Die Darstellung von Europäern in der japanischen Kunst.
Felipe, voll beladen mit Gütern und Passagieren
auf dem Wege von den Philippinen nach Ame-
rika, durch einen Sturm vom Wege abgetrieben.
Der Kapitän Don Mathia de Landecho mußte
sich entschließen, nach Verlust des Steuers eine
Notlandung in Japan zu machen, um die not-
wendige Ausbesserung des Schiffes vornehmen
zu können. In dem Hafen von Hirado wurden
die Reparaturen von der Lokalbehörde zuge-
sagt, aber das Schiff fand nicht genügend tiefes
Wasser und lief auf Grund. Die Waren mußten
ausgeladen und an Land gebracht werden. Die
Spanier wurden freundlich empfangen, aber für
die Ausbesserung des Schiffes mußte die Er-
laubnis der Zentralregierung cingeholt werden.
Der Kapitän sandte sofort einen Botschafter in
Begleitung mit reichen Geschenken zu Hide-
yoshi. Ein Franziskaner und ein Augustiner,
die schon länger im Land ansässig und zur Hilfe
an Bord gekommen waren, begleiteten die Ge-
sandtschaft als Unterhändler. In Meaco, dem
heutigen Kyoto, wohnten die Mönche, die früher
als Gesandte des Königs von Spanien ge-
kommen waren. Sie hatten sich, in Oppo-
sition zu den Jesuiten, die das Monopol in
Japan auf Grund einer päpstlichen Botschaft
vom Jahre 1585 beanspruchten, auf die Errich-
tung eines Hauses und Hospitals in der Haupt-
stadt beschränkt.
Hideyoshi verweigerte den Abgesandten zu-
nächst den Empfang und verfügte, auf Grund
der japanischen Beamten-Berichte über die gro-
ßen Schätze des Schiffes, die Beschlagnahme der
Güter und die Gefangennahme aller Fremden,
bis die nötigen Untersuchungen festgestellt
wären. Alle Bemühungen des Prälaten der
Franziskaner verstärkten das Mißtrauen Hide-
yoshis. Dazu kam, daß der Steuermann des
Schiffes, Franzisco de Landa, den Japanern mit
der Macht des spanischen Königs imponieren
wollte und auf den Schiffskarten zeigte, wie sich
die Herrschaft Spaniens über die ganze Welt
erstrecke. Auf die Frage, wie solche Erfolge
gegeben: A. de Morga, The Philippine Islands, Moluccas,
Siam, Cambodia, Japan and China at the close of the
sixteenth Century, translated from the Spanish by the
Hon. H. E. J. Stanley. — Eine Neu-Ausgabe des spanischen
Textes wurde 1890 zu Paris von Jose Rizal veranstaltet.
Ich habe die englische Ausgabe, S. 75 ff. benutzt.
mit den wenigen Kriegern möglich seien, be-
richtete er ganz naiv, daß zunächst die Mönche
in die fremden Länder geschickt würden und
dann die spanischen Soldaten von den getauften
Eingeborenen Unterstützung erhielten.
Diese Angaben wurden Hideyoshi hinter-
bracht, und die Folge war, daß ohne weitere
Untersuchung alle Gesandtschaftsmönche als
Spione zum Tode verurteilt wurden. Sechs spa-
nische Franziskaner-Mönche nebst 17 einheimi-
schen Gehilfen, und durch ein Mißverständnis
auch drei japanische Jesuiten1, wurden festge-
nommen und am 5. Februar 1597 auf einem
Hügel bei Nagasaki gekreuzigt. Die übrigen
Spanier durften unbehelligt auf portugiesischen
und japanischen Handcisbooten nach Manila
zurückkehren, wo die erste Nachricht im Mai
eintraf. Die Befürchtung, daß eine allgemeine
Christenverfolgung beginnen würde, bewahr-
heitete sich nicht. Die Wut Hideyoshis richtete
sich nur gegen die politische Alission der
Mönche, nicht gegen die Europäer an sich, so-
fern sie Handel trieben oder nur der Religion
dienten. Von einer eigentlichen Christenverfol-
gung konnte damals noch nicht gesprochen wer-
den. Dieser Auffassung entsprach auch die wei-
tere Entwicklung der Tatsachen.
