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Repertorium für Kunstwissenschaft — 4.1881

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Retrospective Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.62025#0380

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Retrospective Ausstellungen.
Florenz. Ausstellung von Werken der Kunst und namentlich
der Kunst-Industrie des Mittelalters und der Renaissance.
(Esposizione di Arte Antica).
Seit Jahren trägt man sich in Florenz mit dem grossartigen Plan, eine
Ausstellung zu veranstalten, welche den ganzen Umfang der schöpferischen
Thätigkeit Toscana’s auf allen Gebieten der Kunst und Kunstindustrie vom
Mittelalter bis auf die Gegenwart vor das Auge führen soll. Das Project ist
zu grossartig, zu schön, als dass man die Realisirung desselben mit einiger
Sicherheit hoffen dürfte. So sind wir denn zunächst schon dankbar für die
vor Kurzem im Refectorium, in den Hofarcaden und in der Capella de’ Pazzi
in Sta. Groce eröffnete Ausstellung, die veranstaltet zu haben, das Verdienst
der Gesellschaft »Donatello« ist, einer Gesellschaft, die sich unter der Präsi-
dentschaft des Tommaso Corsini constituirte, mit dem Zwecke Kunst und Kunst-
Industrie in Florenz zu heben und zu fördern. Der allgemeine Charakter der
Ausstellung ist, den Zwecken des veranstaltenden Vereins entsprechend zunächst
ein didaktischer. Die moderne Kunstindustrie soll mit aller Eindringlichkeit
auf die Musterleistungen der Kunstindustrie des Mittelalters und der Renaissance
hingewiesen werden; Zerstreutes wird desshalb gesammelt, Verborgenes an
das Tageslicht gezogen ; und nicht blos dem fertigen Werke, auch dem künst-
lerischen Entwürfe, der Handzeichnung wird gebührende Aufmerksamkeit
geschenkt. So liegt geradezu der Schwerpunkt dieser ersten Ausstellung in
der Exposition der Handzeichnungen alter Meister, die zwar dem allergrössten
Theile nach der Sammlung der Uffizien entnommen, dennoch aber — unter
einem bestimmten Gesichtspunkt ausgewählt — hier sowohl auf den Künstler
und den Kunstindustriellen, als auch auf den Historiker von besonders an-
regender Wirkung sind. Die Auswahl beschränkte sich, sehen wir von einer
Reihe von Thierstudien ab (Nr. 275—443) auf das Gebiet der Decoration und
profaner und kirchlicher Prachtgeräthe. Die Entwickelung auf diesem Gebiete
stellt sich in prägnanten Zügen dar, wenngleich die Frührenaissane durch eine
nur geringe Zahl von Blättern repräsentirt wird. Welches Entzücken ergreift
uns gegenüber den Blättern von Donatello, Desiderio da Settignano, Antonio
Rossellino wo der Reichthum einer frischen Phantasie so ganz im Banne
höchsten Formenadels liegt, und die gründliche Ausgestaltung des Details
selbst den Schein von Befangenheit nicht scheut. Die Hochrenaissance ist gut
vertreten. Giovanni da Udine nimmt mit seinen Blättern den ersten Rang
ein, am nächsten steht ihm in der Verbindung von Formenadel und Motiven-
 
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