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Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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Białostocki, Jan: Das Bild des Todes in der europäischen Grabmalkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0184

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wiederaufbelebt. Unser Jahrhundert, das Jahrhundert der Massenkultur, war auch das der
grossen Katastrophen die zum Massentod in vorher unbekannten Ausmasse fuhrten: zwei
Weltkriege, die Anwendung von Kernwaffen, der Vólkermord in den Konzentrationslagern,
der politische und religióse Fanatismus in vielen Landem und andere Ungliicksfalle und
Unheile die die Bevólkerung in den nicht entwickelten Teilen der Welt dezimierten. Ali diese
schrecklichen Ereignisse wurden kaum in der Grabkunst registriert. Es ist jedoch wahr, dass
sich eine neue monumentale Form der sepulkralen Kunst entwickelt hat: die Kriegsfriedhófe
sowie die Denkmaler fur die Opfer barbarischer Fanatismen. Sie wurden manchmal zu
hervorragenden Werken der kunstlerischen Einbildungskraft, wie das Denkmal in den Fosse
Ardeatine bei Rom oder solche in den ehemaligen Konzentrationslagern in Polen,
Deutschland und Ósterreich. Todesdarstellungen gibt es dort aber nicht. Und auch in dem
einzigen individuellen Grabmal eines Menschen des 20 Jh. in Europa, das eine massenhafte
Anbetung von Millionen Menschen anzieht — namlich in dem von Lenin auf dem Roten
Platz in Moskau — sucht man vergeblich nach Spuren des Todes. Der Schópfer des ersten
sozialistischen Staates ruht dort ais ein schlafender, zeitloser Gisant, sein Kórper vom Tode
scheinbar nicht beriihrt.

Bayerische Akademie der Wissen Schaften,
Munchen, 9. Juli 1988
 
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