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Repertorium für Kunstwissenschaft — 21.1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.68268#0484

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Litteraturbericht.

in Nachbildungen erschienener Zeichnungen, die Raphael beigelegt werden.
Das zweite geht von einem ganz subjektiven und willkürlichen Stand-
punkt aus und'behandelt infolge dessen nur einen Thcil der in Frage
kommenden Blätter. Da aber der Verfasser, der übrigens seiner Arbeit
eine grosse Liebe entgegengebracht hat, nicht mehr unter den Lebenden
weilt, so kann alle weitere Kritik gespart werden. Das Verzeichniss am
Schluss dieser Besprechung bietet die Möglichkeit, bei jeder Nummer zu er-
fahren, welche Ansicht K. über das betreffende Blatt gehabt hat; da zeigt
sich denn, dass er gerade einen guten Theil derjenigen Zeichnungen, die
Fischei mit Vorsicht als Raphael’s Eigenthum herausgeschält hat, verwirft,
dagegen eine unverhältnissmässige Menge von Fischei mit guten Gründen
verworfener Zeichnungen ' als echt anerkannt. Die ausführlichen Be-
schreibungen sind unter solchen Umständen ganz überflüssig; die langen,
zumeist in starker Erregung geschriebenen Excurse über den Verfall der
Kunst und der Religion zu unserer Zeit, die auf den Seiten 199 und 302
eingeschoben sind, erschweren nur noch mehr die Uebersicht über das
Buch, das unzweckmässiger Weise die Zeichnungen nach den dargestellten
Gegenständen geordnet vorführt. — Die folgenden Druckfehler sind darin
zu berichtigen: S. 122 bei No. 53 fehlt die Braun-Nummer 518; S. 162
ist No. 82 Braun 24 (nicht 214); S. 420 No. 163 Braun 152 (nicht 142);
S. 475 No. (11) in der Brera (nicht Ambrosiana); S. 479 No. (20) Br. 74
(nicht 24); S. 481 No. (22) Br. Expos, du Pal. Bourbon 400.
Der Fischerseben Arbeit, die aus den Bedürfnissen des kunstge-
schichtlichen Instituts der Universität Strassburg hervorgewachsen ist,
hat Dehio eine kurze, in vieler Hinsicht anregende „Einführung“ vorge-
setzt. Kann auch nicht wohl die Hoffnung getheilt werden, dass die
Kennerschaft sich je zu einer Wissenschaft erheben werde, so ist es doch
durchaus richtig, dass auf Grund sorgfältiger Vergleichung beglaubigter
Zeichnungen sich gewisse Kennzeichen werden angeben lassen, die in
allen gleichartigen Erzeugnissen eines Künstlers wiederkehren müssen.
Wie sehr sich aber die Anschauungen über die Beweiskraft, die aus der
Uebereinstimmung von Zeichnungen mit ausgeführten Gemälden fliesst,
im Laufe der Zeiten geändert haben, geht deutlich aus dem Satze Dehio’s
hervor: „Wenn eine seinen (Raphael’s) Namen tragende Zeichnung, so
skizzenhaft sie immer sein mag, in allen Compositionslinien mit dem aus-
geführten Gemälde genau übereinstimmt, dann spricht das nicht für sie —
wie mit unbegreiflicher Naivetät von den Gelehrten so oft angenommen
wird — sondern gegen sie; und wenn vollends schon Einzelheiten der
Faltenlage nnd dergl. angegeben sind oder wenn sich gar in ihrer Wieder-
gabe Missverständnisse und Flüchtigkeiten zeigen, dann müssen sie als
der Copistenarbeit dringend verdächtig bei Seite gelegt werden.“
Das' Verzeichniss, das unter Abrechnung der Verweisungen etwa
580 Nummern enthält, ordnet die Zeichnungen, soweit sie mit Gemälden
Zusammenhängen, möglichst nach chronologischen Gesichtspunkten an, die
sonstigen Studien aber nach den Gegenständen. Bei jeder Nummer sind
 
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