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Zeitschrift des Badischen Kunstgewerbevereins zu Karlsruhe — 2.1886

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Lessing, Julius: Einfache Möbel der italienischen Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.4353#0116

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Kiinftgewerbeblatt. 2. 3aljrgang.

rix. 6.

?luS ^oliict), SÄeuc SJetorntionSmottoe

(Einfache ZTCöM bev ital ientfdjen Henatffancc.

Don 3ul<us Ceffiltg.
lliit 31(uftfatioiieii.

Unfere Sammlungen runftgetüerbtid)er
?((tertümer leiben au§natnn§lo§ an bem Ü6el-
ftonb, baf? fie auS üergangenen (Sporen nur bci§
ßu£u§gerät enthalten, roäljrenb ba§ eigent-
lidje ©ebraudjSgerät fo gut wie gar nicljt
toertreten ift. SDtcfev Übetftanb ift im grofjen
unb gangen unucrmeiblidj. Qu aßen Reiten
fjat man ba§ fddidjte @ebraud)§gerät beraubt
ober bei wedjfelnber Sftobe berworfen; be§
8bif6eu><u)ten8 für wert fjat man immer nur
biejenigen (Stade gehalten, roefdje burdj be-
fonberen Kunftfleifj ju etwa? Stufjerorbenttidjem
geftaltet waren. Unb wenn felbft burd) Sufalt
ein fd)lid)tere§ ©erat fid) bi§ auf unfere Sage
erhalten Ijat, fo lägt e§ ber .S^änbler unb 9tuf-
feutfer, weld}er gierig nad) jebem SJrudjfhuf
reidjer Cruamentif tjafdjt, unbeachtet ftetjen,
unb felbft bie Söhtfeen muffen fid) überlegen,
ob fie ben foftbareu SJaiun iljrer Sßalfifte mit
Stücfen boflfteßen foßen, weldje im einjetnen
nur wenig S8emerfen§werte§ jeigen.

So befi|en bie SJhifeen fcbtiefjüd) nur
*Prad)tftüde, unb biefe werben befntfS möglidjfter
9tu§nufcung be§ foftbaren 9?aume§ tr)nnltct)ft
eng äufammengefteßt, fo bafj Sßanbflädje, ©in«
rafjmung, babor geftellte SRöbel unb barauf ge-
fteßte§ Sleingerät ein farbenreidje§ SJitb über-
auellenber ^ßractjt gewähren.

®ie golge biefe§ einfeitigen Sluftjäufen»
bon 2uju§gerat in unferen SDhtfeen ift nun
eine büßig falfct)e Slnfdjauung bon ber (£r-
fdjeiimngSweife unb ben Sunftanfbrüdjen frü-
t)erer «ßerioben. sDcan benft fid) ba§ §au3

Äunftgcwcrbe&latt. n.

be§ fcdjjeljnten SafjvImnbertS gerabc fo über-
fättigt mit Sunftformen wie ben 9renaiffanco
faal eine§ SKufeumS, man bebenft nid)t, ba%
bie £eute boct) fdrtiefjtidj nict)t in einem Sfcutme
Wonnen tonnten, in bem jeber SBinfet mit über-
ffüffigen ßierftüden boflgefteßt ift. ge meljr
bie ©inridüttug eine§ Sföufeunrä fdjeinbar ge-
fddoffene 3immerau§ftattungen bovfücjrt, um fo
gefätjrlidjer wirb ber Srrtum, unb ba§ feljv
rei^boße £otet ©tunt) in fßariä, bem bie 23e-
lebung be§ molerifcben Sinne§ fo biet berbanf't,
Ijat gerabe burd) feine .falfdjen unb überfüllten
3immereinrid)tungen einen grofjen Seil ber
falfdjen Stiftung auf bem ©ewiffen, meldje fidj
in ber Überlabung ber mobernen &immer in
mittetattertidjem ober 9tenaiffance=<Stit gefaßt.

Stuf feinem ©ebiete madjen fidj bie be-
regten Übetftänbe fühlbarer at§ bei ben 3KöMn.
®ie Sßvadjttrufje mit reidjer S3ilbfd)ni^erei, ba&
Kabinett mit eblen Steiueinlagen, ber Sifdi mit
platten öon g-lorenttner SRofaif, ber Sdjrant
mit reidjem Stufbau bon (Säulen unb giguren,
ber Efwrftut)! mit Sürmdjen unb Sßalbactjinen,
ba§ atte§ b,at fid) allenfalls im Stnfefjen ju er-
Rotten gewußt, aber niemanb rjatte fid; bie
Sftüfje gegeben, ben eiufadjen ©djemet, ben
glatten Sdjreibtifdj, furj äße jene 9KöbeI auf-
jubewatjren, mit benen man eigentlicfj tebte
unb unter benen bie oben genannten bod) nur
öereinjelte StuSnatjmen waren.

2>a§ ©tubium ber Stltertümer tonnte an
ber §anb ber gleidjjeitigen Silber, auf benen
fid) 3immereinrid)tungen fanben, atlmätjlid) jn

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