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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0082

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Münster zu Konstanz

kapelle des B. Sonnenberg und den sich 1519 daran anschließenden Neubau der Grab-
kapelle des B. Hugo von Hohenlandenberg. Man baute sie als Doppelkapelle, mit einem
beide Räume zusammenfassenden Gewölbe, daran das Wappen Hugo v. Hohenlanden-
berg, was die Ansicht widerlegt, daß dieser Bischof die Welserkapelle als seine Grab-
kapelle errichtet habe (Gröber). Neben dieser Doppelkapelle war damals schon eine
weitere Kapelle vorgesehen, von der aber nur die Fundamente gelegt wurden.
So ruhte der Ausbau des Mittelturmes wieder von Jahr zu Jahr. 1522 überlegte
man, „ob man den thurm oder das Langwerk wolle lassen vsfüren“ und beschloß, im
kommenden Jahr 1523 den begonnenen Umbau des Langhauses fortzusetzen. Man gab
Meister Lorenz den Auftrag, im Winter das Steinwerk dafür zuzurichten und wies
ihn an, diesen Befehl geheim zu halten, wohl vor den Räten der Stadt, die vergebens
auf die Vollendung des Mittelturmes warteten. Fast erstaunlich ist das große Vertrauen,
das das Domkapitel dem Meister Lorenz entgegenbrachte, nachdem er sich Ende 1521
wiederum vor ihm hatte verantworten müssen wegen der „mengel, so durch inn be-
gegnet“. Der Überprüfung seiner „Bestallung“ entzog sich der Meister durch seine
Erklärung, daß er seine Bestallung verloren habe, worauf man aber auf seine früheren
Verträge zurückgriff. Die Genialität des Meisters scheint jedoch die Unannehmlich-
keiten, die sein Leichtsinn dem Kapitel bereitete, aufgewogen zu haben. Noch 1532
stand er in seinen Diensten.
Aus den Domkapitelsprotokollen und den Formen oder Steinmetzzeichen ist nicht er-
kennbar, ob das erste Langhausjoch damals in Verbindung mit dem Gewölbe über
der Orgel schon erstellt war oder erst jetzt umgestaltet wurde.
Ansicht von 1523 Über die Vollendung des Mittelturmes fehlen alle Nachrichten. Doch gab es eine inzwischen
verschollene zuverlässige Ansicht des Münsters, die laut Aufschrift „am Cunrats-Tag
1523“ gezeichnet wurde, und eine ziemlich genaue Vorstellung gibt, wie weit der Westbau
im oberen Abschluß damals vorgeschritten war (Abb. 3). Danach waren die Türme wohl
mit der Plattform abgeschlossen, und der Südturm hatte den niedrigen steinernen Auf-
satz mit dem kuppelförmigen, von Maßwerk durchbrochenen Abschluß mit hoher Spitze
mit kräftig ausladender Kreuzblume. Eine genaue Ansicht dieser Turmbekrönung geben
Hug auf seinem Panorama im Rosgartenmuseum und der Aufriß vor dem Ausbau des
Mittelturmes im Bezirksbauamt (Abb. 62). Freilich deckt sich diese Ansicht nicht ganz
in der Form und dem Maßwerk mit der alten Zeichnung. Wie weit das in späteren
Änderungen, zumal bei der 1811 mit beträchtlichen Kosten durchgeführten Wieder-
herstellung der Kuppeln begründet ist, ist ungewiß. Neben der alten Zeichnung fehlt
beim Aufriß vor allem die Kreuzblume. Da aber diese Kuppeln wohl sicher von Reder
erstellt wurden und diese dem oben genannten Entwurf nach dem Brande so nahe
stehen mit dem zwiebelförmigen Abschluß, wird man wohl auch, wie bereits gesagt,
diesen Entwurf Reder zuschreiben dürfen.
Auf der alten Zeichnung ist der Nordturm noch ohne Abschluß. Doch sieht man auf dem
Mittelturme, der die seitlichen Türme ein wenig überragt, das Gerüst des Kranes, der
1513 erstellt wurde. Der hölzerne Aufbau der Wächterstube fehlt noch, dieser ist
frühestens 1525 errichtet worden, nachdem das Kapitel sich bereit erklärte, dem erwähn-
ten Antrag der Stadt von 1518 zu willfahren und eine Wache auf dem Mittelturm zu

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