standen, eine Verdeutschung der Commedia auf eigene Faust, im
Rhythmus der eigenen Sprache.
„Ich stand auf meines Lebens Mittagshöhen,
da fand ich mich in einem Wald verirrt —"
so anklingend an die Danteschen Terzinen hebt er an; aber er hält
den Ton nur durch bis zur zwölften Zeile. Mit der dreizehnten
springt er über'
„In tiefen Seelenqualen
belebte sich mein Mut,
den Hügel sah ich strahlen
in Morgensonnenglut."
Und so treibt er es, bis er den dreiunddreißigsten Gesang des
dritten Teiles also beschließt:
„Der Seraph nur leise
die Seele mir trägt,
der um Gott seine Kreise,
ihn suchend bewegt
und in ewiger Liebe
den Sonnenball rollt,
das Weltengetriebe
und Sternengold-"
Kein Zweifel, das ist eine Verdeutschung, eine gewagte zwar
und dennoch unbekümmerte; und ich bin angesteckt genug, sie zu
preisen. Ich glaube zu sehen, wo der Derdeutscher nicht an das
Original reicht, ich fühle, wo er goethelt oder geibelt und gar die
Banalität streift: aber ich gebe ihm dankbar die Hand um seiner
Kühnheit und auch um dessentwil en, was er erreichte. Und ich
gebe all denen, die gleich mir nicht zum Original greifen können, den
dreisten Rat: Laßt die Terzinen Dantes den Italienern, denen sie
gehören! Wollt ihr aber spüren, was für ein Dichter dieser Dante
war, nicht nur seiner Zeit, sondern der Menschheit, so laßt euch
genügen an den Versen von Hans Geisow, die, wenn morgen
das Original samt allen Übertragungen verschwände, als eine
lebendige Dichtung übrig blieben. S.
ompadour.
Nichts scheint uns Deutsche von heute weniger anzugehen
als diese Königskebse, deren Namen Benno Rüttenauer gebraucht,
um seinen „Fünfundzwanzig historischen Novellen" (Verlag Georg
Müller) einen ihr Dasein bezeichnenden Titel zu geben. In Wirk-
lichkeit ist sie durchaus mehr als die Maitresse des französischen
Königs, nämlich das eindringliche Sinnbild jener Zeit, die wir
Rokoko nennen und die abgesehen von ihrer zierlichen Kunst das
Zeitalter der Aufklärung und nebenbei der Fürstenselbstherrlichkeit
war. Wohl lebte damals der Alte Fritz, aber er saß in Sanssouci
und sein Freund war Voltaire; der die Franzosen so schmählich bei
Roßbach schlug, war geistig ein Ableger der Pompadourzeit, der
Lessing nicht kannte und um den Götz von Berlichingen in Zorn
geriet, weil ihm dieses Stück geschmacklos und barbarisch vorkam.
Erst unsere Großen und die Romantiker nach ihnen haben uns aus
der französischen Bildung befreit, die alles in allem Pompadour
war. Mußte sich doch Maria Theresia, die erste deutsche Fürstin,
der Zeit beugen und die geborene Fisch und Zöllnersgattin „ihre
sehr teure Schwester" nennen.