Die Spanier dachten nicht daran, Rache zu
1 Auss befelch Herrn Francisci Teglij Gubernators, und
general Obristens der Philippinischen Inseln, um welcher
kürtzlich angezeigt wird, welcher Gestallt sechs geistliche
Brüder auss Hispania, dess Ordens S. Fransisci von der
Obsernantz sambt andern 20 newlich von ihnen bekehrten
Japonesern im Königreich Japon den 14 Marti] dess ver-
schinen 1597 Jars umb deß christlichen Glaubens willen
seyn gecreutziget worden und durch die Gnaden Gottes
die seligste Marter Cron erlangt haben. Auss Spanischer
in die Welsch, jetzund aber auch in die Teutsch Sprach
verwendt. Gedruckt zu München, bey Adam Berg. Cum
licentia Superiorum; Anno 1599 (2 Holzschnitte).
In dieser Schrift ist der 14. März als Tag der Kreuzigung
angegeben, während Morga (gedruckt 1609, s. S. 197) den
5. Februar nennt. Letztere Zahl erscheint richtiger, denn
Morga (Hakluyt Ausgabe S. 81/2) druckt einen Brief ab, der
als letzter Gruß an ihn von einigen Mönchen geschrieben
ist, und da heißt es: „Auf der Reise zur Kreutzigung,
28. Januar 1597“.
In der Michaeliskirche zu München, im Mittelschiff
links, ist ein Ölgemälde, das das Martyrium der drei 1627
selig und 1862 heilig gesprochenen japanischen Jesuiten
darstellt. In der zweiten Kapelle links sind außerdem die
drei Brustbilder.
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Felipe, voll beladen mit Gütern und Passagieren
auf dem Wege von den Philippinen nach Ame-
rika, durch einen Sturm vom Wege abgetrieben.
Der Kapitän Don Mathia de Landecho mußte
sich entschließen, nach Verlust des Steuers eine
Notlandung in Japan zu machen, um die not-
wendige Ausbesserung des Schiffes vornehmen
zu können. In dem Hafen von Hirado wurden
die Reparaturen von der Lokalbehörde zuge-
sagt, aber das Schiff fand nicht genügend tiefes
Wasser und lief auf Grund. Die Waren mußten
ausgeladen und an Land gebracht werden. Die
Spanier wurden freundlich empfangen, aber für
die Ausbesserung des Schiffes mußte die Er-
laubnis der Zentralregierung cingeholt werden.
Der Kapitän sandte sofort einen Botschafter in
Begleitung mit reichen Geschenken zu Hide-
yoshi. Ein Franziskaner und ein Augustiner,
die schon länger im Land ansässig und zur Hilfe
an Bord gekommen waren, begleiteten die Ge-
sandtschaft als Unterhändler. In Meaco, dem
heutigen Kyoto, wohnten die Mönche, die früher
als Gesandte des Königs von Spanien ge-
kommen waren. Sie hatten sich, in Oppo-
sition zu den Jesuiten, die das Monopol in
Japan auf Grund einer päpstlichen Botschaft
vom Jahre 1585 beanspruchten, auf die Errich-
tung eines Hauses und Hospitals in der Haupt-
stadt beschränkt.
