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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0419

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Ausstattung einst und heute

Die ehemaligen Nebenorgeln (abgegangen)

Die Hängeorgel. 1490 ließ das Kapitel zur Schonung der großen Orgel im Mittelschiff eine kleine Orgel Hängeorgel
herstellen. Einige Domherrn wurden beauftragt, den Platz dafür auszuwählen und die Kosten
festzustellen (D. Prot. 7233, 281). Ausgeführt wurde sie vermutlich durch den Meister der früheren
großen Orgel, Hans Tugi von Basel (Rücker, S. 18, 25), Werkmeister war Meister Marx, der
Zimmermann. 1491 wurde ihr Laubwerk vergoldet, 1492 war sie fertig. Es handelte sich um die
ehemalige Hängeorgel, die im Hauptschiff in der 2. östlichen Achse der Nordseite angebracht war.
Hier kamen bei der Restauration 1922 im Obergaden eine spätgotische vermauerte Tür zum Vorschein
mit der in den Sturz eingehauenen Jahreszahl 1491 und unter der Tür die Umrisse des alten Balkons
(Motz a. a. 0.). Der Zugang erfolgte vom Thomaschor aus durch den Schnegg über den Seitenschiff-
speicher. Als man 1500 „alle Schlösser an den Toren des Münsters bessern und versorgen“ ließ,
wurde auch das „Türlein zu der kleinen Orgel“ mit einem andern Schloß versehen, mit Schlüssel für
außen und innen. Schon bald nach ihrer Vollendung mußte die neue Orgel repariert und umgebaut
werden. 1506 wird der Organist beauftragt, sich nach einem guten Meister umzusehen, den er in
Ruprecht Eckstetter fand, und der am 11. Dezember in der alten Stube im Stauf, die man
ihm dazu zur Verfügung gestellt hatte, mit der Arbeit beschäftigt war. Im August des nächsten Jahres,
1507, war er fertig, Hans Bucher prüfte die Orgel, befand die Reparatur gut, woraufhin mit dem
Meister abgerechnet wurde.
Aber schon ein paar Jahre später, 1515, beschließt das Kapitel, „das klein werk zu reformieren“,
wobei es sich wohl nur um die Hängeorgel handeln kann. Mit der Ausführung der Umgestaltung
wurde Hans Schentzer beauftragt, der aber infolge seiner Arbeiten an der großen Orgel
den Umbau der kleinen Orgel zurückstellen mußte. Als 1520 die große Orgel vollendet war, bat er
zur Herstellung der kleinen Orgel um Aufschub bis zum nächsten Frühjahr. Aber zwei Jahre später
war die Arbeit noch nicht ausgeführt, und das Kapitel warf ihm vor, „daß auch das clain werck, so
Im auch verdingt worden, noch nit uff sein statt gemacht sye“ und verweigerte die Zahlung des
von der großen Orgel ihm noch zustehenden Restbetrages. Als 1523 Schentzer zur Vollendung der
Orgel in St. Thomas nach Straßburg zurückkehren mußte, ohne daß die kleine Orgel fertig war, ver-
langte das Kapitel, „maister Hanns solle die pfyffen in das clain werck widerumb ynsetzen wie vor
sy gestanden syen, deszgleichen auch das gespreng an das corpus anhafften“. Dann erst will man
ihn gehen lassen, doch seinen Lohn nicht eher auszahlen, bis die kleine Orgel der Vereinbarung
gemäß repariert sei. Daraufhin blieb Schentzer noch einige Wochen in Konstanz, in denen er endlich
die Orgel fertigstellen konnte. Im August 1523 wurde mit der großen auch die kleine Orgel geprüft,
jedoch mehrere Mängel festgestellt (Rücker).
Sonderbarerweise erwog das Kapitel schon zwei Jahre später den eventuellen Verkauf der kleinen
Orgel, opus minoris organi, nach Zell (Radolfzell), das sie erwerben wollte, doch will das Kapitel
zunächst den Wert feststellen. Aber vermutlich wurde der Verkauf damals noch nicht vollzogen.

Die Lettnerorgel. 1592 wird eine Zahlung gebucht von 300 ff für „Arbeiten an der kleinen Orgel“, Lettnerorgel
wobei es sich möglicherweise noch um die Hängeorgel handelt. Doch läßt der hohe Betrag eher an
eine neue Orgel denken, was auch die Schlußbemerkung des Protokolls zum Vertrage anzudeuten
scheint: „ . . . dem Orgelmacher . . . daneben zuzusprechen das werkh gut ze machen.“ 1597 baten
„M. Franz Bockstorpen (Bockstorfer) der maler wie auch Niclaus Hinderegger
sie in der fabric baw zu der orgel zu gebrauchen“, was jedoch dem Orgelmacher anheim gestellt
wurde. Später bat Bockstorfer noch einmal, „inn zu der neuwen orgel gebrauchen und malen zu
lassen“. Aber erst in der Sitzung vom 4. August 1598 wurde vom Kapitel „beschlossen, das die
herren die kleine Orgel machen laszen“. Nachdem es schon im März 1598 hieß, „und sollen der
Herren Wappen uff die Flügel geschnitten werden“, ist am 4. August sodann „befohlen worden,
den orgelmacher schnitzen lasze waesz er welle“. Auch Caspar Memberger hatte gebeten, „ime
die orgel laszen zue malen“. Rott meint irrig, daß es sich um die große Orgel handle. Im November
1598 zeigt der Fabrikpfleger an, daß der Orgelmacher mit der Arbeit bald fertig sei.

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