Wenn nun ein deutscher Dichter daher kommt und sein ent-
zückendes Novellenbuch nach diesem Sinnbild benennt, so ist das
ein« Herausforderung, die ihm vor sieben Jahren übel bekommen
wäre, als wir der Gasse das überließen, was wir seit einem Jahr-
hundert versäumt hatten, nämlich Deutsche im Bewußtsein unserer
Großen zu sein. Das eigentlich Köstliche daran aber wäre dies ge-
wesen, daß ausgerechnet Rüttenauer ein deutscher Polterer ist, der
in seine eigenen Stücke oft genug mit einem drastifchen Witz oder
gar mit ätzendem Hohn hineinfahren kann. Freilich, er liebt diese
Pompadour offenbar, weil sie eine handfeste Person und in dem
Rattenkönig der damaligen Hofherrlichkeit ein richtiges Menschen-
gesicht war; auch liegt ihm diese Zeit, da der Geist der Aufklärung
noch den Mut zu sich selber hatte, augenscheinlich mehr als die
unsrige, wo alles andere aber gewiß nicht der Geist der Aufklärung
und — so würde er sich beeilen hinzuzufügen — überhaupt kein Geist
am Ruder ist. Er steht im siebenten Jahrzehnt seines Lebens und ist
noch ein Erbhalter jener Raabe, Fontane und Auch-Einer-Ieit, die
der Neuzeit keinen Geschmack abgcwinnen konnte, weil sie vor dem
Krieg alles, nur eben nicht die Bildung, in Blüte sah. Ihm konnte
der Krieg kein Deutschland zerschlagen, weil er an die neue Reichs-
herrlichkeit nicht glaubte. Seine Lebenslust war die des heiteren
Barock und des übermütigen Rokoko, war Mozart nicht Beethoven,
und Richard Wagner, dünkt mich, war ihm allzeit ein Greuel, weil
er die Kunst der Koloratur zerstörte, die er aber mehr in der Feder
geistvoller Schriftsteller als in der Kehle irgend einer göttlichen
Diva liebte.
So ist der fränkische Dichter Benno Rüttenauer, der durch
Jahrzehnte unser Landsmann war, bevor er nach München entwich,
ein fremder Vogel in unserer Zeit; und weil er das wußte, war er-
lange ein Polterer, bis er all unserm Elend zum Trotz den Mund
spitzte und von seinen Dingen dieses Buch zu fabulieren begann,
das nur scheinbar der Pompadour, in diesem Umweg aber der
deutschen Seele gewidmet ist, wie ein seltsam «usbrechendes Nach-
wort in der sechsundzwanzigsten Geschichte vom Ritter, dem Weib
und der Schlange mitteilt. Damit wir es gar merken, hat er hinter
den „unhistorischen Nachtisch" zu seinen „Fünfundzwanzig Novellen"
noch eine siebenundzwanzigste Novelle vom „Kaiser Iovinian"
gesetzt, die den Lesern der „Rheinlands" ja bereits in ihrer deut-
lichen Sinnbildlichkeit bekannt ist.
In den ersten Jahrgängen der „Rheinlands" haben allerlei
Wanderberichte Rüttenauers gestanden, die ihn bald im fränkischen
Land, bald im Elsaß als einen Mann zeigten, dem die sozialen
Verhältnisse und wirtschaftlichen Fortschritte gleichgültig waren, der
ein Stück Brot und ein Glas Wein, einen sonnigen Himmel, eine
schöne Madonnenstatue und ein fröhliches Barockdach herzhaft
genießen, auf alle neumodische Unvernunft und Verhunzung herz-
hafter schimpfen und in einer schönen Kirche ein frommer Katholik
sein konnte. Die Verhältnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit mögen
ihm seine Wanderfahrten unleidlich gemacht haben; so hat er in
seiner von schönen alten Büchern eingehegten Stube gesessen und
seinen Geist in allerlei Chroniken spazieren lassen, bis ihm die
Fabulierkunst dieses Buches ausgeschlagen ist. Der immer ein guter
Schriftsteller war, ist zuguterletzt noch ein Künstler von hohen
Gnaden geworden; aber der Mann ist er trotzdem geblieben, der
er war: der die Vergangenheit nicht um ihrer selbst sondern um
der feineren und freieren Geistigkeit und um der Kultur willen
liebte, die er aus ihren Bau- und Bildwerken ebenso freudig sah,
wie er sie an unsern Bau- und Bildwerken vermißte. So ließ er
sich von keinem Glanz der Neuzeit täuschen; und nun, da wir
zwischen den Scherben stehen und wenige noch glauben, daß Deutsch-
land fein wird, wie es trotz allem Schickfal oder erst recht im Schicksal
war: nun kommt er mit seinen fabulierten Geschichten daher, der
Verzweiflung wie der Gläubigkeit gleich aufzutrumpfen. Ganz
ein Kind der alten Zeit, die in seinen Augen recht behielt, ganz ein
Klopffechter des Geistes, dem nie und nichts geschehen kann. Wer
von uns stark genug dazu ist, kann allerlei Überraschungen an ihm
erleben. S.
hnenbüchlein.
