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Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

DOI Heft:
I. Po śmierci Jana Białostockiego: Wspomnienia i nekrologi
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Michalski, Sergiusz; Białostocki, Jan [Bearb.]; Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]: Patriot - und Europäer im Denken und Handeln: zum Tod von Jan Białostocki
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0110

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Vieldeutigkeit seiner Werke — durch die spateren Forschungen von Christian Tiimpel und
anderen modifiziert wurden. Es spricht fur Białostockis unbestechlich objektive Einstellung,
dass er die Resultate von Tiimpel aufs nachhaltigste akzeptierte.

Białostocki hinterliess ein ungemein umfangreiches, wenn auch in seinem letzten
Dezennium von einer gewissen Zufalligkeit des Wissenschaftsbetriebes mitgepragtes Werke,
das noch auf verdeckte methodische Implikationen zu befragen ist. So leistete er auch einen
gewichtigen Beitrag zur Manierismusforschung. Er gehórte zu denen, die Eigenschaft des neu
benannten Stiles prazise zu erfassen und zu definieren versuchten. Seine Arbeiten wirkten
nach 1965 — ais das Interesse fur den Manierismus dramatisch zuriickging — antizyklisch.
Zu seinen weiteren Forschungschwerpunkten gehórten Diirer (fur ihn eine Art von
persónlichem Leitbild) und die grossen niederlandischen Maler des 15. Jahrhunderts. Er
setzte sich auch oft mit der Problematik der Stilbegriffe auseinander, an denen er trotz
mancher Einschrankung festhielt.

Sein Werk weist eine nur scheinbar paradoxe Dualitat auf. Auf der einen Seite geistreiche,
mit unbestechlicher Eleganz geschriebene Esssays, ikonographische Studien, die sich oft an
Einzelmotiven orientierten, Einleitungen und arbeitsintensive Forschungsiibersichten (wie
die unentbehrliche The Art of the Renaxissance in Eastern Europę). Den von ihm
herausgegebenen siebenten Band der Propylaen-Kunstgeschichte kann man ais krónenden
Abschluss dieses Aspektes seines Oevres bezeichnen. Er veróffentlichte auch eine Reihe
vorziiglich kommentierter Textanthologien zur Geschichte der Kunsttheorie, die im
deutschsprachigen Bereich bisher noch iiber keine Entsprechung verfiigen.

Dann wiederum folgt eine lange Reihe positivistisch gepragter Museums- und
Ausstellungskataloge, in denen der engagierte Museumskurator und kenntnisreiche Attri-
butionist zu Worte kam. Dreissig Jahre lang leitete er — trotz den Belastungen ais
Universitatsordinarius — die von ihm konzipierte und eingerichtete Galerie der europai-
schen Malerei im Warschauer Nationalmuseum. Mit Werken zweiten Ranges — die
polnischen Sammlungen sind leider nicht sehr reich — schuf er ein kunsthistorisch
bestechendes Arrangement, das sich an Problemen orientiert.

Der 1921 geborene Gelehrte gehórte einer Generation an, die, besonders durch Krieg
dezimiert, vielleicht am meisten unter den polnischen Tragodien und Widrigkeiten zu leiden
hatte. Wahrend der deutschen Besetzung studierte der an der Warschauer Untergrund-Uni-
versitat. Im Zuge des Warschauer Aufstands wurde er im September 1944 in die
Konzentrationslager Grossrosen und Mauthausen verschleppt. Die Jahre des Stalinismus
iiberdauerte er im Nationalmuseum, erst 1958 erschloss sich ihm wieder eine universitare
Laufbahn seiner Tatkraft und seinem — bei Kunsthistorikern eher raren — Organisations-
talent verdankt Polen einen Grossteil seiner internationalen kunstgeschichtlichen Ver-
bindungen. Der Yerband der polnischen Kunsthistoriker wurde unter seiner Leitung zur

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