Die Darstellung von Europäern in der japanischen Kunst.
würdigen Bedingungen einen begrenzten Handel
auf der kleinen Insel Dezima beibehalten. Ein
Betreten des Innern des Landes oder ein Lan-
den in einem anderen Hafen war verboten; nur
der Gouverneur durfte mit großem Pomp, aber
unter strenger Bewachung an den Hof ziehen,
um die üblichen Geschenke darzubringen. Dieser
Zustand blieb bis ins 19. Jahrhundert erhalten
(Tafel XL1II, Abb. 11).
Die Christenverfolgung wurde zuerst milde
gehandhabt und richtete sich nur gegen die
Japaner. Trotz des Verbotes wurden aber
immer wieder europäische Mönche einge-
schmuggelt, und die Jesuiten selbst gaben zu,
daß der Übereifer einzelner Mönche die Ver-
folgung verschärfte. Schließlich untersagte
die Regierung die Einfuhr europäischer
Bücher, und das berüchtigte Edikt von 1636
verbietet sogar dem Japaner bei Todesstrafe
das Verlassen seiner Heimat und setzt Beloh-
nungen von 200—500 Silberstücken aus für den
Nachweis eines Priesters. Selbst auf die Über-
bringung von Briefen der Europäer stand die
Todesstrafe.
In Arima, dessen Fürst einst Christ geworden
und die Gesandtschaft nach Rom veranlaßt hatte,
verleugnete der neue Herrscher den Glauben sei-
nes Vaters und ging energisch gegen die vielen
Anhänger der christlichen Lehre vor. Sein Nach-
folger bedrückte das Volk, So daß es zum Auf-
stand gegen die Tyrannei sich erhob. Ohne
daß europäische Priester hierbei beteiligt waren,
verlangte der Anführer des Bauernaufstandes
Masudo Shiro die Bekehrung zum Christentum.
Es war kein Kampf zugunsten des christlichen
Glaubens, sondern die Führer benutzten den im
stillen noch weiter lebenden Glauben als Kriegs-
ruf gegen die Zentralgewalt. Das Kreuz war
das Symbol gegenüber der Sonne des Mikado.
Die Besiegung war schwierig, da die Auf-
ständischen sich in der Bergfeste Hara geschickt
verschanzten. Die eigenartigen Verhältnisse
brachten es mit sich, daß sogar die- Holländer
mit ihren bewaffneten Schiffen dem kaiserlichen
Heere gegen die Christen Beistand leisten
mußten, bis die japanischen Daimios selbst die
Hilfe der fremden Barbaren als Schmach emp-
fanden und verzichteten. Schließlich zwang der
Hunger zur Übergabe der Festung, und dann
folgte ein grausiges Morden. An 30000 Christen
sollen in diesem Aufstande von Shimabara ge-
tötet sein.
Wie damals noch europäische Kunst lebendig
war, werden wir weiter unten (S. 210) kennen
lernen. Jedenfalls besiegelte dieses Blutbad end-
gültig die kurze Periode europäischen Ein-
flusses und nur gar wenige Schätze, die an die
fremden-freundliche Zeit und an den christlichen
Einfluß erinnern, sind durch Zufall erhalten. Die
Darstellung von Christen wurde ebenso ver-
folgt wie die Lehre selbst.
Auf dieser historischen Grundlage ergibt
sich, daß die Darstellung der Portugiesen,
Spanier und Mönche auf den Wandschirmen
(Taf. XLI und XL1I) vor 1636, dem Verbot gegen
alles Europäische, und nach 1580 gemalt sein
müssen.
II.
Die europäischen Krieger- und Händlerge-
stalten mit ihren weiten Hosen, spitzen Degen
und runden Hüten, die Mönche in ihren langen
Kutten und die riesigen Segelschiffe mit ihren
Feuerwaffen und andern wunderbaren Dingen
erregten im 16. Jahrhundert in Japan die gleiche
Neugierde bei Volk und Fürsten, wie die Asiaten
in ihrer farbenprächtigen, weitbauschigen Klei-
dung in Europa. Die Künstler haben hier wie
dort die interessanten fremdländischen Gestalten
mit Vorliebe gemalt.
In Japan sind die Darstellungen von Euro-
päern aus der fremden-freundlichen Zeit bei den
Christenverfolgungen größtenteils zerstört, oder in
den folgenden Jahrhunderten der politischen Abge-
schlossenheit und der Nichtachtung alles frem-
den unbeachtet verkommen. Nur wenige zeit-
genössische Malereien geben Kunde von jener
großen Zeit, da Japan mitten im Weltverkehr
stand.