Unter diesem Titel hat Ludwig Finckh dem deutschen Volk
eine reizende und zugleich wertvolle Gabe dargebracht (Strecker öc
Schröder, Verlag, Stuttgart). Wer die 76 Seiten dieser kleinen
Schrift las, ist irgendwie in seinem Glauben reicher; denn er ist
da gestärkt, wo uns Deutschen von heute allein eine Stärkung mög-
lich ist, nämlich im Deutschtum. Cs geht uns schlecht und die
kommende Not steht drohender vor uns als eine seit Jahrhunderten:
aber alle Blicke nach einem äußeren Wunder können uns nicht
helfen. Die Welt will uns verderben, und wenn sie es noch nicht
getan hat, nur deshalb, weil sie es nicht konnte. Der Strick, den
sie uns umlegte, hat sich unversehens auch um ihren Hals geschlun-
gen; aber niemals wird sie ihn freiwillig loslassen. Wenn wir
bestehen, bestehen wir allein durch unsere Stärke; und daß diese
Stärke nicht unsere Kanonen und Panzerschiffe sind, dies haben wir
ja einsehen müssen. Unsere Stärke ist allein jenes Wunder, das
wir Volkskraft nennen, und das aus keinem anderen Geheimnis
als den einzelnen L-eelenstärken besteht. Hier allein liegt unsere
Rettung; wir müssen, was wir kaum noch waren, wieder ein Volk
werden, und ein Volk sein, heißt im Gefühl des gemeinsamen
Schicksals, der gemeinsamen Herkunft und der gemeinsamen Sen-
dung zu stehen.
Ludwig Finckh, der ein Schwabe und also ein Eigenbrödler ist,
hat für sich das Geheimnis der Sippe entdeckt: jeder hat zwei
Eltern, aber schon vier Großeltern, acht Urgroßeltern! Mit 30
Geschlechterreihen sind das schon mehr als eine Million: das ist
die Vergangenheit! lind um die Zukunft ist cs nicht anders! Wie
18»
Rhythmus der eigenen Sprache.
„Ich stand auf meines Lebens Mittagshöhen,
da fand ich mich in einem Wald verirrt —"
so anklingend an die Danteschen Terzinen hebt er an; aber er hält
den Ton nur durch bis zur zwölften Zeile. Mit der dreizehnten
springt er über'
„In tiefen Seelenqualen
belebte sich mein Mut,
den Hügel sah ich strahlen
in Morgensonnenglut."
Und so treibt er es, bis er den dreiunddreißigsten Gesang des
dritten Teiles also beschließt:
„Der Seraph nur leise
die Seele mir trägt,
der um Gott seine Kreise,
ihn suchend bewegt
und in ewiger Liebe
den Sonnenball rollt,
das Weltengetriebe
und Sternengold-"
Kein Zweifel, das ist eine Verdeutschung, eine gewagte zwar
und dennoch unbekümmerte; und ich bin angesteckt genug, sie zu
preisen. Ich glaube zu sehen, wo der Derdeutscher nicht an das
Original reicht, ich fühle, wo er goethelt oder geibelt und gar die
Banalität streift: aber ich gebe ihm dankbar die Hand um seiner
Kühnheit und auch um dessentwil en, was er erreichte. Und ich
gebe all denen, die gleich mir nicht zum Original greifen können, den
dreisten Rat: Laßt die Terzinen Dantes den Italienern, denen sie
gehören! Wollt ihr aber spüren, was für ein Dichter dieser Dante
war, nicht nur seiner Zeit, sondern der Menschheit, so laßt euch
genügen an den Versen von Hans Geisow, die, wenn morgen
das Original samt allen Übertragungen verschwände, als eine
lebendige Dichtung übrig blieben. S.
ompadour.
