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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 17.1926-1927

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8. Heft
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Walden, Herwarth: Heim-Weh
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https://doi.org/10.11588/diglit.47216#0151

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Ich bin nicht müde, aber ich bin sehr müde.
Sie sind Ausländerin.
Ja.
Darf ich Ihnen den Koffer fortstellen.
Ich friere.
Warum haben Sie geweint.
Ich friere.
Wo wohnen Sie.
In einem Familienheim.
Ist es angenehm.
Es ist ein Familienheim.
Warum wohnen Sie nicht allein.
Man lässt uns nicht allein wohnen.
Wer ist uns.
Die Ausländer und besonders die Aus-
länderinnen.
Warum wollen Sie denn hier wohnen.
Weil wir aus der Ferne dieses Land lieben
und ehren, das so viel hat und gibt, wie
man in der Ferne sagt.
Sie sind enttäuscht.

Man lässt uns nicht. Man lässt uns nicht
es lieben und verehren, wie wir es von
der Ferne wollen.
Wer tut das.
Allez
Vielleicht haben sie besonders schlechte
Erfahrungen.
Die Herrschaften müssen gehen. Es ist
Feierabend.
Feier. Abend.
Darf ich Sie begleiten.
Ich gehe nirgends hin.
Sie können doch nicht auf der Strasse
bleiben.
Hier ist Feier. Hier ist Ruhe.
Wollen Sie zu mir kommen.
Ich will einmal allein sein. Weit ist die
Strasse.
Ich schäme mich für dieses grosse Land,
das keinen Raum für deine schmalen
Füsse hat.
 
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