eine breite Zone im mittleren und
nördlichen Asien einnehmen, starken Anteil hat.
Diesen hellen Mischungsfaktor, wie es gewöhn-
lich geschieht, ohne weiteres als indogermanisch
anzusehen, ist übereilt und entspringt wohl vor-
wiegend der ganz irrigen Vorstellung, daß über-
haupt die auf diesem weiten Gebiet vorkom-
menden hellen Formen indogermanischer Her-
kunft seien, weil man meist keine Ahnung hat
von den zahlreichen hellen, z. T. auch äußer-
lich absolut unindogermanischen Typen dieser
Zone — zu denen z. B. die Ariner, die Ainu und
andere gehören — die sich zu einem Teil ge-
radezu indianerartig darstel’en, während andere
Teile wieder ganz andere Merkmale aufweisen.
Sie haben mit den hellen, indogermanischen
Rassen kaum etwas gemein als eben das helle
Haar und die graublauen Augen; wobei außer-
dem noch besonders hervorgehoben werden
mag, daß auch die helle Haarfarbe großenteils
eine ganz andere ist als die der Indogermanen;
daß das Blond gewöhnlich ein fahles, stumpfes
Grau gelb ist, im starken Gegensatz zu dem
oft glänzenden Goldgelb der ganz hellen Indo-
germanen1.
1 Und daß gerade dieses unindogermanische Graugelb
in ganz eigentümlicher Ausdehnung den finnischen Stämmen
eigen ist, davon habe ich mich durch die Prüfung vieler
tausend Leute finnischer Rasse überzeugt; es ist in so
großem Maß die Regel, daß ein einmal ausnahmsweise
auftretender Fall von glänzend goldgelbem Haar geradezu
eigenartig anmutet.

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