Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 4.1881

DOI article:
Horčička, Adalbert: Beiträge zur Kunstgeschichte Böhmens im XIII. und XIV. Jahrhunderte aus Quellenschriften, 2, Die "Continuatio" des Domherrn Franz von Prag
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.62025#0272

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
194

A. Horcicka: Beiträge zur Kunstgeschichte Böhmens

II. Die » G ontinuatio « des Domherrn Franz von Prag39).
Notizen über die Kunstthätigkeit Johanns IV. von Drazitz,
Bischofs von Prag. Da auf die Veranlassung Johanns IV. von Drazitz die
Fortsetzung des »Ghronicon Aulae regiae« abgefasst wurde, bildet er auch den
Mittelpunkt der selbständigen Notizen des Chronisten. Leider reichen die weni-
gen Nachrichten nicht hin, um uns aus denselben ein richtiges Bild über die
Wirksamkeit dieses kunstsinnigen Bischofes zu entwerfen, der während seiner
42jährigen Begierung (1301 —1343) 40) eine Reihe glänzender Denkmale schuf
und nach Richtung und Geschmack seines Schaffens als Vorläufer der karolini-
schen Epoche in Böhmen angesehen werden muss. Nach erfolgter Wahl zum
Bischöfe erhielt Johann von Drazitz von K. Wenzel II. einen Ring, in den ein
kostbarer Smaragd gefasst war, im Werthe von 900 Mark Silber41), der ihm bei
seiner Weihe (10. Dezember 1301) überreicht wurde »Donavitque dominus
rex domino electo anulum aureum cum pretiosissimo lapide smaragdo pro non-
genti s mar cis aestimatum, cum quo fuit in consecratione ab ordinatore suo
subaratus« (V. 547). Gleich nach der Inthronisation bot sich ihm Gelegen-
heit zur Entfaltung seines Kunstsinnes. Mehrere Kirchen musste er in seinem
Sprengel neu anlegen, andere sowie Burgen und Wohngebäude ausbessern,
ganz besonders aber liess er sich den Ausbau des bischöflichen Hofes in der
Nähe der Prager Brücke auf der Kleinseite angelegen sein 42). Das hintere
Holzthor von grober Arbeit, an einer Hofmauer befestigt, sowie die unansehn-
lichen Gemächer wurden beseitigt; er dagegen liess ein festes Thor mit einem
Thurme aus geschnittenen und behauenen Steinen aufführen, und baute ein
Schütthaus von da bis zu dem Brückenthurme nebst mehreren anderen Ge-
bäuden. Seine Hauskapelle wurde mit herrlichen Malereien ausgestattet und
man konnte da die Abbildungen der Prager Bischöfe ihrer Reihe nach auf-
gestellt finden; die Wände des Palastes oder Speisezimmers waren mit Versen
belehrenden und erbaulichen Inhaltes, sowie mit darauf bezüglichen bildlichen
Darstellungen ausgeschmückt. Viele Wappen der böhmischen Fürsten, Herren
und Edelleute bildeten die dekorative Zierde des Saales. Selbst die besondere
Wohnstube des Bischofes war mit verschiedenen Bildern prächtig ausgestattet;
hier befand sich auch ein Glaubensbekenntniss, schön geschrieben und mit
sehr schön proportionirten Miniaturen versehen, das der Bischof bei seiner
Rückkehr aus Avignon vom päpstlichen Hofe (wahrscheinlich im Jahre 1329)
39) Bei Loserth in den fontes rer. austr. I. Abth. VIII. S. 535—606. Aeltere
Ausgabe bei Pelzei und Dobrowsky, Ss. rer. Boh. II. Prag, 1784, S. 1 —196. lieber
die Chronik vgl. Palacky, Würdigung, 138 ffg. Lorenz, Geschichtsquellen, 217.
Loserth, 1. c. S. 11—20.
40) Geweiht am 10. Dez. 1301; suspendirt vom 1. April 1318 bis 3. Juli 1329,
an diesem Tage wieder eingesetzt, blieb er Bischof bis zu seinem Tode am
5. Jänner 1343.
41) Im Werte von 42.516 Reichsmark (21.258 fl. ö. W.).
42 J lieber den früheren Stand und die ältere Geschichte dieses Gebäudes
vgl. Tomek, Gesch. d. St. Prag, I. 255, 256.
 
Annotationen