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Repertorium für Kunstwissenschaft — 4.1881

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.62025#0537

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Litteraturbericht.

Theorie und Technik der Kunst.
Ueber die Entwickelung der Archäologie in unserem Jahrhundert. Rede beim
Antritt des Rectorats der Kaiser Wilhelms Universität Strassburg am 30. April
1881, gehalten von Adolf Michaelis. Strassburg, Universitäts-Buchdruckerei
von J. H. Ed. Heitz, 1881.
Der Redner zählt zunächst in gedrängter Kürze die archäologischen
Funde der letzten achtzig Jahre auf; die Darlegung der Bedeutung der einzelnen
Funde für die Geschichte der antiken Kunst ist so geistvoll pointirt, dass da-
mit zugleich ein Gesammtbild der Entwickelung der antiken Kunst gegeben
wird. Es wird dann ausgeführt, dass, wenn die moderne Archäologie dieser
neuen und vielfach so überraschenden Erscheinungswelt Herr geworden, sie
dies der richtigen Organisation der Arbeit und ihrer gesunden Methode zu
danken habe. Für letztere ist sie zunächst der Philologie, mit der sie die
gleichen Gesetze der Kritik verfolgt, verpflichtet.
Der Redner erörtert dann das Verhältniss der Archäologie zur Gulturge-
schichte, zur politischen Geschichte und schliesslich zur modernen Kunst-
forschung. An letzterer1 Stelle macht er einige für uns sehr beherzigenswerthe
Bemerkungen. »Es hat sich gerächt, dass die moderne Kunstwissenschaft sich
so völlig von dem Boden der Alterthumswissenschaft gelöst hat. Denn damit
hat sie sich der strengen Zucht methodischer Schulung entzogen, welche
sie dort durchmachen konnte und ist lange Zeit — mit wenigen rühmlichen
Ausnahmen — allzusehr der Neigung gefolgt zu ernten, ehe der Boden gehörig
bereitet und die Saat ordentlich bestellt war.“ . . . „Erst neuerdings ist auch
hier eine strengere Arbeitsweise, eine schärfere Methode eingeführt worden,
obschon bisher unter dem grossen Haufen von Thyrsosschwingern die Zahl
der Geweihten nur klein zu sein scheint.“ Ich stimme diesen Klagen und
Bedenken rückhaltslos zu. Freilich, der wissenschaftliche Dilettantismus wird
immer mit Vorliebe seine Streifzüge auf ein Gebiet machen, wo es so viele
Verlockungen giebt aus der Hand in den Mund zu leben, und wo der grossen
Menge auch noch nicht die Ahnung aufgegangen ist, dass Kunstgeschichte
etwas Anderes sei als Plauderei über Kunstwerke. — Aber dies bei Seite ge-
lassen ; auch jene, welche auf ernste Arbeit bedacht sind, haben nicht immer
 
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