Hideyoshi verweigerte den Abgesandten zu-
nächst den Empfang und verfügte, auf Grund
der japanischen Beamten-Berichte über die gro-
ßen Schätze des Schiffes, die Beschlagnahme der
Güter und die Gefangennahme aller Fremden,
bis die nötigen Untersuchungen festgestellt
wären. Alle Bemühungen des Prälaten der
Franziskaner verstärkten das Mißtrauen Hide-
yoshis. Dazu kam, daß der Steuermann des
Schiffes, Franzisco de Landa, den Japanern mit
der Macht des spanischen Königs imponieren
wollte und auf den Schiffskarten zeigte, wie sich
die Herrschaft Spaniens über die ganze Welt
erstrecke. Auf die Frage, wie solche Erfolge
gegeben: A. de Morga, The Philippine Islands, Moluccas,
Siam, Cambodia, Japan and China at the close of the
sixteenth Century, translated from the Spanish by the
Hon. H. E. J. Stanley. — Eine Neu-Ausgabe des spanischen
Textes wurde 1890 zu Paris von Jose Rizal veranstaltet.
Ich habe die englische Ausgabe, S. 75 ff. benutzt.
mit den wenigen Kriegern möglich seien, be-
richtete er ganz naiv, daß zunächst die Mönche
in die fremden Länder geschickt würden und
dann die spanischen Soldaten von den getauften
Eingeborenen Unterstützung erhielten.
Diese Angaben wurden Hideyoshi hinter-
bracht, und die Folge war, daß ohne weitere
Untersuchung alle Gesandtschaftsmönche als
Spione zum Tode verurteilt wurden. Sechs spa-
nische Franziskaner-Mönche nebst 17 einheimi-
schen Gehilfen, und durch ein Mißverständnis
auch drei japanische Jesuiten1, wurden festge-
nommen und am 5. Februar 1597 auf einem
Hügel bei Nagasaki gekreuzigt. Die übrigen
Spanier durften unbehelligt auf portugiesischen
und japanischen Handcisbooten nach Manila
zurückkehren, wo die erste Nachricht im Mai
eintraf. Die Befürchtung, daß eine allgemeine
Christenverfolgung beginnen würde, bewahr-
heitete sich nicht. Die Wut Hideyoshis richtete
sich nur gegen die politische Alission der
Mönche, nicht gegen die Europäer an sich, so-
fern sie Handel trieben oder nur der Religion
dienten. Von einer eigentlichen Christenverfol-
gung konnte damals noch nicht gesprochen wer-
den. Dieser Auffassung entsprach auch die wei-
tere Entwicklung der Tatsachen.
Die Spanier dachten nicht daran, Rache zu
1 Auss befelch Herrn Francisci Teglij Gubernators, und
general Obristens der Philippinischen Inseln, um welcher
kürtzlich angezeigt wird, welcher Gestallt sechs geistliche
Brüder auss Hispania, dess Ordens S. Fransisci von der
Obsernantz sambt andern 20 newlich von ihnen bekehrten
Japonesern im Königreich Japon den 14 Marti] dess ver-
schinen 1597 Jars umb deß christlichen Glaubens willen
seyn gecreutziget worden und durch die Gnaden Gottes
die seligste Marter Cron erlangt haben. Auss Spanischer
in die Welsch, jetzund aber auch in die Teutsch Sprach
verwendt. Gedruckt zu München, bey Adam Berg. Cum
licentia Superiorum; Anno 1599 (2 Holzschnitte).
In dieser Schrift ist der 14. März als Tag der Kreuzigung
angegeben, während Morga (gedruckt 1609, s. S. 197) den
5. Februar nennt. Letztere Zahl erscheint richtiger, denn
Morga (Hakluyt Ausgabe S. 81/2) druckt einen Brief ab, der
als letzter Gruß an ihn von einigen Mönchen geschrieben
ist, und da heißt es: „Auf der Reise zur Kreutzigung,
28. Januar 1597“.
In der Michaeliskirche zu München, im Mittelschiff
links, ist ein Ölgemälde, das das Martyrium der drei 1627
selig und 1862 heilig gesprochenen japanischen Jesuiten
darstellt. In der zweiten Kapelle links sind außerdem die
drei Brustbilder.
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