Nichts scheint uns Deutsche von heute weniger anzugehen
als diese Königskebse, deren Namen Benno Rüttenauer gebraucht,
um seinen „Fünfundzwanzig historischen Novellen" (Verlag Georg
Müller) einen ihr Dasein bezeichnenden Titel zu geben. In Wirk-
lichkeit ist sie durchaus mehr als die Maitresse des französischen
Königs, nämlich das eindringliche Sinnbild jener Zeit, die wir
Rokoko nennen und die abgesehen von ihrer zierlichen Kunst das
Zeitalter der Aufklärung und nebenbei der Fürstenselbstherrlichkeit
war. Wohl lebte damals der Alte Fritz, aber er saß in Sanssouci
und sein Freund war Voltaire; der die Franzosen so schmählich bei
Roßbach schlug, war geistig ein Ableger der Pompadourzeit, der
Lessing nicht kannte und um den Götz von Berlichingen in Zorn
geriet, weil ihm dieses Stück geschmacklos und barbarisch vorkam.
Erst unsere Großen und die Romantiker nach ihnen haben uns aus
der französischen Bildung befreit, die alles in allem Pompadour
war. Mußte sich doch Maria Theresia, die erste deutsche Fürstin,
der Zeit beugen und die geborene Fisch und Zöllnersgattin „ihre
sehr teure Schwester" nennen.
Wenn nun ein deutscher Dichter daher kommt und sein ent-
zückendes Novellenbuch nach diesem Sinnbild benennt, so ist das
ein« Herausforderung, die ihm vor sieben Jahren übel bekommen
wäre, als wir der Gasse das überließen, was wir seit einem Jahr-
hundert versäumt hatten, nämlich Deutsche im Bewußtsein unserer
Großen zu sein. Das eigentlich Köstliche daran aber wäre dies ge-
wesen, daß ausgerechnet Rüttenauer ein deutscher Polterer ist, der
in seine eigenen Stücke oft genug mit einem drastifchen Witz oder
gar mit ätzendem Hohn hineinfahren kann. Freilich, er liebt diese
Pompadour offenbar, weil sie eine handfeste Person und in dem
Rattenkönig der damaligen Hofherrlichkeit ein richtiges Menschen-
gesicht war; auch liegt ihm diese Zeit, da der Geist der Aufklärung
noch den Mut zu sich selber hatte, augenscheinlich mehr als die
unsrige, wo alles andere aber gewiß nicht der Geist der Aufklärung
und — so würde er sich beeilen hinzuzufügen — überhaupt kein Geist
am Ruder ist. Er steht im siebenten Jahrzehnt seines Lebens und ist
noch ein Erbhalter jener Raabe, Fontane und Auch-Einer-Ieit, die
der Neuzeit keinen Geschmack abgcwinnen konnte, weil sie vor dem
Krieg alles, nur eben nicht die Bildung, in Blüte sah. Ihm konnte
der Krieg kein Deutschland zerschlagen, weil er an die neue Reichs-
herrlichkeit nicht glaubte. Seine Lebenslust war die des heiteren
Barock und des übermütigen Rokoko, war Mozart nicht Beethoven,
und Richard Wagner, dünkt mich, war ihm allzeit ein Greuel, weil
er die Kunst der Koloratur zerstörte, die er aber mehr in der Feder
geistvoller Schriftsteller als in der Kehle irgend einer göttlichen
Diva liebte.
So ist der fränkische Dichter Benno Rüttenauer, der durch
Jahrzehnte unser Landsmann war, bevor er nach München entwich,
ein fremder Vogel in unserer Zeit; und weil er das wußte, war er-
lange ein Polterer, bis er all unserm Elend zum Trotz den Mund
spitzte und von seinen Dingen dieses Buch zu fabulieren begann,
das nur scheinbar der Pompadour, in diesem Umweg aber der
deutschen Seele gewidmet ist, wie ein seltsam «usbrechendes Nach-
wort in der sechsundzwanzigsten Geschichte vom Ritter, dem Weib
und der Schlange mitteilt. Damit wir es gar merken, hat er hinter
den „unhistorischen Nachtisch" zu seinen „Fünfundzwanzig Novellen"
noch eine siebenundzwanzigste Novelle vom „Kaiser Iovinian"
gesetzt, die den Lesern der „Rheinlands" ja bereits in ihrer deut-
lichen Sinnbildlichkeit bekannt ist.
