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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 16.1925

DOI issue:
7. u. 8. Heft
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Krug, Walter: Kunst-Währung
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Walden, Herwarth: Gedicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.47215#0162

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ler Michelangelo, Mosessen ein paar richtige
Hörner aufzusetzen. Ja, Kunst hängt eben
eng mit Währung zusammen!
Ja, es hat in der Kunst schon lange vor Moses
„Währung“ gegeben. Man brauchte aber eine
Kunst g o 1 d Währung, eine Immer Währung,
und als sie die Kunsthelfferiche endlich in den
alten Hellenen entdeckt hatten, brauchten
sie nur noch die alten Währungen zertrüüm-
mern, das alte „Schaaos“ schaffen und im all-
gemeinen Wirrwarr der Kunstinflation ihre
neue Währung auf richten bevor Moses
zurückkam.
Was in der Goldwährung das „Gold“, das ist
in der hellenischen Kunstwährung „Natur“.
Solange wie Natur in der Kunstwährung nach-
gewiesen werden kann, ist sie echte „Wäh-
rung“. (Man muß sich etwas darunter vor-
stellen können.)
Speziell die Deutschen haben ihrem „Kunst-
Stahl“ ein überaus empfindliches Meßwerk-
zeug für Kunstwerte, mit dem man noch den
billionsten Teil Naturgehalt festzustellen ver-
mag.
Es gibt auch noch Anhänger der alten
Währungen, aber der in der Hellenen-Wäh-
rung steckende echte Naturnachahmungstrieb
ist das Gold, das Kunstgold, nachdem die
Menschheit verlangt! Da werden eben lang-
sam die alten Währungen geopfert.
Das sieht selbst ein Laie, daß „Venus“ in der
„Kunst“ ein so guter Begriff ist wie „Gold“
in der „Währung“. Zum Greifen, diese Ve-
nus, aber nur für „Stilaugen“, wie das Gold
in der Währung nur für Reichsbänke.
— „Gold und Venus “ —
Nichts kann euch erschüttern, nichts euch ent-
fernen! Recke dich, strecke dich, Gold, stets
bist du Währung! Und du liebe, alte, traute
Venus, bleibe auf deinem Kunstsockel erhaben
über alle Stänker, eine Hand als Büstenhalter,
eine als Gedankenlenker. Walter Krug

Gedicht
Mein Auge lauscht dem Beben deines


[Mundes
Lippen keimen auf und winken
Zögern zagen sehren zehren
Flüchten zwischen weisse Zähne

Bergen schmal sich in die Tiefe
Brennen auf und suchen Dich
Lockt Dein Herz sie tief und tiefer
Blut springt auf
Schwellen herzschwer Deine Lippen
Brandglut sprengt weisse Wände
Deine Lippen greifen Ferne
Meine Augen lauschen hören sehen
Fühlen jagen klagen schlagen
Fallen Dir nieder
Komm
Herwarth Walden
Aus dem Gedichtband: Im Geschweig
der Liebe / erscheint Anfang Sep-
tember im Verlag Der Sturm Berlin /
in Ganzleinen 3,— Mark

Inhalt:
B. F. D o 1 b i n : Die internationale Ausstellung
neuer Theatertechnik in Wien .... 97
Kurt Liebmann: Gedichte . . . .100
William Wauer: Das entdeckte
Gehirn.102
Alexander Mette: Gedichte . . .106
Albert Gleizes: La möcanique
nouvelle.107
Thomas Ring: Kreis.108
Kurt Heinar: Kriegerische Befreiung . 108
Otto Nebel: Unfeig eine Neunrunen¬
fuge .Hl
Rudolf Schmitt Sulzthal: Gedicht . 112
E. Kagarow: Petnikow.112
Herwarth Walden : Nach-Sichtung . 114
Thomas Ring: Die Beamtin ihres
Geschlechts.118
Walter Krug: Kunst-Währung. . .119
Herwarth Walden: Gedicht . . -120
Friedrich Kiesler: Raumbühne .101
Enrico Prampolini: Bühnenbild . 105
Lothar Schreyer: Bühnenfigur . .109
Pannaggi: Mechanisches Ballett . . .113
Oskar Schlemmer: Triadisches
Ballett.113
Fernand L 6 g e r : Ballett negre . . .117
Juli / August 1925

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