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Schrader, Hans [Hrsg.]
Die Archaischen Marmorbildwerke der Akropolis (Textband) — Frankfurt a.M.: Klostermann, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.49902#0221
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Bull. dell’Inst. 1864, 85 (Brunn, Decharme, Pervanoglu). AM. 5, 1880, 25 (Furtwängler). Buschor-Hamann,
Olympia, Text 28 Abb. 10. Payne 46 Taf. 107, 1—3.

Abb. 187

302 Tafel 125, 126
Akro. 689. Blonder Kopf. Marmor: gelblich, mit kleinen Kristallen, wohl pentelisch. Gef. nordöstl. vom
Museum (Wolters a. 0. 266). Höhe in Achse der Nase 25 cm, Breite unterhalb der Ohrläppchen 12,5 cm, Kinn
bis Loch im Wirbel 22,8 cm, von Kinn bis Haaransatz 12,8 cm, Abstand der Augenwinkel innen 2,7 cm, Abstand
der Augenwinkel außen 9,4 cm, Abstand vom inneren Augenwinkel zum Mundwinkel (beiderseits) 5,5 cm,
Abstand vom äußeren Augenwinkel zum Mundwinkel beiderseits 6,3 cm, Abstand der Mundwinkel 4,9 cm.
Der Kopf ist ohne Frage zur r. Schulter gewendet und leicht geneigt; aber nicht so stark gesenkt,
wie in seiner jetzigen Aufstellung. Die r. Halsseite ist durch Zusammenziehung stark verkürzt. Die 1. fällt
gradlinig, leicht geschwungen herab. Der 1. Halsnicker ist deutlich angezogen. Der Drehung des Kopfes ent-
spricht eine deutliche Asymmetrie seiner Anlage: die r. Gesichts-
hälfte ist vorgeschoben, an Wange und Auge spürbar; das Haar ist
tiefer herabgezogen. Hals gedrungen, kubisch-tief, fast quadratisch
gebaut. Die Schädelkalotte mächtig gewölbt, vom Wirbel zum
Nacken kräftig gebogen. Im Wirbel Dübelloch (1,1 cm Durchm.).
Von dort strahlen die dichtgestellten, leicht geschlängelten, rundpla-
stischen Haarsträhnen radial aus; fast gleichmäßig wechseln stärker
plastische mit flacheren ab. Zugleich ist die ganze Kalotte in ssache,
konzentrisch sie umkreisende Wellen gegliedert. Die Strähnen fallen
vorn in die Stirn und über die Schläfen gleichmäßig herab. Sie enden
in fein eingerollten oder ssach auslaufenden Häkchen. Das Gewirr
dieser Endungen ist ebenso reich wie überlegt im Bogen von Schläfe
zu Schläfe geordnet. Die letzte Strähne jederseits hinter den Schläfen
ist tief herabgezogen, bis in Höhe des Ohrläppchens. Zwischen ihr
und der Ohrmuschel erscheint eine dichte, horizontal gelagerte,
leicht gewellte Haarmasse, die vor dem Ohr herauszuquellen scheint
und sich unter den Stirnhaaren verliert, unter denen sie in der Mitte
geknotet zu denken ist. Uber dieser Haarpartie verschwinden
auch die Zöpfe unter den langen Stirnhaaren. Sie entspringen
beiderseits hinter den Ohrmuscheln in breiter, ssach anliegender Form. Der 1. Zopf überkreuzt den rechten
(Abb. 187) im Nacken; beide werden nach vorn schmäler. Das Haar zeigt durchgehend gelb-braune Farbe,
war ursprünglich wohl ockergelb. Am Ansatz des 1. Zopfes hinter dem 1. Ohr und zum Hals hin sind Spuren
eines aufgemalten Ringellöckchens erkennbar. Sie waren ebenfalls gelbbraun bemalt und mit schwarzen
Linien umgrenzt. Von dem hellbraunen, aufgemalten Backenbärtchen (Bieber AM. 37, 1912, 154) vor den
Ohren sind nur noch ganz schwache Spuren zu erkennen. Die Stirn ist niedrig durch die hereinfallende Haar-
masse, sie ssieht leicht schräg zurück. Brauenbögen weit gespannt bis zu den Haarsträhnen seitlich. Ober-
lider in schwerer Plastik als Grat abgesetzt, Unterlider dick, kragenartig emporgezogen. Augäpfel schmal,
langgestreckt, vorquellend. Die schwarze Umrißlinie der Iris, der schwarze Punkt der Pupille ist deutlich zu
erkennen. Das Gelb der Augensterne dagegen, die dunkle Farbe der Brauen (Wolters a. O. 226) ist ver-
schwunden. Lang ausgezogene Tränendrüsen. Die Partie zwischen Oberlid und Brauengrat verbreitert sich
stark nach außen; sie ist in weicher Schwellung gegeben. Nase breit, kräftig. Oberlippe schmal, aber scharf
herausgehoben, in der Mitte kräftig herabgezogen. Unterlippe breit herabhängend, aber weniger lang als die
obere, so daß die Mundwinkel als Striche auslaufen. Kinn eher klein, knapp. Wangen fest, sparsam aber
kräftig modelliert, stark in die Tiefe gebaut. Ohren groß, sseischig, von überaus kräftiger, bewegter Plastik;
der Oberteil des Muschelrandes ist breit angelegt, stark herausgewölbt und reich durchmodelliert. Für den
Ausdruck des Gesichtes ist wirksam die tief herabgezogene Haarmasse, das schwergeränderte, weitgestellte
Augenpaar, die starke Nase. Der Mund mit seiner zierlichen Oberlippe, das knappe Kinn wirken dem gegen-
über zarter.


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