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Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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Białostocki, Jan: Vivitur ingenio
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0218

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Devise in einem rein humanistischen Sinne zu verstehen, hatte sie in dem Kupferstich Diirers
eine christliche Bedeutung, wie von Wuttke richtig hervorgehoben wurde: „Der Bereich des
Geistes ist gleichzeitig der der Tugend, die zu Gott fiihrt... Indem Diirer in den Pupillen des
Humanisten quasi realistisch Fensterkreuze sich spiegeln lasst, zeigt er in Wahrheit
symbolhaft auf die Richtung des Blickes. Dieser konzentriert sich auf diejenige Tiefe, die den
Tod iiberwunden und das Leben, das wahre Leben, gestiftet hat: auf das Kreuz Christi"5.

Panofsky hat in seiner Diirer-Monographie dem Nachleben der Devise Vwitur ingenio
einige Bemerkungen gewidmet. Es scheint, wir konnen dazu einige Erganzungen bringen.
Panofsky schreibt: „The inscription « Vwitur ingenio, caetera mortis erunt» was to lead an
interesting after-life of its own. It served as a motto for the famous second figurę in Vesalius'
De corporis humani fabrica of 1543, which shows a skeleton lost in the melancholy
contemplation of a skuli. And, once associated with Death in person, it furnished the
programm for an allegory devised by none other than Tycho de Brahe"; und hier verweist er
auf ein 1755 von Philander von der Weistritz herausgegebenes Buch iiber Tycho de Brahe
und zitiert daraus6. Obwohl das Buch tatsachlich von dem Obengenannten bearbeitet
worden ist, wurde es nicht von ihm geschrieben, sondern bringt in der deutschen
Ubersetzung einige Tycho de Brahe gewidmete danische Texte.

Der uns interessierende Abschnitt kommt in der Monographie iiber den grossen
Astronomen vor, die Oluf Bang 1744 in seiner Sammlung erbaulicher Materien veroffentlicht
hatte7. Die fur uns wichtige Stelle lautet:

„Hier kann ich nicht unterlassen, eines von seinem Gemalden, nebst der Ueberschrift,
welches auf seinem Uranienburg gefunden ward, ais einen Beweis seiner Gottesfurcht
anzufiihren (Pet. Resenii Inscript [iones] Uran[iburgicae~\, p. 344)8. Auf demselben hatte er
einen Baum der auf der einen Seite stund eine mit einem Lorbeerkanze gezierte jungę Person,
welche in der einen Hand eine Himmelskugel, und in der andern Hand ein Buch trug. Auf der
linken Seite hatte der Baum eine diirre Wurzel, und unfruchtbare Zweige, woran kein Laub
war. Bey der Seite stund ein Tisch, auf welchem allerhand Sachen lagen, die in der Welt am
meisten im Werthe sind, ais ein Kasten voll mit Geld, Scepter, Krone, Waffen, goldene
Ketten, Edelsteine, Frauenzimmerzierathen, Trinkgeschirre, Karten, Wiirfeln und der-
gleichen mehr; dabey war ein Todengerippe gemalt, welches mit grosser Begierde damach
greifet: oben dariiber stand geschrieben:

Vwimus ingenio cetera mortis erunt.

welches so geschrieben war, dass der erste Theil vom Verse, Vwimus ingenio, an dem Theile
des Zettels stund, der nach der rechten und grunen Seite des Baumes, wo der jungę Mensch
stand und philosophierte, gieng; der andere Theil des Verses aber, namlich cetera mortis
erunt, sah man auf der linken und diirren Seite des Baumes".

Sollten die von Philander von der Weistritz iiberlieferten Nachrichten stimmen, kann

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