Die meisten der erhaltenen Bilder sind auf
großen Wandschirmen gemalt, die in den weiten
Sälen zur Bildung von abgeteilten Nischen und
zum Schutz gegen neugierige Augen sehr be-
liebt waren. Der Wandschirm — Biyobu —
ist ein wesentliches Ziermöbel der Japaner. Die
Malerei auf ihm bildet den stimmungsvoll an-
gepaßten Hintergrund für die Familien- und
Staatsszenen, für freudige und traurige Erleb-
Orientalisches Archiv I, 28
203
würdigen Bedingungen einen begrenzten Handel
auf der kleinen Insel Dezima beibehalten. Ein
Betreten des Innern des Landes oder ein Lan-
den in einem anderen Hafen war verboten; nur
der Gouverneur durfte mit großem Pomp, aber
unter strenger Bewachung an den Hof ziehen,
um die üblichen Geschenke darzubringen. Dieser
Zustand blieb bis ins 19. Jahrhundert erhalten
(Tafel XL1II, Abb. 11).
Die Christenverfolgung wurde zuerst milde
gehandhabt und richtete sich nur gegen die
Japaner. Trotz des Verbotes wurden aber
immer wieder europäische Mönche einge-
schmuggelt, und die Jesuiten selbst gaben zu,
daß der Übereifer einzelner Mönche die Ver-
folgung verschärfte. Schließlich untersagte
die Regierung die Einfuhr europäischer
Bücher, und das berüchtigte Edikt von 1636
verbietet sogar dem Japaner bei Todesstrafe
das Verlassen seiner Heimat und setzt Beloh-
nungen von 200—500 Silberstücken aus für den
Nachweis eines Priesters. Selbst auf die Über-
bringung von Briefen der Europäer stand die
Todesstrafe.
In Arima, dessen Fürst einst Christ geworden
und die Gesandtschaft nach Rom veranlaßt hatte,
verleugnete der neue Herrscher den Glauben sei-
nes Vaters und ging energisch gegen die vielen
Anhänger der christlichen Lehre vor. Sein Nach-
folger bedrückte das Volk, So daß es zum Auf-
stand gegen die Tyrannei sich erhob. Ohne
daß europäische Priester hierbei beteiligt waren,
verlangte der Anführer des Bauernaufstandes
Masudo Shiro die Bekehrung zum Christentum.
Es war kein Kampf zugunsten des christlichen
Glaubens, sondern die Führer benutzten den im
stillen noch weiter lebenden Glauben als Kriegs-
ruf gegen die Zentralgewalt. Das Kreuz war
das Symbol gegenüber der Sonne des Mikado.
Die Besiegung war schwierig, da die Auf-
ständischen sich in der Bergfeste Hara geschickt
verschanzten. Die eigenartigen Verhältnisse
brachten es mit sich, daß sogar die- Holländer
mit ihren bewaffneten Schiffen dem kaiserlichen
Heere gegen die Christen Beistand leisten
mußten, bis die japanischen Daimios selbst die
Hilfe der fremden Barbaren als Schmach emp-
fanden und verzichteten. Schließlich zwang der
Hunger zur Übergabe der Festung, und dann
folgte ein grausiges Morden. An 30000 Christen
sollen in diesem Aufstande von Shimabara ge-
tötet sein.
Wie damals noch europäische Kunst lebendig
war, werden wir weiter unten (S. 210) kennen
lernen. Jedenfalls besiegelte dieses Blutbad end-
gültig die kurze Periode europäischen Ein-
flusses und nur gar wenige Schätze, die an die
fremden-freundliche Zeit und an den christlichen
Einfluß erinnern, sind durch Zufall erhalten. Die
Darstellung von Christen wurde ebenso ver-
folgt wie die Lehre selbst.
Auf dieser historischen Grundlage ergibt
sich, daß die Darstellung der Portugiesen,
Spanier und Mönche auf den Wandschirmen
(Taf. XLI und XL1I) vor 1636, dem Verbot gegen
alles Europäische, und nach 1580 gemalt sein
müssen.
II.
Die europäischen Krieger- und Händlerge-
stalten mit ihren weiten Hosen, spitzen Degen
und runden Hüten, die Mönche in ihren langen
Kutten und die riesigen Segelschiffe mit ihren
Feuerwaffen und andern wunderbaren Dingen
erregten im 16. Jahrhundert in Japan die gleiche
Neugierde bei Volk und Fürsten, wie die Asiaten
in ihrer farbenprächtigen, weitbauschigen Klei-
dung in Europa. Die Künstler haben hier wie
dort die interessanten fremdländischen Gestalten
mit Vorliebe gemalt.
In Japan sind die Darstellungen von Euro-
päern aus der fremden-freundlichen Zeit bei den
Christenverfolgungen größtenteils zerstört, oder in
den folgenden Jahrhunderten der politischen Abge-
schlossenheit und der Nichtachtung alles frem-
den unbeachtet verkommen. Nur wenige zeit-
genössische Malereien geben Kunde von jener
großen Zeit, da Japan mitten im Weltverkehr
stand.
Die meisten der erhaltenen Bilder sind auf
großen Wandschirmen gemalt, die in den weiten
Sälen zur Bildung von abgeteilten Nischen und
zum Schutz gegen neugierige Augen sehr be-
liebt waren. Der Wandschirm — Biyobu —
ist ein wesentliches Ziermöbel der Japaner. Die
Malerei auf ihm bildet den stimmungsvoll an-
gepaßten Hintergrund für die Familien- und
Staatsszenen, für freudige und traurige Erleb-
Orientalisches Archiv I, 28
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