In den ersten Jahrgängen der „Rheinlands" haben allerlei
Wanderberichte Rüttenauers gestanden, die ihn bald im fränkischen
Land, bald im Elsaß als einen Mann zeigten, dem die sozialen
Verhältnisse und wirtschaftlichen Fortschritte gleichgültig waren, der
ein Stück Brot und ein Glas Wein, einen sonnigen Himmel, eine
schöne Madonnenstatue und ein fröhliches Barockdach herzhaft
genießen, auf alle neumodische Unvernunft und Verhunzung herz-
hafter schimpfen und in einer schönen Kirche ein frommer Katholik
sein konnte. Die Verhältnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit mögen
ihm seine Wanderfahrten unleidlich gemacht haben; so hat er in
seiner von schönen alten Büchern eingehegten Stube gesessen und
seinen Geist in allerlei Chroniken spazieren lassen, bis ihm die
Fabulierkunst dieses Buches ausgeschlagen ist. Der immer ein guter
Schriftsteller war, ist zuguterletzt noch ein Künstler von hohen
Gnaden geworden; aber der Mann ist er trotzdem geblieben, der
er war: der die Vergangenheit nicht um ihrer selbst sondern um
der feineren und freieren Geistigkeit und um der Kultur willen
liebte, die er aus ihren Bau- und Bildwerken ebenso freudig sah,
wie er sie an unsern Bau- und Bildwerken vermißte. So ließ er
sich von keinem Glanz der Neuzeit täuschen; und nun, da wir
zwischen den Scherben stehen und wenige noch glauben, daß Deutsch-
land fein wird, wie es trotz allem Schickfal oder erst recht im Schicksal
war: nun kommt er mit seinen fabulierten Geschichten daher, der
Verzweiflung wie der Gläubigkeit gleich aufzutrumpfen. Ganz
ein Kind der alten Zeit, die in seinen Augen recht behielt, ganz ein
Klopffechter des Geistes, dem nie und nichts geschehen kann. Wer
von uns stark genug dazu ist, kann allerlei Überraschungen an ihm
erleben. S.
hnenbüchlein.
Unter diesem Titel hat Ludwig Finckh dem deutschen Volk
eine reizende und zugleich wertvolle Gabe dargebracht (Strecker öc
Schröder, Verlag, Stuttgart). Wer die 76 Seiten dieser kleinen
Schrift las, ist irgendwie in seinem Glauben reicher; denn er ist
da gestärkt, wo uns Deutschen von heute allein eine Stärkung mög-
lich ist, nämlich im Deutschtum. Cs geht uns schlecht und die
kommende Not steht drohender vor uns als eine seit Jahrhunderten:
aber alle Blicke nach einem äußeren Wunder können uns nicht
helfen. Die Welt will uns verderben, und wenn sie es noch nicht
getan hat, nur deshalb, weil sie es nicht konnte. Der Strick, den
sie uns umlegte, hat sich unversehens auch um ihren Hals geschlun-
gen; aber niemals wird sie ihn freiwillig loslassen. Wenn wir
bestehen, bestehen wir allein durch unsere Stärke; und daß diese
Stärke nicht unsere Kanonen und Panzerschiffe sind, dies haben wir
ja einsehen müssen. Unsere Stärke ist allein jenes Wunder, das
wir Volkskraft nennen, und das aus keinem anderen Geheimnis
als den einzelnen L-eelenstärken besteht. Hier allein liegt unsere
Rettung; wir müssen, was wir kaum noch waren, wieder ein Volk
werden, und ein Volk sein, heißt im Gefühl des gemeinsamen
Schicksals, der gemeinsamen Herkunft und der gemeinsamen Sen-
dung zu stehen.
Ludwig Finckh, der ein Schwabe und also ein Eigenbrödler ist,
hat für sich das Geheimnis der Sippe entdeckt: jeder hat zwei
Eltern, aber schon vier Großeltern, acht Urgroßeltern! Mit 30
Geschlechterreihen sind das schon mehr als eine Million: das ist
die Vergangenheit! lind um die Zukunft ist cs nicht anders! Wie
18»