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Repertorium für Kunstwissenschaft — 4.1881

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Eitelberger von Edelberg, Rudolf: Zur Publication des Libro della Pittura des Lionardo da Vinci nach der vaticanischen Handschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.62025#0358

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Zur Publication des Libro della Pittura des Lionardo da
Vinci nach der vaticanischen Handschrift.
Von R. v. Eitelberger.
In diesem Jahre feiert Lionardo da Vinci auf dem Gebiete der Litteratur
seine geistige Wiedergeburt. Seit der Enthüllung seines Denkmals in Mailand
(1872) richten Kunstfreunde und Kunstforscher ihr Augenmerk auf Lionardo.
Es ist seit jener Zeit eine förmliche Lionardo-Literatur entstanden, an der alle
Nationen sich betheiligten. Aber nicht diesem äusseren Umstand verdankt man
es, dass man sich mehr als je mit Lionardo beschäftigt; es gibt vielmehr
tieferliegende Gründe, welche mit der Entwicklung der modernen Kunst-
wissenschaft und Kunst innig Zusammenhängen, die es erklärlich machen,
dass sich heutigen Tages in allen civilisirten Nationen Männer finden, welche
sich eingehend mit Lionardo beschäftigen. Wir wissen jetzt, dass Lionardo
als Naturforscher, als Mechaniker eine ebenso hervorragende Stellung ein-
nimmt, wie als Künstler. Wenn es das Verhängniss gefügt hätte, dass Alles,
was Lionardo auf dem Gebiete der Kunst geschaffen hat, zu Grunde gegangen
wäre, so würde Lionardo dennoch als einer der grössten Männer gelten, die
je gelebt haben. Die Naturforscher hätten ein ebenso grosses Anrecht,
Lionardo ein Denkmal zu setzen, als die Künstler und Kunstfreunde1). Auf
fast allen Gebieten menschlichen Denkens und Wissens war Lionardo ein
bahnbrechender Geist. Zwei Jahrhunderte vor Baco von Verulam war er der
Entdecker jenes grossen Principes der inductiven Methode, welchem die Natur-
wissenschaften ihre gänzliche Umgestaltung in diesem Jahrhundert verdanken.
Wenn es je einen Mann gegeben hat, dessen Geistesanlage als die eines Uni-
versalgenies bezeichnet werden kann, so ist es die Lionardo’s. Was man, als
in einem Geiste vereinigt, für nicht möglich hielt, nämlich die Vereinigung
eines mathematisch technischen Genies mit einem künstlerischen, das war in
J) »Toutefois, quoique imparfaitement, Leonard est connu des artistes: c’est
surtout comme savant qu’il est ignore. Nous allons analyser sus travaux scientiflques,
et comme cet examen n’a ete fait jusqu’ici que d’une maniere incomplete, nous
entrerons dans quelques details, pour montrer ä-la-fois la grandeur de l’homme et
l’importance du sujet. III. p. 27, Libri, Histoire des Sciences mathematiques en Italie.
 
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