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Repertorium für Kunstwissenschaft — 25.1902

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Jacobsen, Emil: Italienische Gemälde im Louvre, [2]: kritische Notizen zu den im neuesten Katalog angeführten Bildern, sowie zu den vielen neuen Erwerbungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.61695#0309

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Italienische Gemälde im Louvre.

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Zeugnisse Vespasiano’s stammen diese Bildnisse von der Hand Justus’
van Gent, was unzweifelhaft für die vlämisch aussehenden der Fall ist.
Was die übrigen betrifft, so hat der vlämische Meister wahrscheinlich
einen oder mehrere Collaboratoren gehabt und zwar aus der nächsten
Umgebung Melozzo da Forli’s. Die Portraits dürften um 1475—76 gemalt
sein.79) — 514. St. Ludwig, Bischof von Toulouse. Auf Goldgrund. Von
E. Bertaux, neuerdings der Neapeler Schule um 136080), von Morelli da-
gegen dem Ant. Vivarini zugeschrieben. Von dem letztgenannten Meister
wahrscheinlich auch die Predellenstücke Nr. 172—175, Schule des Gentile da
Fabriano genannt.81) — 1640 A. Die Entführung Europa’s. B. Berenson
notirt das Bild als ein Werk Francesco di Giorgio’s. Scheint zur Aus-
schmückung eines Cassone gedient zu haben. Der Vorgang ist als an-
muthvolles Märchen flüchtig hingepinselt. Fliegende Gewänder. Die
hübschen Gesichter der vielen jungen Mädchen sind alle von goldlichtem Haar
umflattert. Hirsche, Delphine, Wasservögel am breiten Strome, welcher
langsam durch Palmenhaine dahingleitet. — 1668A. Hl. Sebastian. Ge-
zierte, schwächliche, kleine Gestalt, die in ihrer Qual noch dem Beschauer
zulächelt. Gespreizte Haltung der Glieder. Eine weit ausgedehnte, zart
hingemalte Ebene, die in goldenem Glanze leuchtet. Ich kann das Sonder-
gepräge Perugino’s, dem es zugeschrieben worden ist, nicht, auch nicht das
seiner Spätzeit, im Bilde erkennen. Mir kommt es eher als ein feines
Frühwerk Giannicola Manni’s vor. (Nicht im Katalog. Geschenk von
M. A. Chaber.)82)
79) Vergl. auch Repertorium 1901, S. 59: Karl Voll. Josse van Ghent und
die Idealportraits von Urbino.
Revue des deux mondes 1900.
81) Wohl Frühwerke um 1435, ehe er mit Johannes Allemanus in Verbin-
dung trat.
8'fl In der Galerie mehrere Bilder von Giannicola. Er hat Vieles auch von
Spagna entlehnt. So ist das Christuskind in seiner „Thronenden Maria“ in Typus
und Stellung fast identisch (wenn auch im Gegensinne dargestellt) mit dem in der
kleinen Madonna von Spagna, Nr. 404. Auch die geschwollenen Handformen
kommen bei beiden Künstlern vor.
 
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