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Repertorium für Kunstwissenschaft — 4.1881

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.62025#0160

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Litteraturbericht

Theorie und Technik der Kunst. Kunst unterricht.
Die subjective Perspective und die horizontalen Curvaturen des
dorischen Stils. Eine perspectivisch-ästhetische Studie von Dr. Guido
Hauck. Eine Festschrift zur fünfzigjährigen Jubelfeier der technischen Hoch-
schule zu Stuttgart. Stuttgart. Konrad Wittwer, 1879. 8°. II Figuren-
Tafeln, 147 Seiten.
Die vorliegende Schrift enthält die zwei ersten Nummern einer Reihe
von Abhandlungen über die Theorie der bildenden Künste (Formenästhetik
Planperspective, Reliefperspective und Beleuchtungslehre), welche der Verfasser
in zwanglosen Heften folgen zu lassen gedenkt. Von der Ansicht ausgehend,
dass die Linearperspective der wirklichen Erscheinung der Objecte in unserem
Auge nicht entspricht, unternimmt es der Verfasser unter Zugrundelegung von
Voraussetzungen, welche auf die wirkliche Stellung und Function des Auges
sich beziehen, jene von ihm genannte subjective Perspective zu ermitteln. Er
setzt die Unzulänglichkeit der Begründung der bis jetzt üblichen Linearperspec-
tive auseinander, indem er in eine physiologische und psychologische Begrün-
dung seiner subjectiven Perspective eingeht, dabei soll die Linearperspective
nicht vollständig verworfen werden, ja der Verfasser bezeichnet sie als die
rationellste Form der bildlichen Darstellung, kommt aber auf dem Wege seiner
Begründung zu wesentlichen Correcturen derselben. Er setzt den Prozess des
Sehens eingehend auseinander. »Das Sehen besteht darin, dass das Auge in
beständiger Bewegung auf und ab fixirend das ganze Object überfliegt, indem
es dabei namentlich den Contouren folgt oder seine Bewegungen von den im
indirecten Sehen empfangenen Lichteindrücken leiten lässt, die, wenn auch
nicht deutlich wahrgenommen, doch die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Auf
keiner Stelle verweilt es dabei länger, dagegen kehrt es immer wieder zu ihr
zurück, so dass allmälig von sämmtlichen Stellen lebendige Erinnerungsbilder
entstehen, aus denen sich dann das resultirende Gesammtbild zusammensetzt.«
Hauck ist der Ansicht, dass die physiologische Optik bis jetzt die Lehre der
Perspective nicht beeinflusste, weil man in den Camera-obscura-Bildern der
Photographie eine scheinbare Bestätigung der absoluten Richtigkeit ihres Prin-
 
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