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Repertorium für Kunstwissenschaft — 4.1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.62025#0184

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Notizen.

(Ein Bild von G. Flinck.) Vor einigen Jahren kaufte ich in Danzig
ein älteres Oelgemälde, das dort seit einem Jahrhunderte im Besitz von Kunst-
freunden (Wessel, v. Duisburg, Mohnicke, R. Kämmerer) sich nachweisen lässt.
Da es künstlerisch wie kunsthistorisch gleich werthvoll und interessant ist, so
verdient es wohl in weiteren Kreisen bekannt zu werden.
Es ist das lebensgrosse (0,52 m breit, 0,64m hoch) Porträt, Brustbild
eines jungen Mannes von etwa dreissig Jahren, mit rundlichem Gesicht, kleinem
Schnurr- und Knebelbart, mit reichem dunklen Lockenhaar, in braunem Leder-
wamms mit Halsberge und weissem Kragen, welcher über letztere heraus-
kommt, und mit rothbraunem Hute mit weisser Feder. Es ist mit grossem
Fleisse und Sorgfalt durchgeführt, doch keineswegs miniaturartig behandelt,
vortrefflich modellirt, sehr lebendig und lebenswahr und von einem wunder-
bar schönen, warmen und saftigen Gesammtton, der mit seinem Halbdunkel
sofort an Rembrandt erinnert. Dieses Bild ist unten rechts, unzweifelhaft echt,
bezeichnet:
G. Flinck
1636
durchaus wohl erhalten und ganz intact1).
Govaert Flinck aus Cleve, geb. 1615, war, wie Sandrart mittheilt
und allgemein bekannt ist, einer der bedeutendsten Schüler Rembrandts und
ein seiner Zeit hochgeschätzter Porträtmaler.
Mein Bild hat in seiner Malweise wie in seinem Ton die grösseste Aehn-
lichkeit mit einem kleinen halblebensgrossen Porträt eines baarhäuptigen jungen
Mannes, Brustbild, nahezu en face, in schwarzem Mantel mit Halsberge und
weissem Kragen, dessen bartloses Gesicht von dunklem Haar umwallt ist;
letzteres befindet sich, als Eigenthum der Stadt Nürnberg, im Germanischen
Museum. Eine getreue Wiederholung desselben besitzt, nach W. Bode, das

x) Ein Seitenstück dazu »Portrait de jeune fille« in malerischem Gostüm
»Aetatis 16« ebenfalls vom Jahre 1636 fand sich in der »Galerie du Palais de
San Donato« (Katalog Nr. 781) und wurde im April 1880 um 6600 Frcs. verkauft.
 
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