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Repertorium für Kunstwissenschaft — 4.1881

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Wessely, Joseph Eduard: Supplemente zu den Handbüchern der Kupferstichkunde, 1, Vorwort - Deutsche Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.62025#0198

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Supplemente zu den Handbüchern der Kupferstichkunde.
Von J. E. Wessely.
Vorwort.
Wie auf allen Gebieten der Wissenschaft die Neuzeit erstaunliche Fort-
schritte macht, so auch auf jenem der Kunstgeschichte. In den geschichtlichen
Doctrinen wird der Fortschritt wesentlich dadurch gefördert, dass man die Ge-
schichtsquellen in den Archiven in das Bereich der Forschung einbezieht,
wodurch Jahrhundert alte Irrthümer aufgedeckt und die Thatsachen richtig
gestellt werden. Dasselbe gilt von der Kunstgeschichte und vortreffliche Werke
dieser Gattung geben Zeugniss davon.
Auch jener specielle Theil der letztgenannten Wissenschaft, der sich
mit den Werken der vervielfältigenden Kunst beschäftigt, blieb nicht unbebaut
und gerade die Gegenwart kann sich rühmen, hierin eine reiche und erfreu-
liche Erndte gezeitigt zu haben. Es vergeht fast kein Jahr, in dem nicht
wenigstens ein Werk erschiene, das die Thätigkeit eines Künstlers oder einer
Kunstschule würdigte, um so ein neues Glied der weiten Kette der Kunst-
forschungen hinzuzufügen und einen Baustein mehr für die noch nicht reife
allgemeine und erschöpfende Geschichte der vervielfältigenden Kunst zu legen.
Um das Gesagte zu begründen, dürfen wir nur etwa hundert Jahre zu-
rückgehen und namentlich Kunstauctionskataloge von damals mit denen der
Neuzeit vergleichen. Zwar gab es immer einzelne Kunstfreunde, die vor der
Mehrzahl der Sammler eingehende Sachkenntniss besassen, aber sie waren
eben nur sporadische Ausnahmen. Wenn einzelne Sammler oder Kunsthändler
nach irgend einer Richtung hin sich durch Erfahrung gewisse Kenntnisse
erworben haben, so verbargen sie dieselben wie kostbare Geheimnisse und
diese starben mit ihnen, ohne dass die Welt einen Nutzen davon gezogen hätte.
Als man fleissiger zu sammeln anfing und man nicht mehr damit zu-
frieden war, ein Blatt überhaupt zu besitzen, sondern es auch in einem kost-
baren, also alten Abdrucke haben wollte, musste von Seite der Wissenschaft
darauf Bedacht genommen werden, die Merkmale dieser angestrebten Güte
genau zu normiren. Das besondere Interesse für einzelne gerade bevorzugte
 
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