Białostockis Themen waren herkómmlich, fast klassisch, die Aspekte durchweg neu. So
hat er sich massgeblich an den „ikonologischen" Rekonstruktionen barocker Bildinhalte
beteiligt und dabei besonders die Ikonographie Rembrandts klaren helfen. Friih hat er auch
auf die methodologische Delikatesse dieser Forschungsrichtung aufmerksam gemacht. Einer
seiner Essays, dereń beste iibrigens in einem Sammelband leicht zuganglich sind, hat darauf
hingewiesen, dass Kunstwerke des Barock (wenngleich nicht nur des Barock) oft nach den
rhetorischen Regeln bestimmter „Modi" gestaltet sind, Grundstimmungen in der Art von
Dur und Moll. Der Aufsatz ist bezeichnend fur Białostockis Denken, das sich um
Erkenntnise bemuht hat, die, alle Beschrankungen von Individuum, Epoche und Nation
hinter sich lassend, móglichst universell, also auf viele Kunstgattungen móglichst vieler
Epochen iibertragbar sein sollen.
In Białostockis Werk dominieren Essays und Einleitungen, Vortrage und Diskussions-
beitrage: kleinere, bewegliche Formen. Sie machten ihn zu einem iiberall gerngesehenen
Gast, der sich in Utrecht ebenso unter Freunden fiihlen durfte wie in Princeton. Diese
niemals oberflachliche, iiberall die konkrete Diskussion suchende Weltlaufigkeit war auch
das Geheimnis seines Stils: Hier sprach und schrieb einer, der sich und seinem Land dadurch
zum geistigen Uberleben verhalf, dass er iiberall zu Hause war.
Wilfried Wiegand
„Frankfurter Allgemeine Zeitung",
29X11 1988
hat er sich massgeblich an den „ikonologischen" Rekonstruktionen barocker Bildinhalte
beteiligt und dabei besonders die Ikonographie Rembrandts klaren helfen. Friih hat er auch
auf die methodologische Delikatesse dieser Forschungsrichtung aufmerksam gemacht. Einer
seiner Essays, dereń beste iibrigens in einem Sammelband leicht zuganglich sind, hat darauf
hingewiesen, dass Kunstwerke des Barock (wenngleich nicht nur des Barock) oft nach den
rhetorischen Regeln bestimmter „Modi" gestaltet sind, Grundstimmungen in der Art von
Dur und Moll. Der Aufsatz ist bezeichnend fur Białostockis Denken, das sich um
Erkenntnise bemuht hat, die, alle Beschrankungen von Individuum, Epoche und Nation
hinter sich lassend, móglichst universell, also auf viele Kunstgattungen móglichst vieler
Epochen iibertragbar sein sollen.
In Białostockis Werk dominieren Essays und Einleitungen, Vortrage und Diskussions-
beitrage: kleinere, bewegliche Formen. Sie machten ihn zu einem iiberall gerngesehenen
Gast, der sich in Utrecht ebenso unter Freunden fiihlen durfte wie in Princeton. Diese
niemals oberflachliche, iiberall die konkrete Diskussion suchende Weltlaufigkeit war auch
das Geheimnis seines Stils: Hier sprach und schrieb einer, der sich und seinem Land dadurch
zum geistigen Uberleben verhalf, dass er iiberall zu Hause war.
Wilfried Wiegand
„Frankfurter Allgemeine Zeitung",
29X11 1988