Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste (16.1925)

zetert renitent in zertinteten Unterzeugen
gegen Zeugung
Nun tritt Gunter Gierig ein
trifft nie einen guten Gegner
ein guter Ringer zurzeit
Nun tritt ein Unirrer gegen Regierungen
trifft
fünfzig Gegentritte gegen ein Genie
treffen nie
einen guten Gegner treffen Regierungen nie
unten regieren gierige Gunter
Genie regiert in Feierfirnen
unten treten fünfzig Irre Irren entgegen
Nun tritt Regine Tietze ein
eine gute Nutte zur Zeit
trifft rein nie einen guten Nutter unter Rein-
reitern in Uri
Trenz Nutter tritt nun eifrig ein
Zitterer zu Rittergut
zerfingert Geigen
zerfetzt Zeitungen
zertrennt ein Etui in neunzig neue
zittert zur Zitti Irene in Unterzeug
zerfetzt Tintenirenenunterzeug in Unter-
unterzeuge feiner fein
ein Neuerer in Erinnerungen
nie geizig
Neue Runungen in einiger Zeit
Otto Nebel

Umfrage
der französischen Zeitschrift „Lueurs"
Ueber die Oekonomie und das praktische
Leben der Individualisten
1, Da man bekanntlich um so mehr „Indi-
vidualist" ist, je mehr man bei der Be-
friedigung seiner Bedürfnisse den .Andern'
entbehren kann, — und da das Individuum
nicht nur materielle, sondern auch ethische
und ästhetische Genüsse sucht, muß man den
Individualismus gleichzeitig auf dem ökono-
mischen, dem ethischen und ästhetischen Ge-
biet vertreten,
Definition Ihres Individualismus!
2, Die individualistische Redensart lautet:
„Rechne nur auf Dich selbst!'*: Können Sie
sich einen vollständigen Individualismus vor-
stellen, der im Stande ist, selbst seine Klei-
dung anzufertigen, seine Möbel und Geräte
herzustellen (Tischlerei, Korbmacherei, Ge-
fäße, Schlösser), sich den praktischen Wissen-

schaften zu widmen (Züchterei, Gärtnerei.
Mykologie, Bienenzucht, Vegetarismus etc.)?
Alles dies nicht nur aus Kenntnis der Praxis
und der gewöhnlichen Theorien heraus, son-
dern mit dem Wunsch, neue Möglichkeiten
zu suchen.
Ist dies nicht Ihrer Meinung nach das Ziel des
praktischen Individualismus?
3, da der „richtige" Individualist sich be-
müht, so viel wie möglich von seinem eigenen
Selbst an das Leben und an seine Freunde
abzugeben: welche Stellung haben Sie gegen-
über der Ausübung der Solidarität (Leben in
Gemeinschaft, gegründet auf Individualismus
— Jedem nach seinen Bemühungen — Tausch
— Handreichung — Hilfe etc,)?
4, Kennen Sie Beispiele praktischen, indi-
vidualistischen Lebens — isoliert oder ge-
meinschaftlich? Leben Sie als Individualist
oder bemühen Sie sich, dahin zu kommen?
Wohin und wie? Können Sie für ein solches
Leben nützliche Andeutungen oder Ratschläge
geben? Welche Bücher haben Ihnen dazu ge-
holfen, ein praktischer Individualist zu
werden?
Können Sie zu den unter 2 gestellten
Fragen Ratschläge geben?
Glauben Sie, daß der Versuch eines gemein-
schaftlichen, auf Individualismus beruhenden
Lebens mehr Aussicht auf Erfolg hätte in der
Nähe von Wäldern, von Gebirgen oder vom
Meer, — als innerhalb der großen Städte?
* •
Die Umfrage geht in die ganze Welt. Antworten
können auch in deutsch an die Adresse: „Lueurs",
Lyon (France), 232, Rue Garibaldi, gerichtet werden.

Inhalt:
Herwarth Walden: Städtebildchen Paris , ... 65
Herwarth Walden: Wahr-Nehmung berechtigter
Interessen. 67
Lothar Schreyer: Liebe Gartenlaube.68
Hugo Scheiber: Porträt Rosebery d’Arguto , , 69
Rudolf Blümner: An Adolf Behne 70
Kurt Liebmann: Vive la bagatelle 70
Ernst Oscar Albrecht: Linoleumschnitt / Vom
Stock gedruckt.71
Otto Nebel: Magische Synthese.72
William Wauer: Offener Brief an Adolf Behne , , 72
Kurt Liebmann: Kleiner Vogel zwitschert in den
Abend , , , ..73
Adolf Loos: George Groß. . 74
William Wauer: Das entdeckte Gehirn . . , , 74
Otto Nebel; An die Menschheit 77
Otto Nebel: Unfeig.78
Umfrage der Zeitschrift Lueurs ....... 80
Jean Zrzavy: Dame in der Loge (Beilage)
Jean Zrzavy: Mord (Beilage)
Oskar Nerlinger: Bild 1923 (Beilage)
Edmund Kesting: Geld Teufel Menschen (Beilage)

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